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Abgase schädigen Herzen der Autofahrer  
  Verbrennungsmotoren setzen bekanntlich eine Reihe von Abgasen frei, die der Gesundheit abträglich sind. Einer aktuellen Studie zufolge ist auch die Luft im Innenraum der Autos keineswegs schadstofffrei. Feinste Teilchen dringen in das Interieur des Vehikels und lösen schädliche Reaktionen in den Herzen der Autofahrer aus.  
Wie Michael Riediker vom Institut de Sante au Travail in Lausanne gemeinsam mit US-amerikanischen Kollegen herausgefunden hat, werden Autolenker im Inneren des Fahrzeugs 2,5 Mikrometer kleinen Partikeln ausgesetzt, die aus den Motorabgasen stammen. Diese lösen schon nach wenigen Tagen einen unregelmäßigen Herzschlag aus. Langzeitstudien wurden zu diesem Thema bislang noch nicht erhoben.
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Der Artikel "Particulate Matter Exposure in Cars Is Associated with Cardiovascular Effects in Healthy Young Men" von Michael Riediker et al. erschien im Fachjournal" American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (Band 169, S. 934-40; doi:10.1164/rccm.200310-1463OC)
->   Zum Original-Abstract
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Mobilität auf Kosten der Gesundheit
Dass die individuelle Mobilität eine gesundheitliche Schattenseite hat, ist wohlbekannt: Die in den Automotoren stattfindenden Verbrennungsprozesse führen zur Freisetzung einer Vielzahl von Abgasen.

Ein Meilenstein war in diesem Zusammenhang die Einführung einer Katalysatorpflicht für Benzinmotoren im Jahr 1987. Diese führte zu einer Reduktion der an die Umwelt abgegebenen Kohlenwasserstoffe und Stickoxide.

Negativer Effekt der Katalysator-Technologie: Sie bewirkte gleichzeitig einen Anstieg von Lachgas- und Ammoniak-Emissionen.
Schwefelbelastung reduziert
Positiv hat sich die Verwendung von schwefelarmen Treibstoffen ausgewirkt, welche die Umweltbelastungen durch Schwefeldioxid reduzierte. Trotz dieser Maßnahmen sehen Umweltschützer und Mediziner die Gefahren des Autoverkehrs keineswegs gebannt.
Sorgenkind Diesel
Zum einen nimmt die CO2-Belastung aufgrund des stetig steigenden Verkehrsaufkommens nach wie vor zu, zum anderen stehen vor allem Dieselfahrzeuge seit geraumer Zeit in der Schusslinie der Kritik.

Diese gelten nämlich als hauptverantwortlich für die Stickoxidbelastungen sowie für die Freisetzung von feinen Partikeln, die sich in der menschlichen Lunge festsetzen können.
->   Neuer Filter beseitigt Dieselruß fast vollständig (29.8.01)
->   Studie: Diesel belastet Luft mehr als erwartet (26.6.01)
Studie: Polizisten bei Nachtschicht untersucht
Michael Riediker und seine Kollegen gingen nun der Frage nach, inwieweit auch die Luft im Innenraum von Autos mit Abgasen verunreinigt ist. Zu diesem Zweck maßen sie die Schadstoffbelastung in Fahrzeugen von Polizisten aus North Carolina, die während der Nacht ihren Dienst versahen.

Die Forscher fanden heraus, dass feinste Partikeln mit der wissenschaftlichen Kurzbezeichnung "PM2,5" offensichtlich in den Innenraum des Vehikels gesogen werden.
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2,5 Mikrometer kleine Partikel
Die Abkürzung "PM2,5" steht für "particulate matter", die Zahl zeigt den durchschnittlichen Durchmesser dieser Teilchen, nämlich 2,5 Mikrometer an. Ein Mikrometer ist der Millionste Teil eines Meters.
->   Messbericht über PM10- und PM2,5-Inhaltsstoffe 2002 (Umweltbundesamt)
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Herzrhythmusstörungen und Alarmproteine im Blut
Riediker und seine Mitarbeiter konnten zeigen, dass die Staubteilchen mit den Herzen der Autofahrer interagieren. Je höher die Schadstoffbelastung der Beamten während ihrer neunstündigen Schicht war, desto höher war die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Herzrhythmusstörungen.

Der selbe Zusammenhang ergab sich für den Blutgehalt von Proteinen, die an Blutgerinseln beteiligten sind. Mit dieser Kenngröße lässt sich grundsätzlich das Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung abschätzen.

Auch wenn die Schadstoffkonzentrationen außerhalb des Wagens höher waren als innerhalb, glaubt Ko-Autor Robert Devlin, dass die gemessenen Werte durchaus gesundheitsgefährdend sein können.
Kein Zusammenhang bei Ozon und CO
Ebenfalls registriert wurden Stoffe wie Ozon und Kohlenmonoxid (CO), diese wurden im Rahmen der Studie jedoch nicht direkt mit gesundheitlichen Problemen in Zusammenhang gebracht.

Noch sei allerdings nicht klar, ob sich aus diesen Messungen auch ein Langzeiteffekt für Autofahrer ablesen lasse, betont Michael Riediker. Ebenso sei offen, ob etwa für Lkw-Fahrer oder Pendler die selben Effekte nachzuweisen sind.
500.000 Tote jährlich
Grundsätzlich liefert die Studie aber einen neuerlichen Hinweis darauf, dass die PM2,5-Teilchen gesundheitsgefährdend sind.

Dies ist umso beunruhigender, als solche Stoffe nicht nur von Autos, sondern auch von kalorischen Kraftwerken und Treibstoff-verbrennenden Industrien erzeugt werden. "Das ist ein ziemlich ernstes Problem für unsere Gesundheit", lautet der Kommentar von Robert Devlin gegenüber "Nature Science Update".

Nach Angaben der Wissenschafts-Website sterben jährlich 500.000 Personen an den Folgen der Inhalation dieser mikroskopischen Partikel.
->   "Nature Science Update"
->   Näheres zu Luftschadstoffen (Umweltbundesamt)
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
->   OECD-Umweltbericht mit gemischten Resultaten (19.11.03)
->   Luftschadstoffe vermehren Lungenerkrankungen (18.11.03)
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01.01.2010