News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Klonen macht Organismen selbstsüchtig  
  Hoffnungen, dass man in nicht allzu ferner Zukunft ausgestorbene oder bedrohte Tierarten durch Klonen wiederbeleben bzw. retten könnte, widerspricht eine britische Studie. Ihr zufolge würden nämlich Organismen einer Tierart bei asexueller Fortpflanzung - und Klonen ist nichts anderes - immer selbstsüchtiger. Die Population läuft dadurch Gefahr auszusterben, zeigen Simulationen.  
Das teilte der Evolutionsbiologe Joel Peck von der University of Sussex (Brighton, UK) mit, der seine entsprechende Studie im nächsten Monat veröffentlichen wird.
...
Die Studie wird unter dem Titel "Sex Causes Altruism. Altruism Causes Sex. Maybe" am 22. Mai 2004 in den "Proceedings of the Royal Society - Biological Sciences" erscheinen.
->   "Proceedings of the Royal Society"
...
Alle Arten usprünglich sexuell - auch die asexuellen
Asexuelle Fortpflanzung oder Jungfernzeugung (Fachausdruck: Parthenogenese) sind im Tierreich nichts Seltenes. Tatsächlich waren aber alle Arten, die sich heute asexuell fortpflanzen, ursprünglich sexuell. In den meisten Fällen wechseln auch sexuelle und asexuelle Fortpflanzungszyklen ab. Oft wird bei guten Bedingungen die rasche Parthenogenese praktiziert, wenn die Bedingungen schlechter werden, kommen Männchen ins Spiel, welche die Weibchen ganz normal befruchten.
Dreifach höhere Chancen zu überleben
Pecks Theorie sagt voraus, dass in asexuellen Populationen überaus nützliche, selbstlose Verhaltensweisen - etwa das Opfern einer Biene für den Erhalt des Stockes - zunehmend verschwinden. In Computersimulationen studierte der Evolutionsbiologe dann die Abfolge von 10.000 Generationen einer hypothetischen Art.

Es zeigte sich, dass vor allem bei sich verschlechternden Umweltbedingungen die sexuellen Populationen eine dreifach höhere Chance haben zu überleben als ihre sich asexuell vermehrenden Verwandten.
...
Maus ohne Vater geschaffen
Erst vergangene Woche veröffentlichte "Nature" eine Studie, die vom ersten Säugetier berichtet, das ohne genetisches Material von männlichen Exemplaren auf die Welt kam. Japanischen Molekularbiologen war die "Jungfernzeugung" einer Maus gelungen - das "Kaguya" getaufte Mäuseweibchen besitzt ausschließlich mütterliches Erbgut. Es ging aus einer zusammengesetzten Eizelle hervor, die das Erbgut von zwei weiblichen Mäusen in sich trug.
->   Mehr dazu in: Erstes Säugetier ohne Vater (22. April 2004)
...
Nettigkeit kommt bei Asexualität nicht vor
Wenn die Bedingungen schlechter werden, hilft die Selbstlosigkeit Einzelner der ganzen Population. Diese netten Individuen überleben mit ihren Kollegen und finden sich in der Population auch dann noch, wenn sich die Lebensumstände wieder bessern. "Wie auch immer, unter den Bedingungen der Asexualität hat Nettigkeit keine Chance, die selbstsüchtigsten Typen nehmen schlagartig überhand", so Peck.

Bei der Parthenogenese gibt es nämlich keinen Austausch von Genen, jedes Individuum denkt - gleichsam - nur an sich selbst und seine direkten Nachkommen. Würden Menschen eine asexuelle Population, wäre es sehr wahrscheinlich, dass sie sich rasch selbst auslöschen.
->   University of Sussex
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Forscher kreiert zweigeschlechtliche Embryonen (3.7.03)
->   Ausblick in die Zukunft der Reproduktion (1.7.03)
->   Eizellen statt embryonale Stammzellen (31.1.02)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010