News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Straßen, Plätze und Parks und ihre Freiraumqualitäten  
  Der Alltag in der Großstadt ist geprägt von Tätigkeiten und Wegen, die Platz brauchen: Einkaufen, Spielen, Rasten etc. Der wichtigen Rolle von Freiräumen gehen die Landschaftsplaner Wolfgang Pichler und Christoph Haslmayr von der BOKU Wien im Rahmen der Reihe "University meets Public" nach. Sie erarbeiten die Voraussetzungen solcher Freiräume und machen Ansätze für zukunftsfähige städtische Strukturen sichtbar.  
Leben braucht Freiraum
Von Wolfgang Pichler und Christoph Haslmayr

"Leben braucht Freiraum" ist eine programmatische These. Stadtbewohner brauchen Platz für ihre Tätigkeiten und Wege. Im Vortrag sowie in unserer planerischen Arbeit fragen wir: Welche Freiräume unterstützen den Alltag? Was steht im Weg?

Wir stellen städtische Freiräume anhand typischer Straßen, Plätze, Parks vor und interpretieren deren Freiraumqualitäten. Die Gäste bringen ihre Erfahrungen und Ansprüche mit. Im Gespräch erarbeiten wir Prinzipien für gebrauchsfähige Freiräume und Ansätze für die Planung zukunftsfähiger Stadtstrukturen.

Damit transportieren wir ein Stück weit, was in der Freiraumplanung möglich ist und wohin Planungen führen. Wir halten fest, dass es an den Ausbildungsstätten, Planungs- und Ausführungsfirmen sowie an der öffentlichen Verwaltung liegt, die Prinzipien umzusetzen. Wir betonen, dass es an den offiziellen wie informellen Auftraggebern liegt, diese auch einzufordern.
...
"University meets Public" in science.ORF.at
Das Kooperationsprojekt "University meets Public" zwischen dem Verband Wiener Volksbildung und der Universität Wien gibt es seit fünf Jahren. Nach dem Motto "leicht verständlich, unabhängig von Vorbildung und ohne finanzielle Barrieren" werden auch in diesem Semester eine Reihe von Vorträgen und Veranstaltungen angeboten. science.ORF.at stellt einige der Inhalte in Form von Gastbeiträgen vor.

Vortrag von Wolfgang Pichler und Christoph Haslmayr: "Leben braucht Freiraum"
Ort: Volkshochschule Liesing/Rathaus Mauer
Zeit: Mi., 4.5.04, 19.00-20.30
->   "University meets Public"
...
Freiraum in der Stadt
Materiell definiert ist Freiraum der nicht überbaute Raum der Stadt, das Draußen. Die Freiräume der Stadt sind vielgestaltig. Höfe, Gärten, Terrassen, Balkone, etc. sind privat. Strassen, Plätze, Parks, Sportanlagen, Freibäder, Friedhöfe, etc. sind öffentlich.

Eingangsbereiche, Hausvorbereiche, gemeinschaftliche Höfe oder Wohnwege bilden Übergangsbereiche zwischen Privatem und Öffentlichem. Vom Leben her kennen wir Freiraum zum Entscheiden und zum Handeln. Freiräume eröffnen Möglichkeiten und stellen Sicherheiten dar, sie laden ein und sie bieten an.
Virtueller Spaziergang durch die Stadt
Wir starten mit einer Diaschau. Das ist eine Gelegenheit zu einer gedanklichen Reise durch städtische Freiräume. Wir laden unsere Gäste ein, den Blick auf die Tauglichkeit der Freiräume für ihre persönlichen Alltagstätigkeiten zu richten und Stärken wie Schwächen der Orte gedanklich festzuhalten.
Maßstäbe für die Freiraumqualität
Nutzung und Gebrauch sind wesentliche Maßstäbe für Planung und Ausführung. Die Zuhörer schreiben alltägliche Wegeketten auf, wir fassen wiederkehrende Tätigkeiten und Wege zu Ausgangspunkten der Prüfung zusammen.

Aus der Bewertung der exemplarischen Freiräume folgt: Der gute städtische Freiraum ist verfügbar, gebrauchs- und alterungsfähig, wandelbar, erreichbar, bietet Gelegenheiten und Wahlmöglichkeiten, wird gepflegt und erhalten.
...
Freiraumplanung
Freiraumplanung ist ein Aufgabengebiet der Landschaftsplanung. Freiraumplanung beinhaltet die strukturelle und materielle Herstellung von konkreten Orten und metaphorischen Handlungsspielräumen für unterschiedliche Zuständigkeiten, Verfügbarkeiten und Gelegenheiten. Landschafts- und Freiraumplanung nach diesem Verständnis wurzeln in den Arbeiten von Wissenschaftlern und Praktikern der 1970er, -80er, -90er Jahre, veröffentlicht vor allem in Arbeitsberichten der Gesamthochschule Kassel, Büchern der AG Freiraum und Vegetation (Kassel) sowie Schriften der Cooperative Landschaft (Wien).

Die Praxis und Theorie einer Landschaftsplanung mit sozialem und ökonomischem Basisparadigma, mit humanwissenschaftlicher Grundlegung und mit strukturalistischer Betrachtungsweise (vgl. Schneider, 1998) wird seit 1994 unter der Professur von Gerda Schneider am Institut für Landschaftsplanung, BOKU Wien gelehrt und erweitert.
...
Theorie und Praxis städtischer Freiraumplanung
Diese Qualitätskriterien sind Ausgangspunkte für die Formulierung von Planungsprinzipien als Ertrag des theoretischen Bodens, auf dem wir uns bewegen und von Planungsansätzen, welche die möglichen Anwendungen darstellen. Die Praxis ist die Prüfebene der Prinzipien und der Ansätze und zugleich Nahrung für die Erweiterung der Theorie.
Wir stellen folgende Prinzipien und Theorien vor:
Vollständige Organisation von Freiräumen: Innenhaus und Außenhaus (Hülbusch, 1978), Hierarchie von Raumöffentlichkeiten (Böse, 1981).
Gebrauchs- und kostenorientierte Planung: Ökonomie des häuslichen Arbeitsplatzes (Hülbusch, 1978), Subsistenztheorie (Bennholdt Thomsen, Mies, von Werlhof, 1983), Theorie zur kommunalen Ökonomie (Harvey, 1987).
Geschlechter-, alters- und gruppendifferenzierte Planung: Geschlechterdifferenz (Irigaray, 1989), Wechselfälle des Lebens (Steinhäuser, 1990), Soziale Praxis des Freiraums (Böse, 1981).
Wir gehen auf folgende Ansätze näher ein:
Prüfung städtebaulicher Leitbilder: Auswirkungen von Gedankenmodellen und ihren Argumentationsmustern auf konkrete Planungen und das Leben der BewohnerInnen.
Von städtischen Vorbildern lernen: Anknüpfungspunkte anhand realer städtischer Situationen.
Prinzipien in die Praxis einbringen: Möglichkeiten der Vermittlung in der Ausbildung und Weiterbildung, von der Objektplanung bis zur Programmplanung.
Freiräume planen und bauen: Eckpunkte der Auftragsformulierung, Planung, Ausführung.
Freiraum braucht Leben
Es bleiben immer Fragen. Eine ist die nach den unmittelbaren Handlungsmöglichkeiten für StadtbewohnerInnen als informelle AuftraggeberInnen jeder Freiraumplanung.

Eine Antwort: Die vorhandenen Freiräume der Stadt nutzen, sich einmischen und tätig sein. Damit kommen wir zur programmatischen Ausgangsthese zurück und ergänzen: "Freiraum braucht Leben".
...
Wolfgang Pichler und Christoph Haslmayr sind wissenschaftliche Mitarbeiter (i.A.) am Institut für Landschaftsplanung, BOKU Wien.
->   Institut für Landschaftsplanung, BOKU Wien
...
->   Forum Landschaftsplanung, Wien
Stadtentwicklung Wien
->   Stadtentwicklung Wien
->   Stadtgartenamt Wien
->   Amt für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft Saarbrücken
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010