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Gen für vererbbaren Muskelschwund identifiziert  
  Das Charcot-Marie-Tooth-(CMT-)Syndrom gehört zu den häufigsten vererbten Erkrankungen des peripheren Nervensystems und äußert sich vor allem als Muskelschwund. Grazer Forscher haben nun ein entscheidendes Gen identifiziert.  
Das Gen, das die entsprechenden Mutationen trägt, findet sich am Chromosom 7, so Christian Windpassinger vom Institut für Medizinische Biologie und Humangenetik der Medizin-Uni Graz.
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Die Studie ist am 2. Mai 2004 unter dem Titel "Mutant small heat-shock protein 27 cause axonal Charcot-Marie-Tooth disease in distal hereditary motor neuropathy" als Online-Vorabpublikation in "Nature Genetics" (doi:10.1038/ng1354) erschienen.
->   Original-Abstract in "Nature Genetics"
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Unterschiedliche Symptome und Gene
Molekulargenetische Untersuchungen der vergangenen zwei Jahrzehnte haben gezeigt, dass CMT sowohl klinisch als auch genetisch äußerst vielfältig ist, das heißt, dass die Symptome sehr unterschiedlich sind und auch genetisch viele Ursachen in Form unterschiedlicher Mutationen zu Grunde liegen.
Subtypen des CMT-Syndroms
Der Nachweis einzelner Gendefekte innerhalb vieler Familien hat daher zu mehreren Subtypen des CMT-Syndroms geführt, so Windpassinger.

Das Grazer Forscherteam unter der Leitung von Klaus Wagner hat sich in seiner jüngsten Arbeit gemeinsam mit einer amerikanischen und belgischen Arbeitsgruppe dem Typ 2F des CMT-Syndroms gewidmet, bei der es zu einer degenerativen Veränderung der Ausläufer der Nervenzellen (Axone), kommt.
Weiteres Gen auf Chromosom 7
Für den Typ 2 wurden bereits einige Gene entschlüsselt. Nun hat man auf Chromosom 7 Mutationen im Hitzeschockprotein HSP27 entdeckt - und zwar sowohl bei CMT2F-Patienten als auch bei Personen mit anderen erblichen, die Bewegungsnerven betreffende Krankheiten (dHMN). Bei den jüngsten Analysen konnten insgesamt fünf Missens-Mutationen im HSP27-Gen entdeckt werden.

Das sind Punktmutationen, bei denen nur ein einziger Baustein im Triplett oder Codon der DNA so verändert wird, dass in der Folge bei der Eiweißsynthese ein anderer Aminosäure-Baustein als ursprünglich vorgesehen in die Peptidkette eingebaut wird, erklärt Windpassinger. Welche Folge diese Mutation hat, hängt davon ab, wo sie innerhalb der DNA-Sequenz auftritt und welche Aminosäure ersetzt wird.
Geringere Viralität
"In weiteren Untersuchungen konnten in Mausnervenzellen mit mutiertem Protein eine verringerte Vitalität nachgewiesen werden, was möglicherweise zur frühzeitigen Degeneration der Axone führt", so der Grazer Forscher.
Protein-Faltung entscheidend für Neuro-Krankheiten
In vitro wurde zudem gezeigt, dass das HSP27 an der Organisation des so genannten Intermediärfilamentnetzwerkes beteiligt ist und damit zur Aufrechterhaltung des Zytoskeletts und des Transportes von Proteinen über das Axon beiträgt.

Durch bereits vorliegende Ergebnisse würden sich nun die Hinweise verdichten, dass die korrekte "Faltung" von Proteinen bei der Entstehung einer Vielzahl von neurodegenerativen Erkrankungen eine entscheidende Rolle spielt. Die aktuelle Entdeckung soll die Diagnose der Erkrankung erleichtern, Fernziel ist natürlich eine spezielle Behandlung - etwa durch die Reparatur eines Gens.
->   Institut für Medizinische Biologie und Humangenetik, Graz
 
 
 
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01.01.2010