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"Trojanisches Pferd" als Antitumormittel  
  Wiener Anorganische Chemiker haben - gefördert vom FWF - ein neues effektives Antitumormittel entdeckt: Rutheniumverbindungen hemmen in Kombination mit dem Eisentransportprotein Transferrin das Wachstum von Tumoren. Der neue Wirkstoff wird derzeit in ersten Studien am Patienten erprobt - und wirkt wie ein "Trojanisches Pferd".  
Der erfolgreiche Einsatz von Metallkomplexen als Antitumormittel in der Krebstherapie ist längst gang und gäbe. Forscher vom Wiener Institut für Anorganische Chemie haben nun unter der Leitung des Institutsvorstands Bernhard Klaus Keppler die tumorhemmende Wirkung von Rutheniumverbindungen in Kombination mit Biomolekülen untersucht und damit einen neuen Wirkstoff für die Chemotherapie entdeckt.
Gute Bindungseigenschaften
Bild: B. Kepler
Eine Rutheniumverbindung
in Nahaufnahme
"Wir haben herausgefunden, dass sich Ruthenium-Komplexe sehr gut an das Eisentransportprotein Transferrin binden", erläutert Keppler das vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderte Projekt.

"Diese Eigenschaft ist deshalb von großer Bedeutung, weil solide - also feste - Tumore einen erhöhten Status an Rezeptoren für Transferrin an ihrer Oberfläche haben. Damit können sie genügend Eisen aufnehmen, was für den erhöhten Stoffwechsel der Tumorzelle essenziell benötigt wird."
"Trojanisches Pferd"
Das Forschungsteam hat sich diese Eigenschaft nun zunutze gemacht: Im Sinne eines Trojanischen Pferdes bindet sich anstatt eines Eisens eine tumorhemmende Rutheniumverbindung an das Transportprotein und gelangt auf diese Weise direkt in den Tumor.

"Um aber zu verhindern, dass gesunde Zellen, die ebenfalls Eisen benötigen, dadurch geschädigt werden, haben wir zusätzlich einen Aktivierungsmechanismus eingebaut, mit dessen Hilfe die
Wirkung des Rutheniums nur in Tumorzellen zum Tragen kommt", so der Chemiker.
Geringere Nebenwirkungen der Chemotherapie
"Damit können wir die Nebenwirkung der Chemotherapie relativ gering halten: Die für die klinische Anwendung notwendigen toxikologischen Analysen haben gezeigt, dass es lediglich zu einer milden Erythropenie, also einer Verminderung der Anzahl der roten Blutkörperchen, kommt."

Ein weiterer Vorteil: Es reichen bereits niedrige Konzentrationen dieses Wirkstoffs, um in der Tumorzelle die Apoptose, den natürlichen Zelltod, einzuleiten. Das neue Antitumormittel wird derzeit in ersten Studien an Patienten erprobt.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
->   Institut für Anorganische Chemie, Uni Wien
->   Wissenschaftsfonds (FWF)
->   Universum Magazin
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema "Tumoren"
 
 
 
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01.01.2010