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Neue Initiative zur Verhütung vorgestellt  
  Ein Drittel der österreichischen Frauen dürfte laut Schätzungen zumindest ein Mal eine Schwangerschaft abgebrochen haben. Mit einer Informationskampagne will jetzt die Österreichische Verhütungsinitiative (ÖVI) gegen Unwissen in Sachen Kontrazeption ankämpfen.  
74 Prozent der Frauen wollen mehr Information
Die Basis für die Initiative legten aktuelle repräsentative Umfragen in Österreich mit 2.500 Probanden (Frauen zwischen 15 und 45 Jahren, Männer zwischen 15 und 55).

Der Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Wiener AKH, Peter Husslein, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien:

"74 Prozent der Frauen wünschen sich stärkere Information über Verhütungsmittel in den Medien aber auch anderswo. Ein Drittel der Frauen, 37 Prozent, können sich einen Wechsel des verwendeten Verhütungsmittels vorstellen."
Schwangerschaftsabbrüche bei einem Drittel
Den Bedarf an mehr Information über Empfängnisverhütung belegen ziemlich drastisch Zahlen, die der Vorstand der Abteilung für Gynäkologie an der Wiener Rudolfstiftung, Werner Grünberger, zitierte:

"19 Prozent der Österreichinnen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren haben angegeben, schon einmal ungewollt schwanger geworden zu sein. (...) Insgesamt glaube ich, dass ein Drittel der Frauen einen Schwangerschaftsabbruch hat. Wir (Rudolfstiftung, Anm.) haben etwa 20 Prozent aller Schwangerschaftsabbrüche bei Teenagern."
Immer geringerer Kinder-Wunsch
Grünberger machte aber auch noch auf andere bedenkliche Daten aufmerksam:

"Ich glaube, dass mehr als 19 Prozent (siehe oben, Anm.) der ungewollten Schwangerschaften ausgetragen werden. Wie viele Scheidungen etc. wir haben, wissen wir alle. Was mich schockiert hat: Im Jahr 1990 haben wir Mädchen befragt, ob sie irgendwann in ihrem Leben schwanger werden wollten. 72 Prozent haben gesagt 'natürlich", sie wollten ein, zwei, drei Kinder. Im vergangenen Herbst haben hingegen 52 Prozent gesagt: 'niemals in ihrem Leben'."

Grünberger hat ehemals Österreichs erste "First Love"-Ambulanz für Teenager eingerichtet.
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Mehrere Methoden
An sich sind - 42 Jahre nach der Einführung der "Pille" - sozusagen "jede Menge" sicherer Methoden zur Schwangerschaftsverhütung vorhanden. Die Wiener Gynäkologin Doris Gruber: "Seit es die 'Pille' gibt, hat Empfängnisverhütung einen wesentlichen Stellenwert im Leben der Frau. Sie ist einer langen Zeitspanne ausgesetzt, in der es die Möglichkeit einer Schwangerschaft gibt. Die Verhütung stellt ein Lebenselement der Frauen dar."
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Männer wollen eher Kinder als Frauen
Dabei ist in Österreich der Kinderwunsch eine Domäne der Männer. 49 Prozent können sich vorstellen, sofort Kinder zu haben. Doris Gruber: "Bei den Frauen ist dieser Wert mit 22 Prozent erschreckend niedriger." Die Entscheidung für ein Kind sei für sie vor allem eine "Lebensabschnittsentscheidung".
Erhebliche Informationsmängel
Doch auch vier Jahrzehnte hormonelle Kontrazeption - mittlerweile gibt es mit Hormonpflaster, Hormonspirale, Implantaten etc. noch etliche weitere auf dieser Basis sichere Methoden - bestehen offenbar noch immer erhebliche Informationsmängel.

Der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Sepp Leodolter: "Wenn Frauen auf die Einnahme der 'Pille' länger als zwölf Stunden vergessen haben, reagieren nur 49 Prozent entsprechend."

In einem solchen Fall besteht während des Rests des Zyklus ein Schwangerschaftsrisiko. Doch nur die Hälfte der "Vergesslichen" verhüten in Österreich dann mit anderen Methoden, 29 Prozent ändern ihr Sexualleben nicht und gehen genau so ein Risiko ein wie jene 15 Prozent, die bloß am selben Tag auf Sex verzichten.
->   ÖVI
->   Verhüten Sie richtig? (salzburg.ORF.at)
->   Das Stichwort Verhütung im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010