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Die Natur als Vorbild  
  Moderne Technik macht sich zunehmend in der Natur bewährte Lösungen zu nutze. Wenn Kombizangen Oberkiefern von Ameisenlöwen gleichen, dann ist von Bionik die Rede. Eine Ausstellung zum Thema wurde jetzt in Wien eröffnet.  
Die Ausstellung "Bionik. Biologie und Technik. Zukunftstechnik lernt von der Natur" ist bis 19. August im Virtuellen Siemens Forum im Naturhistorischen Museum Wien zu sehen. (Donnerstag bis Montag von 9 bis 18.30 Uhr, Mittwoch 9 bis 21 Uhr, Dienstag geschlossen).
Haifisch-Haut und Katzenpfote
Die raue Haut der Haifische inspiriert nicht nur zu schnelleren Schwimmanzügen, sondern auch zu Flugzeugverkleidungen mit weniger Reibungswiderstand. Das Prinzip der Katzenpfote wird für Autoreifen kopiert, die sich beim Bremsen oder in Kurven wie die Pfote verbreitern.

Den Bäumen beim Wachsen zuschauen, auch das kann zu modernen Lösungen führen, sagt Reiner Bappert, vom Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim: Die Stabilität von Ästen, Baumkronen und Verzweigungen war Vorbild für medizinisches Gerät, wie etwa Implantatschrauben, die dadurch ein Leben lang halten und nicht mehr ersetzt werden müssen (etwa bei einem künstlichen Hüftgelenk).

 


Links: Oberkiefer des Ameisenlöwen (Myrmeleon formicarius)
Rechts: Vorderteil einer Kombizange
Primitive Technik?
Die Technik war Jahrhunderte lang zu primitiv, um von der Natur zu lernen, sagt Bernd Lötsch, Direktor des Naturhistorischen Museums Wien. "Wir glauben, dass die Bionik ein Wiederfinden von Technik und Biologie ist - ein späte Versöhnung." Bionik sei die Technik der Zukunft, so Lötsch.

Auch in Zukunft können die Strategien von Tieren und Pflanzen den modernen Technologien auf die Sprünge helfen, sagt Bionik-Experte Bappert, wie etwa die Beine von Stubenfliegen: An den Beinen haben die Fliegen sehr feine Härchen, die kleine Klebstoffpartikel absondern. Das könnte Ideen zu einem kraftvollen Klebstoff liefern, der auch wieder spurlos zu beseitigen ist.

 


Links: Kleine Saugnäpfe am Vorderfuß des Gelbrandkäfers (Dysticus marginalis)
Rechts: Saugnäpfe an einer Seifenhalterung
Analogien
Natur und Technik finden auch unabhängig von einander für Probleme ähnliche Lösungen. Analogien, also Kopien ohne Vorbilder, stecken in vielen Haushaltsgeräten, wie im wabenartigen Eierkarton oder dem Klettverschluss. Aber auch das Klappmesser nimmt Anleihen von der Natur: von den faltbaren Beinen des Stutzkäfers.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010