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ACR ortet Innovationsdefizit und mehr Polit-Einfluss  
  2004 feiert die Austrian Cooperative Research (ACR), ein Dachverband wirtschaftsnaher Forschungseinrichtungen, ihren 50. Geburtstag. Zum Jubiläum kritisiert ACR-Präsident Theo Gumpelmayer die geplante Reform der heimischen Forschungsförderung: Er befürchtet in Zukunft eine stärkere politische Kontrolle der Forschungsvorhaben. Außerdem gebe es bei den kleinen und mittleren Betrieben (KMU) ein Innovationsdefizit.  
Gumpelmayer ortet angesichts der Umstrukturierungen im Bereich der Forschungsförderung Verunsicherung bei den Forschungseinrichtungen und Betrieben, wie er bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien erklärte.
Ministerien haben das letzte Wort
Obwohl er das Konzept eines gemeinsamen Hauses für die Forschungsförderung grundsätzlich begrüßt, sollten doch Eckpfeiler des alten Systems erhalten bleiben, so der ACR-Präsident. "Das System mit nur zwei Geschäftsführern und einer GmbH, in der die Eigentümer - sprich: die Ministerien - das letzte Wort haben, birgt die Gefahr, dass eine eingeschlagene Marschroute jederzeit geändert werden kann", sagte Gumpelmayer. Das stifte letztendlich Verunsicherung.
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Hintergrund: Die Pläne zur Forschungsreform
Die Regierung wird künftig mehr Einfluss auf die bisher von weitgehender Autonomie gekennzeichnete Forschungsförderungslandschaft nehmen: Die Mitte April präsentierten Pläne sehen die Fusion der wirtschaftsnahen Fördereinrichtungen FFF, TIG, BIT und ASA zu einer Forschungsförderungs-GmbH (FFG) vor, deren Aufsichtsrat mehrheitlich und die Geschäftsführung vollständig von Ministern bestellt werden soll. Der auf Grundlagenforschung ausgerichtete Wissenschaftsfonds (FWF) wird einer grundlegenden Reform unterzogen, er bleibt aber - vorerst - außerhalb der GmbH und selbstständig. Der Gesetzesentwurf wurde zur Begutachtung bis 15. Mai ausgesendet, das Gesetz zur Errichtung der "Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft mit beschränkter Haftung" soll mit 1. August 2004 in Kraft treten.
->   Mehr zu den Details der Reform (15.4.04)
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FFF als Agentur im Haus der Forschung?
Lieber würde der Experte vor allem den Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) als wichtigsten Partner für die Forschung in der mittelständigen Wirtschaft als eigene Agentur innerhalb des Hauses der Forschung verwirklicht wissen. So könnte gewährleistet werden, dass der wichtige Bottom-up-Ansatz - bei dem Betriebe mit eigenen Projektideen an den Fonds herantreten - erhalten bleibt. Bei der Genehmigung von Forschungsprojekten sollte der FFF jedenfalls freie Hand behalten.
Weniger Förderbeiträge befürchtet
Des weiteren fürchtet ACR-Geschäftsführer Johann Jäger, dass in Zukunft der Förderungsbeitrag durch die öffentliche Hand von derzeit rund 50 Prozent auf 20 bis 25 Prozent gesenkt werden könnte. Auch das sei absolut kontraproduktiv.

Gerade die kapitalschwachen Klein- und Mittelbetriebe (KMU) in Österreich bräuchten für Forschung eine spürbare Risiko-Abfederung, so ACR-Präsident Gumpelmayer. Er sprach sich auch dagegen aus, dass Teile der Forschungsförderung in Prestigeprojekte wie die Weltraumforschung umgeleitet werden, das Geld würde an anderer Stelle empfindlich fehlen.
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50. Geburtstag der Austrian Cooperative Research
Die ACR wurden im November 1954 als Dachverband von 13 wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen gegründet. Heute vertritt die Organisation 18 ordentliche Mitglieder, die insgesamt 435 Mitarbeiter beschäftigen. Sie bündeln mit ihren Einrichtungen die unterschiedlichsten Forschungs- und Technologiekompetenzen, die vor allem KMU zu Gute kommen, da diese Betriebe sich in der Regel keine eigenen Forschungsabteilungen leisten können. 2003 erwirtschaftete ACR einen Umsatz von 39,4 Mio. Euro, 86,3 Prozent des Umsatzes entfielen auf direkte Leistungserbringungen an Unternehmen. Die ACR ist Mitglied der European Association of Research and Technology Organisations (EARTO).
->   ACR
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KMUs sollen für Innovation motiviert werden
Laut einer Schätzung der ACR könnten mit einer effizienten Forschungsförderung und einer entsprechenden Motivationskampagne rund 5.000 bis 7.000 KMU - rund zehn Prozent - in den kommenden drei bis fünf Jahren zusätzlich auf die Innovationsschiene eingeschworen werden.

Damit wäre man dem Ziel, die Forschungsquote gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2010 auf drei Prozent zu steigern, ein gutes Stück näher gekommen.
->   European Association of Research and Technology Organisations
->   FFF
->   Infrastrukturministerium
->   Bildungsministerium
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Forschungsförderung
 
 
 
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01.01.2010