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WHO: Welt steht im Kampf gegen AIDS an kritischer Schwelle  
  Im Kampf gegen AIDS steht die Menschheit nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an einer kritischen Schwelle. Bereits jetzt sei AIDS weltweit die Haupttodesursache bei Erwachsenen von 15 bis 59 Jahren. Doch: Mit Medikamenten, mehr Geld und politischem Willen gebe es die einmalige Chance, den Verlauf der Epidemie zu beeinflussen, betonte die WHO im Weltgesundheitsbericht am Dienstag in Genf.  
"Das ist eine historische Gelegenheit, und wir können es uns nicht erlauben, sie zu verpassen", mahnte WHO-Chef Jong Wook Lee.

"Künftige Generationen werden unsere Ära zu einem großen Teil danach beurteilen, wie wir auf die AIDS-Epidemie reagiert haben." Zu einer erfolgreichen Strategie gehöre in vielen Ländern der Aufbau oder die Verbesserung der Gesundheitssysteme.
Weltweit mehr als 14 Millionen AIDS-Waisen
Durch die hohe Zahl der AIDS-Toten wachsen weltweit rund 14 Millionen Kinder unter 15 Jahren als Waisen oder Halbwaisen auf. Und die Zahl der Betroffenen wird sich nach Befürchtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis 2010 auf rund 25 Millionen noch fast verdoppeln.

AIDS ist inzwischen weltweit die Haupttodesursache bei Menschen im Alter von 15 bis 59 Jahren, wie die WHO im Weltgesundheitsbericht 2004 betont, der am Dienstag in Genf veröffentlicht wurde.

Knapp drei Millionen Menschen starben demnach im vergangenen Jahr an der Immunschwäche.
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AIDS: Tödlicher Angriff auf das Immunsystem
Das Kürzel AIDS steht für das "Acquired Immune Deficiency Syndrome" und bezeichnet das Vollbild einer weiterhin unheilbaren Krankheit, deren Ursache der Zusammenbruch des Immunsystems ist. AIDS-Erreger ist das Humane Immunschwäche-Virus. Von HIV gibt es zwei Typen: HIV-1 und HIV-2. Von HIV-1 sind wiederum mehrere Unterarten bekannt, die sich in den verschiedenen Weltregionen unterschiedlich stark verbreitet haben.

Dieses 1983 erstmals isolierte Virus vermehrt sich in einer besonderen Klasse von Immunzellen, den T-Helfer-Zellen, und vernichtet sie. Sie erkennen für gewöhnlich eingedrungene Fremdkörper und mobilisieren das Abwehrsystem dagegen. In der Folge können sich zahlreiche andere Krankheiten weitgehend ungehemmt im Körper ausbreiten. Einst harmlose Infektionen werden für den Patienten damit zur tödlichen Bedrohung.
->   Informationen des Robert Koch-Instituts zu HIV/AIDS
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"Die Geschichte verändern"
Fast sechs Millionen HIV-Infizierte in Entwicklungsländern werden in naher Zukunft sterben, wenn sie nicht behandelt werden - aber nur rund 400.000 haben im Jahr 2003 eine Therapie bekommen, wie es in dem Bericht mit dem Titel "Die Geschichte verändern" heißt.

Die WHO verwies auf erste Erfolge der Kampagne "Drei bis Fünf". Nach dieser Strategie sollen bis zum Jahr 2005 weltweit drei Millionen HIV-Infizierte mit Medikamenten versorgt werden. Dafür seien bis 2007 allerdings rund 22 Milliarden US-Dollar (knapp 19 Milliarden Euro) nötig, die noch nicht gesichert seien.
Großteil der Betroffenen in nur sieben Ländern
Etwa die Hälfte aller Menschen, die behandelt werden müssten, leben nach WHO-Angaben in nur sieben Ländern: Südafrika, Indien, Kenia, Simbabwe, Nigeria, Äthiopien und Tansania.

Seit Beginn der Epidemie hat AIDS nach WHO-Angaben mehr als 20 Millionen Menschen getötet. Schätzungen zufolge seien 34 bis 46 Millionen Menschen HIV-infiziert.
Besonders dramatisch: Südlich der Sahara
Besonders dramatisch sei die Entwicklung noch immer in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Dort wissen nach Darstellung der WHO noch immer neun von zehn HIV-positiven Menschen nicht, dass sie überhaupt infiziert sind.

In der Region südlich der Sahara sei die Lebenserwartung durch AIDS deutlich gesunken. Habe sie Ende der 80er Jahre bei 49 Jahren gelegen, werde sie bis 2005 voraussichtlich nur noch weniger als 46 Jahre betragen.

Die langfristigen Auswirkungen und die Kosten von AIDS seien in vielen betroffenen Ländern bei weitem unterschätzt worden, stellt der Bericht fest. Untersuchungen legen laut WHO nahe, dass einige Länder südlich der Sahara vor einem wirtschaftlichen Kollaps stehen, wenn sie die Epidemie nicht unter Kontrolle bringen.
Hauptursache: Ungeschützter Geschlechtsverkehr
Weltweit betrachtet sei ungeschützter Geschlechtsverkehr noch immer die Hauptursache für Neuinfektionen, heißt es in dem Bericht. Mit AIDS-Epidemien werde in den nächsten Jahren außer in Asien auch in Osteuropa gerechnet, wo die Immunschwäche sich derzeit weltweit am schnellsten ausbreite.

In Osteuropa und Zentralasien sei inzwischen ein Prozent der Bevölkerung HIV-positiv, was nur in Afrika südlich der Sahara und in der Karibik übertroffen werde.
->   World Health Organisation (WHO)
->   The World Health Report 2004 - Changing History (pdf)
->   Alles zum Stichwort AIDS in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010