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Beobachtet: Massereicher Stern mit Lust auf "mehr"  
  Zwar sind die Vorgänge bei der Entstehung von Sternen in groben Zügen bekannt, aber längst nicht alle Details. Massearme Sterne etwa saugen bei ihrer Bildung Material aus umliegenden Gas- und Staubwolken an, so die gängige Theorie. Dass dies auch bei besonders massereichen Exemplaren der Fall ist, hat nun ein internationales Wissenschaftlerteam mit österreichischer Beteiligung herausgefunden. Sie beobachteten einen noch sehr jungen Himmelskörper mit einer zwanzig Mal höheren Masse als unsere Sonne. Und: der Stern nimmt weiter zu.  
Material aus Gas- und Staubwolke
Bild: Nature
"Nature"-Cover
Genau wie bei masseärmeren Exemplaren bezieht er sein Material aus einer riesigen Gas- und Staubwolke, berichten die Wissenschaftler des European Southern Observatory (ESO) - darunter der Innsbrucker Astrophysiker Stefan Kimeswenger - in der Titelstory der aktuellen Ausgabe von "Nature".

Bislang war man davon ausgegangen, dass massereiche Sterne durch die Kollision von kleineren Vertretern ihrer Zunft entstehen.
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Die Studie ist unter dem Titel "The formation of a massive protostar through the disk accretion of gas" in "Nature" (Bd. 429, S. 155, Ausgabe vom 13. Mai 2004) erschienen.
->   Original-Abract in "Nature"
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7.000 Lichtjahre entfernt im Omega-Nebel
 
Bild: ESO

Sternenregion M17, im Viereck die Gas-Scheibe

Das Astronomen-Team um Rolf Chini von der Ruhr-Universität Bochum hat den Stern im Omega-Nebel (auch M17 genannt) in einer Entfernung von 7.000 Lichtjahren entdeckt. Es handelt sich dabei um eines der derzeit bekanntesten Sternentstehungsgebieten unserer Galaxie.

"Für unsere Beobachtungen mussten wir sehr empfindliche Infrarot-Instrumente der ESO einsetzen, um in das Innere der Staub- und Gaswolken des Nebels zu blicken", erklärte Kimeswenger vom Institut für Astrophysik der Universität Innsbruck im Gespräch mit der APA. Er war in dem Projekt vor allem für die optische Beobachtung zuständig.
Größte bisher entdeckte Gas-Scheibe
Bild: ESO
Detailaufnahme der Gas-Scheibe
(Very Large Telescope der ESO)
Die Forscher entdeckten dabei eine riesige Scheibe aus Gas, die 250 Mal größer ist als unser Sonnensystem und in deren Zentrum sich ein noch nicht voll entwickelter Stern befindet. Nach Angaben der Wissenschaftler handelt es sich dabei um die weitaus größte bisher entdeckte Gas-Scheibe, nicht nur was die Ausdehnung angeht, sondern auch bezüglich der Masse, die mindestens 100 Mal so groß ist wie jene der Sonne.

Sie besteht aus einem Gas-Staub-Gemisch, mit etwa 200 Mal mehr Gas als Staub. Das Gas besteht zu einem Großteil aus Wasserstoff (90 Prozent) und Helium (neun Prozent), der Staub primär aus Kohlenstoff-Partikeln.
Der Stern wächst weiter
Für den Stern bedeutet das ein reiches Reservoir an "Futter" und es gibt laut Forscher keine Anzeichen dafür, dass er seinen Appetit zügeln würde. "Den Berechnungen zufolge könnte er bis zur 30- bis 40fachen Sonnenmasse anwachsen", erklärte Kimeswenger.
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Massearm und massereich
In der Astronomie unterscheidet man massearme Sterne (bis maximal drei Sonnenmassen), durchschnittliche Sterne (drei bis acht Sonnenmassen) und massereiche Sterne (mehr als acht Sonnenmassen), wobei eine Sonnenmasse 1,99 mal 10 hoch 30 Kilogramm entspricht.
->   Mehr über die Sonne (wikipedia)
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Widerspricht gängigen Theorien
Bisher gingen die Astronomen davon aus, dass ein Stern, der mehr als die zehnfache Sonnen-Masse erreicht, auf Grund des nach außen wirkenden Strahlungsdrucks sowie der Fliehkräfte kein Material mehr von außen aufnehmen kann und deshalb auch nicht mehr wächst.

Dieser Theorie zufolge hätten massereichere Himmelskörper nur durch die Kollision von zwei in Entstehung begriffenen Sternen entstehen können.
->   Video-Clip der Sternenregion (ESO; Quicktime)
->   Institut für Astrophysik, Uni Innsbruck
->   Astronomie-Institut, Ruhr-Universität Bochum
 
 
 
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01.01.2010