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Österreichische Forscher bekämpfen Schlafkrankheit  
  100.000 Menschen sterben jährlich an der Schlafkrankheit, einer der gefährlichsten Tropenkrankheiten. Sie wird von Blut saugenden Tsetsefliegen übertragen. Vor allem in den Touristenländern Tansania und Kenia fordert die Schlafkrankheit immer mehr Opfer. Auch österreichische Forscher sind maßgeblich an der Bekämpfung der Schlafkrankheit beteiligt. Mit neuen wissenschaftlichen Methoden sagen sie den gefährlichen Insekten den Kampf an.  
Die Methode zur wirksamen Bekämpfung von Tsetsefliegen klingt verblüffend einfach und heißt:

Geburtenkontrolle - oder im wissenschaftlichen Fachjargon "Sterile Insect Technique" (SIT). Entwickelt wurde diese Bekämpfungsmethode unter anderem in den IAEO-Labors des Austrian Research Centers in Seibersdorf.
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Schlafkrankheit: Erreger befällt Nervensystem
Tsetsefliegen infizieren Mensch oder Tier durch einen schmerzhaften Biss. Sie übertragen dabei gefährliche Parasiten, so genannte Flagellaten. Es kommt zu Gliederschmerzen, Fieber und Gewichtsverlust. Erreichen die Erreger das zentrale Nervensystem so gibt es für die Opfer kaum Überlebenschancen.
->   Detaillierte Informationen in www.medicine-worldwide.de
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Unfruchtbare Männchen als biologische Waffe
Zuerst werden die Fliegen in eigens eingerichteten Farmen, wie etwa in Seibersdorf, massenhaft gezüchtet.

Dann sortiert man die Männchen aus und macht sie durch eine niedrige Dosis radioaktiver Strahlung unfruchtbar. Die sterilen Männchen werden dann als eine Art biologische Waffe in den verseuchten Gebieten ausgesetzt.

Sie paaren sich ganz normal mit den frei lebenden Weibchen. Der Nachwuchs bleibt nach solchen Kopulationen aus. Gibt es genügend unfruchtbare Männchen, so bricht die Tsetsefliegen-Population in den betroffenen Gebieten schließlich zusammen.
Beispiel: Ausrottung der Krankheit auf Sansibar
Mit dieser Art umweltfreundlicher Bekämpfung konnte die Schlafkrankheit 1997 auf der Insel Sansibar in Tansania ausgerottet werden.
Degenerierte Tiere als Problem
Doch die Zucht von Tausenden Tsetsefliegen im Labor ist teuer und stellt die Wissenschafter immer wieder vor neue Probleme: Nach einigen Generationen degenerieren die Tiere, die in Gefangenschaft aufwachsen.

Sie paaren sich nicht mehr in freier Wildbahn. Diese schwachen Fliegen gefährden das Projekt. Daher ist es wichtig Methoden zur Kontrolle der Gesundheit der Tiere zu haben.

Aus diesem Grund erforschen Wissenschaftler am Wiener Biozentrum die Lautäußerungen der gefährlichen Blutsauger.
Schallsignale geben Hinweis auf Gesundheit
Denn Tsetsefliegen sind "singende Insekten". Sowohl Männchen, als auch Weibchen erzeugen Schallsignale, wenn sie um den Partner werben oder kopulieren.

Diese Lautäußerungen entstehen durch Schwingungen im Körperinneren der Insekten. Im Schalldichten Raum werden diese Gesänge aufgenommen, ihre Frequenz und Lautstärke misst ein spezielles Computerprogramm.

Bisher zeigte sich: Je besser die Gesundheit der Insekten, desto intensiver und häufiger sind ihre Lautäußerungen.
Akustisches Kontrollsystem als Erfolgsindikator
Gelingt es nun Standartkriterien auszuarbeiten, so könnte das akustische Kontrollsystem aus Österreich auch in den abgelegenen Regionen Afrikas eingesetzt werden.

Die unterschiedlichen Lautäußerungen der Tsetsefliegen könnten zeigen, wie erfolgreich die sterilen Männchen die Fortpflanzung eindämmen.
Derzeit kein Impfstoff vorhanden
Für Mensch und Tier in den verseuchten Gebieten gibt es derzeit keinen vollen Schutz vor der tödlichen Krankheit.

Ein Impfstoff befindet sich erst in einer Testphase. So bleibt nur die Hoffnung, dass diese Bekämpfungsmethode jene Waffe ist, welche die gefährlichen Insekten eines Tages besiegen wird.

Susanne Kainberger, Modern Times
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Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in der Sendung "Modern Times" am Freitag, 14.5.2004 um 22.35 Uhr in ORF2.
->   "Modern Times"
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->   Austrian Research Centers
 
 
 
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01.01.2010