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ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Die Gesundheit geht "durch den Bauch"  
  Vielen Menschen zu wenig bewusst: Die Gesundheit geht buchstäblich durch den Bauch. Mit diesen Aspekten befasst sich die Gastroenterologie, derzeit auch ein Thema bei den Österreichischen Ärztetagen.  
"Der Gastrointestinaltrakt umfasst jene Organe, in denen der stärkste Kontakt des Menschen mit der Umwelt stattfindet. Er muss auch das ganze Leben tolerant auf die Einflüsse von außen reagieren", erklärte Sonntagabend bei den österreichischen Ärztetagen im italienischen Grado der Tiroler Spezialist Herbert Tilg.
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Die österreichischen Ärztetage finden vom 16. bis 22. Mai 2004 in Grado statt. Sie werden veranstaltet von der Österreichischen Akademie der Ärzte. Neben der Gastroenterologie wird im Rahmen der medizinischen Fortbildung eine Vielzahl weiterer Fachgebiete behandelt.
->   Mehr dazu bei der Österreichischen Akademie der Ärzte
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Immunologie, Chirurgie und Co
Immunologie, Innere Medizin, Chirurgie, Endoskopie, Erforschung entzündlicher Prozesse und andere medizinische Fachdisziplinen sind in und im Umfeld der Gastroenterologie engagiert. Die Fortschritte sind enorm.
Beispiel Morbus Crohn: Gen entdeckt
"Erst vor kurzem ist es gelungen, jenes Gen zu entdecken, das für Morbus Crohn verantwortlich ist", erzählt Experte Tilg. "Es ist zum ersten Mal der Fall, dass eine Therapie auf der Basis solcher Erkenntnisse zu weniger chirurgischen Eingriffen führt."
Ursachen lange Zeit ein Rätsel
Die oft in Schüben auftretende chronisch entzündliche Darmerkrankung war bezüglich ihrer Ursache lange Zeit ein Rätsel.

Doch die Humangenetiker fanden dafür die exakte Erklärung. Tilg: "Es hat sich in den vergangenen drei bis vier Jahren heraus gestellt, dass Veränderungen im NOD2-Gen und der Einfluss der endogenen (eigenen) Darmflora die Krankheit auslösen."
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Morbus Crohn: Darmtrakt reagiert auf Keime
Im Darm finden sich pro Gramm Inhalt 10 hoch 12 Keime. Der Darmtrakt darf mit seinem Abwehrsystem darauf nicht rabiat reagieren. Doch gerade das ist beim Morbus Crohn der Fall. Der Darm reagiert mit andauernden Entzündungen. Oft müssen den Betroffenen immer wieder Darmabschnitte chirurgisch entfernt werden. Auch die herkömmliche medikamentöse Behandlung mit hoch dosiertem Cortison etc. ist belastend und nicht immer erfolgreich.
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Zu wenige Proteine für Entzündungsschutz
Laut dem Tiroler Experten hat sich gezeigt, dass Morbus Crohn-Patienten durch die NOD2-Mutationen offenbar zu wenig bestimmter Proteine (Defensine) im unteren Darm bilden. Das sollte eigentlich vor Entzündungen schützen.

Aufbauend auf diese Erkenntnisse gibt es erstmals eine hoch wirksame Therapie bei dieser Form der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen: Durch die Verabreichung von monoklonalen Antikörpern, welche den stärksten körpereigenen Entzündungs-fördernden Stoff blockieren, lässt sich die Krankheit seit kurzem gut beherrschen.
->   Mehr zu Morbus Crohn in science.ORF.at
Fortschritte in der Diagnose
Auch in der Diagnose von gastrointestinalen Erkrankungen hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan.

"Mit so genannten Doppel-Ballon-Endoskopen kann man nunmehr den gesamten Dünndarm endoskopieren", so der Mediziner Herbert Tilg weiter. Auch Eingriffe können damit - ohne chirurgischen Schnitt - vorgenommen werden.
Verschluckbare Kameras und Ultraschall
Zwei bildgebende Verfahren haben die Situation ebenfalls verbessert: Seit einigen Jahren gibt es verschluckbare Video-Kameras, die Bilder aus dem Darm übermitteln. Hinzu kommen Ultraschalluntersuchungen, mit denen sich Diagnosen sehr frühzeitig stellen lassen.
Erforschung von Magenkeim Helicobacter
Mit auf ihre Fahnen schreiben konnten sich österreichische Mediziner die Erfolge bei der Erforschung des Magenkeims Helicobacter pylori.

Obwohl schon 1906 beim Menschen beschrieben, stellte sich erst 1983 endgültig heraus, dass das Bakterium einfach nicht in den Magen "gehört" bzw. für Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre verantwortlich ist.

1993 erbrachten Wiener Gastroenterologen (Enno Hentschel) den Beweis, dass eine Antibiotikatherapie durch Ausrottung des Keims auch Geschwüre abheilen lässt. Mittlerweile ist Helicobacter pylori noch in zweiter Hinsicht ein "Bösewicht" - laut Tilg verursacht es auch Tumoren.
->   Österreichische Akademie der Ärzte
->   Mehr zum Bakterium Helicobacter in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010