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Austrian Research Centers wollen mehr Geld  
  Ein höheres Budget für die Austrian Research Centers (ARC) wünscht sich Erich Gornik, ihr wissenschaftlicher Geschäftsführer. Die Subventionen des Bundes sollten von derzeit 46 Mio. Euro auf bis zu 54 Mio. Euro jährlich steigen, und zwar vor allem für Investitionen.  
Ostblock-Flair in Seibersdorf
"Das Unternehmen wurde in den letzten Jahren investitionsmäßig ausgehungert, es ist - was den Stand der Technologie bei Geräten betrifft - völlig am Sand", sagte Gornik im Gespräch mit der APA.

Auch der Standort des Herzstücks der Holding sei "peinlich: wenn man Seibersdorf besucht, hat man den Eindruck, man ist in Bratislava oder noch weiter im Osten".

Hier sei ein dringender Modernisierungsschub notwendig, "andernfalls können wir nicht den Standort halten", sagte Gornik. Wenn man diesen nicht aufwerte, sei es auch ein Problem, gute Leute dafür zu finden.
Warten auf nächste zwei Budgets
Ein höheres Budget sei auch für den derzeit laufenden Umbau des Unternehmens notwendig, sagte der vor einem Jahr bestellte ARC-Chef, der gemeinsam mit Helmut Krünes die Holding leitet und sich im vergangenen Oktober eine neue Forschungsstrategie für die ARC vom Aufsichtsrat absegnen hat lassen.

"Wie soll dieses Land die Forschungsquote erhöhen, wenn nicht gewisse Organisationen wachsen und neue Köpfe generieren können?" Es werde sich bei den nächsten zwei Budgets zeigen, ob es die Regierung ernst mit ihrem Ziel meine, die Forschungsquote bis 2006 auf 2,5 Prozent zu erhöhen.
Themen-Fokussierung bereits sichtbar
Die neue Strategie für die ARC greife schon, bereits jetzt würde man "überraschenderweise mehr Änderungen im Unternehmen sehen als ich dachte", betonte Gornik.

Einige Bereiche seien gegenüber dem Stand vor einem Jahr nicht wiederzuerkennen, sie hätten voll auf die neue Strategie gesetzt, "dass man in Richtung Exzellenz gehen muss, dass man auf Themen fokussieren muss, die Zukunft haben".

Die Bereiche der Holding seien sehr bereitwillig auf den Trend zur Fokussierung aufgesprungen und hätten im Schnitt jeweils nicht mehr als drei Subthemen, die alle mit kritischen Größen von zehn bis 20 Leuten arbeiten "und nicht mehr 100 Themen wie bisher, an denen im Mittel drei Leute arbeiten".
Bottom-up-Umstrukturierungen
Geholfen habe dabei der Auftrag an die Bereiche, sich ein Portfolio für die nächsten drei bis vier Jahre zu überlegen sowie selbst eine kritische Markt- und Risikoanalyse durchzuführen. Dadurch seien automatisch Themen weggefallen, die keine guten Marktaussichten hätten.

Für diese Refokussierung seien keine Kündigungen notwendig gewesen, betonte Gornik, der darauf verweist, dass Umstrukturierungen "nicht von oben gesteuert wurden, sondern stark Bottom-Up getrieben sind".
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20 Prozent der Gelder via internem Wettbewerb vergeben
Mit der kompetitiven Vergabe eines Teils der Bereichsbudgets hat die Holding-Führung dennoch ein Steuerungsinstrument in der Hand. So wurden 20 Prozent der Gelder für das laufende Jahr kompetitiv per interner Ausschreibung vergeben - und zwar für Themen, die sich an den vier in der neuen Forschungsstrategie festgelegten Schwerpunkten (Embedded Systems, Nanotechnologie, Bioinformatik und Umweltsystemforschung) orientieren.
->   Mehr zur neuen Forschungsstrategie (Artikel vom 21. Oktober 2003)
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"Belohnungsindikatoren" bei Budgetvergabe
Für das kommende Jahr sollen bereits 30 Prozent des Gesamtbudgets über den internen Wettbewerb vergeben werden.

Auch für die anderen 70 Prozent des Budgets der Austrian Research Centers (ARC) plant Erich Gornik eine Vergabe-Formel, die auch Belohnungsindikatoren beinhalten soll. Über diese Indikatoren sollen auch existierende Schwächen im Unternehmen ausgeglichen werden.

"So ist etwa die Publikationstätigkeit unserer Mitarbeiter äußerst schlecht, die Zahl der Patente gering und die internationale Präsenz etwa auf Kongressen erschütternd - da schlägt ein gutes Uni-Institut ganz Seibersdorf", sagte Gornik.
"Falsche Ausrichtung" als Ursache
Schuld daran sei auch die frühere Unternehmens-Philosophie gewesen: "Da hat man den Leuten gesagt, ihr müsst nicht publizieren, wir sind zum Geldverdienen da, weil der Druck auf die Projekteinwerbung so groß war."

Für Gornik war das eine "völlig falsche Ausrichtung". Die Vorgabe, 66 Prozent des Budgets durch externe Projektaufträge hereinzubekommen, "ist tödlich für ein Forschungs- und Entwicklungsunternehmen, das ja Know-how entwickeln soll".
66-Prozent-Regel für Projekteinwerbung gekippt
Gornik hat deshalb diese 66-Prozent-Regel gekippt, "die gibt es nicht mehr". Die neue Vorgabe lautet, dass alle eingeworbenen Mittel, darunter auch jene von EU-Projekten und den Forschungsförderungsfonds, rund 60 Prozent des Budgets ausmachen sollen.

Davon sollen rund zwei Drittel aus Kooperationen mit der Wirtschaft kommen - also genauso viel aus der Wirtschaft wie die öffentliche Hand (40 Prozent) zum ARC-Gesamtbudget beisteuert. Damit würde rund die Hälfte des Budgets tatsächlich für F&E aufgewendet, nach der alten Regelung seien es nur 34 Prozent.

Durch die 66-Prozent-Regel sei man in der Vergangenheit viel zu stark in den Dienstleistungsbereich gegangen. "Das spüren wir noch immer, weil das zu einem sukzessiven Rückgang der Einnahmen aus der Industrie geführt hat", sagte der ARC-Geschäftsführer.
"Wandel der Eigentümerstruktur im Gange"
Dennoch weist Gornik die Kritik zurück, es gebe auf Grund mangelnden Interesses der Industrie an den ARC (zu 51 Prozent in Hand des Bundes, zu 49 Prozent im Eigentum von Industrieunternehmen) einen Rückzug von Gesellschaftern.

Tatsächlich sei aber ein "Wandel der Eigentümerstruktur im Gange". So hätten ursprünglich viele Energieunternehmen Anteile gehalten, die nun "mit unserem Wandel zu einer Technologieschmiede nichts mehr mit uns zu tun haben", so Gornik.

Es sei aber durchaus im Interesse der ARC, dass sich die Eigentümerstruktur wandle und sich an das Leistungsportfolio der ARC anpasse. So werde etwa Magna seine Anteile aufstocken, AT&S sowie die ASFINAG sollen neue Miteigentümer werden.
Ausgliederung im Blick
Die bereits erfolgte Austöchterung einzelner Seibersdorf-Bereiche bewertet Gornik unterschiedlich. Dass Nuclear Services und System Research ausgegliedert wurden, ist für ihn in Ordnung, "viel kritischer" sieht er die Ausgliederung der Business Services, "weil ich nicht weiß, was die Ratio dahinter war."

Eine Verwaltung sollte eigentlich Dienstleister sein, meint Gornik, sie sei aber eine eigene Gesellschaft, die sich profilieren wolle und müsse - "das ist per se ein Konflikt, der eine Menge Schnittstellenprobleme und Reibereien erzeugt".
Dass nun eine Subfirma die ganzen sensiblen Daten habe und die Holding keinen einfachen Zugriff darauf, sei eigentlich ein "Wahnsinn". Durch diese Konstruktion sei auch die Holding so klein geworden, dass nun von der F&E-Strategie nur noch zwei Leute das Unternehmen leiten würden, "das gibt es sonst nirgends, dadurch ist die Holding auch zahnlos".
->   Austrian Research Centers (ARC)
 
 
 
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01.01.2010