News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Wissen und Bildung 
 
Neuer Gentech-Mais in der EU zugelassen  
  Nach mehr als fünf Jahren ist wieder ein gentechnisch manipuliertes Lebensmittel in der Europäischen Union zugelassen worden. Die EU-Kommission gab die süße Maissorte Bt 11 der Schweizer Firma Syngenta zum Handel frei, teilte die Behörde am Mittwoch in Brüssel mit. Die Pflanze ist gegen verschiedene Schädlinge resistent.  
Die Zulassung gilt für alle 25 EU-Staaten - für zunächst zehn Jahre, allerdings nur für den Verkauf: Der Anbau der Pflanzen in der EU wird dadurch nicht erlaubt.

Die Behörde konnte den Mais "im Alleingang" genehmigen, da sich Gegner und Befürworter unter den EU-Staaten gegenseitig blockierten. Die EU hatte im Oktober 1998 wegen der unklaren Rechtslage quasi einen Zulassungsstopp verhängt, auch wenn das offiziell nie festgeschrieben worden war.
Kennzeichnungspflicht in der EU
Nach den neuen EU-Bestimmungen muss seit April allerdings jedes Lebensmittel, das aus einem gentechnisch manipulierten Erzeugnis erzeugt wird, gekennzeichnet werden. Konsumenten, die damit nicht in Berührung kommen wollen, sollten daher beim Einkauf die Zutatenlisten genau lesen.
...
Bacillus thuringiensis-Gen gegen Schädlinge
"Bt" steht für Bacillus thuringiensis, ein Bodenbakterium, das als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt wird. Durch genetische Manipulation wird einem Bt-Mais ein Proteingen eingeschleust, durch das die Pflanze das Gift selbst produziert. Es wirkt vor allem auf die Larven eines in der Landwirtschaft gefürchteten Schädlings, des Maiszünslers.
->   Mehr über das Bodenbakterium (biosicherheit.de)
...
Ende des Moratoriums für GVO-Neuzulassungen
Grafik: © APA, Quelle: EU
Die Zulassung ist zwar nicht die erste in der EU, da bereits 18 verschiedene gentechnisch veränderte Produkte (so genannte GVO) in der EU für Anbau, Einfuhr, Futter- oder Lebensmittel verwendet werden dürfen.

Sie markiert aber das Ende des seit 1999 währenden Moratoriums für die Neuzulassung von GVO.

Nachdem die EU-Staaten weder eine klare Entscheidung für noch gegen die Zulassung treffen konnten, setzte die EU-Kommission am Mittwoch die Empfehlung der Wissenschaftler um, wonach diese Produkte keine Gefährdung für die Gesundheit darstellen.

Im Bild rechts: Factbox zu Hauptformen gentechnischer Veränderungen, Bedenken der Gegner; in der EU zugelassene bzw. in Prüfung befindliche Zulassungen für gentechnisch veränderte Feldfrüchte.
Scharfe Kritik von Umweltschützern
Kritiker wenden dagegen ein, dass bei der wissenschaftlichen Risikobeurteilung die langfristige Toxizität und Allergenität der Gentech-Pflanze nicht ausreichend berücksichtigt wurde.

Außerdem könne nicht verhindert werden, dass sich gentechnisch veränderte und unveränderte Pflanzen mischen. Daher werde es in Zukunft schwierig wenn nicht unmöglich, reine biologische Kulturen zu garantieren, argumentieren Umweltschützer.
35 GVO-Produkte warten auf Zulassung
Die EU-Kommission bekennt sich aber dazu, von den Wissenschaftlern als unbedenklich eingestufte Produkte zuzulassen. Derzeit warten 35 verschiedene GVO-Produkte auf ihre Zulassung in der Union. Ein Drittel davon soll auch angebaut werden.

Für neun GVO ist bereits das entsprechende Prüfverfahren eingeleitet, jenes für den Monsanto-Genmais NK 603 wird als nächstes vom EU-Agrarrat behandelt. Gibt es im Agrarrat dazu keine Entscheidung - was zu erwarten ist - dürfte er ebenfalls bald von der EU-Kommission zugelassen werden.
->   European Commission
Mehr zum Thema Gentechnik in science.ORF.at:
->   UNO setzt im Kampf gegen den Hunger auf Gentechnik (17.5.04)
->   Gentechnik-Kennzeichnung: Vereinfachende Debatte (11.5.04)
->   Gentech-Mais schleust Erbgut in unveränderte Artgenossen (11.5.04)
->   Nach Tierversuchen Bedenken gegen Gentech-Mais (23.4.04)
->   Alles zum Stichwort Gentechnik in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010