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Erste Hilfe: Forschung in der Schwerelosigkeit  
  Das so genannte Intubieren unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit wird im Mittelpunkt eines Experiments stehen, das zwei österreichische Forscher im Juni in Frankreich durchführen werden.  
Gernot Grömer, Astrophysiker an der Universität Innsbruck und der Salzburger Weltraum-Jurist Alexander Soucek werden im Rahmen der 37. Parabelflüge der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) Anfang Juni in Frankreich verschiedene Methoden des Intubierens vergleichen.

Darunter versteht man die Einführung eines Tubus in die Luftröhre eines Patienten für die künstliche Beatmung.
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Intubieren für die künstliche Beatmung
Intubieren ist unbedingt nötig, um einen Menschen über längere Zeit künstlich beatmen zu können. Dabei wird einem Bewusstlosen vom Arzt ein Schlauch über Mund und Rachen in die Luftröhre eingeführt. Sitzt dieser Schlauch einmal in der richtigen Lage, wird von außen ein kleiner Ballon aufgeblasen, der gegen die Wand der Luftröhre abdichtet. Anschließend wird eine Beatmungsmaschine angeschlossen, welche die Lunge des Patienten dann rhythmisch mit Luft oder auch sauerstoffangereicherter Luft versorgt.
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Hintergrund: Möglicher Notfall im All
Sollte es im Zuge der verstärkten Weltraumaktivitäten etwa auf der Internationalen Raumstation (ISS) irgendwann zu einem Notfall kommen, bei dem ein Astro-, Kosmo- oder Taikonauten (chinesischer Raumfahrer) beatmet werden muss, so ist nicht immer gewährleistet, dass auch gerade ein Arzt mit an Bord ist.

Ein Intubieren durch Laien könnte daher nötig werden, sind die österreichischen Wissenschaftler überzeugt.
Neue Methode - auch für Laien machbar?
Eine neue Methode verspricht eine Vereinfachung der Prozedur und könnte auch Nicht-Medizinern - in Österreich dürfen nur Ärzte intubieren - ermöglichen, einen Menschen effektiv zu beatmen.

Bei der so genannten Laryngeal-Maske (LMA) entfällt nämlich das auch für geübte Notärzte nicht immer einfache Einfädeln des Beatmungsschlauches in die Luftröhre.
Die Parabelflüge der ESA
Mit ihrem Experiment ADAMA werden Grömer und Soucek daher die verschiedenen Methoden unter Bedingungen der Schwerelosigkeit während so genannter Parabelflüge testen. Solche Flüge werden von der ESA mit einem adaptierten Airbus A300 durchgeführt.

Zuerst zieht die Pilot die Maschine steil nach oben, dann nimmt er plötzlich Schub weg. Letztendlich folgt das Flugzeug einer parabelförmigen Bahn, wobei jeweils rund zehn Sekunden vor und nach erreichen des höchsten Punktes Schwerelosigkeit auftritt.

Es ist vergleichbar mit einem immer wieder nach oben geworfenen Apfel. In der kurzen Zeit, in der er am höchsten Punkt zu stehen scheint, erlebt eine Raupe in oder auf der Frucht Schwerelosigkeit.
Kurze Phasen der Schwerelosigkeit
In der Praxis fliegt das Flugzeug während der Experimente immer auf und ab, Phasen der Schwerelosigkeit wechseln mit heftigen Belastungen - während der Pilot das absackende Flugzeug wieder abfängt - ab.

Die Schwerelosigkeit, in der die Wissenschaftler ihre Versuche durchführen können, dauert jeweils 20 bis 30 Sekunden. Bei einem Teil der Experimente wird der zu intubierende Dummy (eine lebensechte Puppe) festgeschnallt, die Forscher wollen es aber auch frei schwebend versuchen.
Alternative: Freier Fall
Parabelflüge, die von Weltraumorganisationen regelmäßig zu Versuchszwecken durchgeführt werden, sind nicht die einzige Möglichkeit, auf der Erde kurzfristig Schwerelosigkeit zu simulieren. Auch im freien Fall sind der Körper und seine inneren Organe nicht der Gravitation ausgesetzt.

Ähnliche Versuche werden daher auch in hohen Türmen durchgeführt. Wie in einem rasenden Lift werden die Experimente auf und ab gehievt, die zur Verfügung stehenden Zeiten der Schwerelosigkeit sind aber vergleichsweise kurz.
->   ESA
 
 
 
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01.01.2010