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Brüchiges Atommüllgrab sanierungsbedürftig  
  Nach der atomaren Katastrophe vor 15 Jahren wurde der Unglücksreaktor in Tschernobyl eiligst in einen stählernen Sarkophag gehüllt. Einen Sanierung des alternden Sarkophages sei längst überfällig, so Experten.  
Bis zu 160 Tonnen radioaktives Material sollen sich im Sarkophag befinden - die Überreste des Reaktors. Ein Gemisch unterschiedlicher Stoffe, sagt der Physiker Dietrich Bachner von der Kölner Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, etwa Uran oder Plutonium, mit Halbwertszeiten von mehreren zigtausend Jahren.
Mehr psychologischer Schutz
Der Schutzmantel wurde nach dem Unfall in Eile und unter großer Strahlenbelastung gebaut. Ferngesteuerte Baumaschinen erledigten die Arbeit. Dicht ist der Sarkophag seit jeher nicht, laut Experten tritt radioaktiver Staub aus ¿ heute allerdings nur mehr in geringen Mengen, da er chemisch gebunden wurde.

Der Sarkophag habe in erster Linie der psychologischen und politischen Beruhigung gedient, sagt Wolfgang Kromp, Leiter des Instituts für Risikoforschung der Universität Wien, denn unter dem Betonsarg befinde sich nur ein Bruchteil des radioaktiven Materials. Das am Gelände verstreute Risikomaterial wurde laut Augenzeugen in Betonbecken und Metallbehälter verschlossen.
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Grundwasser in Gefahr?
Immer wieder gibt es Spekulationen, ob auch das Grundwasser durch den radioaktiven Müll gefährdet sein könnte. Laut Gesellschaft für Reaktorsicherheit in Köln gibt es keine direkte Nachweise dafür.
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Alternativen gesucht
Seit Jahren werden auf internationaler Ebene Sicherheitsprojekte entworfen. Der Plan: Zuerst den Sarkophag sanieren, damit er nicht einstürzt. Dann soll eine massive Schutzkonstruktion aus Beton und Stahl darüber gebaut werden, sagt der deutsche Tschernobyl-Fachmann Bachner.

Unter dem Schutz des neuen Betonmantels soll der alte Sarkophag abmontiert werden. Als letzter Schritt sollen die radioaktiv verseuchten Stoffe abtransportiert werden, doch das liegt in ferner Zukunft. Die nächsten 50 bis 100 Jahre werden sie vermutlich dort bleiben, wo sie jetzt sind, sagt Bachner. Ein sicheres Endlager für Atommüll gibt es weltweit nicht.
Investition in die Sicherheit
Die G7, die größten Industriestaaten, die EU und
weitere Staaten investieren in die Sicherheit von Tschernobyl. Auch Österreich beteiligt sich daran. Geschätzte 800 Millionen Euro, umgerechnet fast 11 Milliarden Schilling, müssen aufgebracht werden.

Der österreichische Risikoforscher Kromp steht dem alten und dem geplanten Sarkophag skeptisch gegenüber. Die internationalen Gelder sollten seiner Ansicht nach dafür verwendet werden, um den radioaktiven Müll am Gelände sicher zu entsorgen.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
Mehr zur Schließung des letzten Reaktors von Tschernobyl lesen sie auf science.orf.at
->   Aus für Tschernobyl
->   15 Jahre Tschernobyl - Internationale Atomenergiebehörde
 
 
 
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01.01.2010