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Studie: Hinter vielen "Unfällen" verbirgt sich Gewalt  
  Im sozialen Umfeld werden die Ereignisse als "Unfälle" kaschiert. In Wahrheit aber handelt es sich um Gewalt - vor allem gegen Frauen und Kinder. Studien belegen, dass es hier noch immer eine hohe Dunkelziffer gibt.  
Misshandlungen gehören zur Tagesordnung, stellte das Institut Sicher Leben am Montag in einer Aussendung anlässlich der bevor stehenden 7. Weltkonferenz für Verletzungsverhütung in Wien (6. bis 9. Juni) fest.
->   7. Weltkonferenz für Verletzungsverhütung
Frauen und Kinder besonders betroffen
2.620 Gewaltopfer suchten vergangenes Jahr Schutz in Österreichs Frauenhäusern, 2.047 nahmen deren ambulante Hilfe in Anspruch, 8.111 holten sich telefonischen Rat. Wesentlich höher vermutet man die Dunkelziffer. Besonders betroffen seien Frauen und Kinder, hieß es.
Gewaltprävention
Gewaltprävention ist ein vorrangiges Thema der bevorstehenden Konferenz. Unter anderem wird eine Methode vorgestellt, mit der man Misshandlungen anhand der Verletzungsmuster der Opfer diagnostizieren kann. Viele lassen diese Tortur jahrelang schweigend über sich ergehen.

So wird geschätzt, dass österreichweit etwa 10.000 bis 25.000 Kinder pro Jahr sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Weitere Experten-Schätzungen besagen, dass jede fünfte bis zehnte Frau sexuell misshandelt wird.
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Ständig wachsendes - auch finanzielles - Problem
1996 wurde bei der 49. Jahrestagung der Weltgesundheitsorganisation WHO eine Resolution beschlossen, welche die Gewalt als eines der wichtigsten und ständig wachsenden weltweiten Probleme deklariert. Vor allem Gewalt in der Familie, sexueller Missbrauch und Gewalt an Jugendlichen stellen eines der schwerwiegendsten gesellschaftlichen Probleme dar. Die Opfer leiden ein Leben lang unter den Folgen.

Die gesundheitsökonomischen Auswirkungen machte eine Studie der Weltbank deutlich: Gewalt gegen Frauen verursacht beispielsweise in Holland 210 Millionen Euro an Folgekosten, in der Schweiz 314 Millionen Euro und in Kanada 4,2 Milliarden Dollar (3,49 Mrd. Euro).
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Unterscheiden von Gewalt- ...
Häufig werden Gewaltverletzungen als Unfälle "getarnt", weil die Opfer selbst eine gerichtliche Verfolgung des Täters nicht wünschen. Für die Prävention ist es aber notwendig, das tatsächliche Ausmaß von Gewaltverbrechen ans Tageslicht bringen: Mit einer nachträglichen statistischen Analyse der diagnostizierten Verletzungen kann in Zukunft die Dunkelziffer besser geschätzt werden. Die einzelnen Fälle werden dabei nicht aufgerollt.
... und Unfallfolgen
So hat der britische Experte Jonathan Sibert von der University of Wales in Großbritannien einen Score entwickelt, mit dem Misshandlungen an Kindern klar von Unfallverletzungen abgegrenzt werden können.

Die Anzahl der betroffenen Körperteile, die Länge und Form der Verletzung werden dabei zur Beurteilung herangezogen. Vor allem Misshandlungs-Verletzungen im Gesicht und am Hals sind dabei leicht erkennbar.
->   Institut Sicher Leben
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   "Vergewaltigung": Die Verletzung der Gemeinschaft (23.3.04)
->   Psychiater: "Hinschauen" gegen Kinder-Missbrauch (3.3.04)
->   Einblick in psychopathische Gedankenwelten (28.5.03)
 
 
 
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01.01.2010