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Bauchspeicheldrüse als neue Stammzell-Quelle  
  Deutsche Forscher haben eine neue Quelle für Stammzellen in der Bauchspeicheldrüse gefunden. Diese können sich demnach - im Gegensatz zu anderen so genannten adulten Stammzellen - relativ leicht in verschiedene Gewebe entwickeln.  
Das erklärte der Rektor der Universität zu Lübeck, Alfred Xaver Trautwein, am Freitag in Berlin. Die Zellen seien robust, vermehrten sich gut und schnell und seien gut lagerbar. Damit besäßen sie Fähigkeiten von embryonalen Stammzellen.

Deren Einsatz ist ethisch umstritten, weil Embryonen dafür zerstört werden müssen. Bislang wurden adulte Stammzellen unter anderem aus dem Knochenmark, der Leber, dem Gehirn und dem Blut isoliert.
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Ergebnisse müssen durch weitere Studien bestätigt werden
Die Lübecker Ergebnisse müssen allerdings noch von anderen Forschergruppen bestätigt werden. Trautwein präsentierte die Studie zusammen mit dem Direktor des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik (IBMT) in St. Ingbert, Günter Fuhr. Das IBMT gründete Anfang des Jahres eine Arbeitsgruppe an Lübecker Universität, deren Leiter Charli Kruse ist.
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Die Probleme mit den adulten Stammzellen
Forscher konnten bislang adulte Stammzellen im Vergleich zu embryonalen Stammzellen nur begrenzt im Labor halten, vermehren und nur begrenzt in andere Gewebe umwandeln.
Begehrte Zellen aus exokrinen Drüsen
Bild: Universität zu Lübeck
Aus adulten Stammzellen entstandener ¿organoider Gewebekörper¿ (blau). Aus dem Gewebeverband wandern in Kultur differenzierte Nerven- (grün) und Muskelzellen (rot) aus, um an anderen Stellen der Kultur neue ¿organoide Körper¿ auszubilden.
Das Lübecker Team fand nun die begehrten Zellen bei Menschen und Ratten in bestimmten Gewebeteilen der Bauchspeicheldrüse, den so genannten exokrinen Drüsen.

Derartige Speicheldrüsen hat der Mensch auch im Mund. Auch andere Forschergruppen hatten schon über Arbeiten mit Stammzellen aus der Bauchspeicheldrüse berichtet, beispielsweise von Mäusen.

"Bemerkenswert ist, dass die Stammzellen auch von einem 74- jährigen Patienten gewonnen werden konnten", sagte Günter Fuhr vom Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik. Dies zeige, dass der Körper auch im fortgeschrittenen Alter noch einen Zellbestand habe, der die Erneuerung von gebrauchtem Gewebe garantiere.
Spontane Bildung "gewebeähnlicher Zellansammlungen"
Die Ratten- und Menschenzellen seien über mehr als ein Jahr im Labor gezüchtet worden und bildeten laut Fuhr "spontan gewebeähnliche Zellansammlungen".

Markermoleküle wiesen darauf hin, dass sich Gewebetypen wie Nerven, Muskeln, Knorpel, Leber und Insulin- produzierende Zellen entwickelten. "Von einer Organentwicklung kann man aber noch nicht sprechen", betonte Fuhr. Doch böten die Zellen Chancen etwa für auf Patienten zugeschnittene Zelltherapien.
Studie soll demnächst erscheinen
Nach Angaben der Wissenschaftler soll ein schon erteiltes Patent am 1. Juni offen gelegt werden. Die Ergebnisse wurden zunächst in der Online-Ausgabe des Journals "Applied Physics A" veröffentlicht. Laut Physiker Trautwein habe man die Ergebnisse "sicher an Land bringen wollen" und sei noch im Kontakt mit dem britischen Fachjournal "Nature".
Potenzial wird in weitere Studien überprüft
Zusammen mit zwei Max-Planck-Instituten in Göttingen und Münster soll nun das Potenzial der gefundenen Stammzellen überprüft werden.
->   Institut für Medizinische Molekularbiologie der Universität zu Lübeck
->   Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT)
->   Alles zum Stichwort Stammzellen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010