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Seegrotte: Das schlechte Gewissen des Überlebens  
  Ein schweres Unglück - wie jenes in der Seegrotte Hinterbrühl am Montag - ist oft nach wenigen Sekunden vorbei, die Betroffenen haben aber jahrelang mit den psychischen Folgen zu kämpfen.  
"Es ist ein irrationales schlechtes Gewissen des eigenen Überlebens", sagte der Leiter der psychosozialen Dienste in Wien, Stefan Rudas, am Dienstag im Gespräch mit der APA. In den allermeisten Fällen hilft nur eine therapeutische Betreuung, um über das Erlebte hinwegzukommen.
Erlebtes "kommt immer wieder hoch"
Anfangs, so die Beobachtungen der Trauma-Psychologie, herrscht bei den Überlebenden oft eine Art von trügerischer Ruhe. Doch kommt nach einiger Zeit bei den Betroffenen immer wieder das Erlebte hoch.

"Es nagt und nagt an einem", meinte der Psychiater. Beinahe ununterbrochen würden die Personen innerlich durchgehen, wie sie reagiert haben. "Die Katastrophe ist meist schnell vorbei, das Nachdenken darüber bleibt ein Leben lang", so Rudas.
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Unfall in der Seegrotte
Bei einem Bootsunfall in der Seegrotte Hinterbrühl sind am 31. Mai 2004 fünf Ausflugsgäste getötet worden. Das Boot ist gekentert, die fünf Opfer sind im eiskalten Wasser ertrunken.
->   Mehr dazu: Ermittlungen in zwei Richtungen (ORF.at; 1.6.04)
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Verhalten der Beteiligten nicht zu bewerten
Im Fall des Unfalles in der Seegrotte Hinterbrühl solle man sich davor hüten, das Verhalten der beteiligten Personen zu werten. "Wir fragen uns in einer Art Kino-Perspektive, wie wir in einer solchen Situation reagieren würden, aber wir wissen nicht, was es heißt, plötzlich im Dunkeln im kalten Wasser zu sein. Wir kennen die wahre Brutalität einer Katastrophe nicht", erklärte der Psychiater.
Bedarf an therapeutischer Hilfe
Menschen reagieren in Ausnahmesituationen mitunter ziemlich verschieden. "Manche sind wie gelähmt, manche verspüren Panik, manche werden von einer völligen Ruhe ergriffen", erläuterte der Psychiater. Das Verarbeiten der Katastrophe ist hingegen für die meisten Überlebenden gleich hart. "Ohne therapeutische Hilfe wird es nicht gehen", so Rudas.
->   Psychosozialer Dienst Wien
 
 
 
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01.01.2010