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Forschungsprojekt: Kleine Einzeller ganz groß  
  Ein Salzburger Zoologe hat die von 1758 bis heute beschriebenen Arten einer Gruppe von Wimpertierchen erforscht und die Ergebnisse in einer mehrere tausend Seiten starken Monografie zusammengefasst.  
Winzlinge in Baggersee und Meer
Beim Schwimmen in Baggersee oder Meer sind wir von ihnen umzingelt: Tausende von Wimpertierchen, fachlich korrekt Ciliata oder Ciliophora genannt, tummeln sich gemeinsam mit anderen winzigen Organismen im Wasser.

Mit freiem Auge sind diese einzelligen Eukaryonten, also Lebewesen mit einem echten Zellkern, auf Grund ihrer Größe von durchschnittlich nur 0,1 Millimeter nicht zu erkennen. Im Ökosystem, also zum Beispiel in der Nahrungskette, spielen die Wimpertiere aber eine wichtige Rolle.
->   Mehr zu Wimpertierchen bei Wikipedia
Dokumentation der Artenvielfalt
Der Zoologe Helmut Berger vom Technischen Büro für Ökologie in Salzburg hat sich nun einer Gruppe der sogenannten hypotrichen Ciliaten, der "Urostyliden", angenommen.

Er erstellte eine Monographie in der er die Taxonomie, sprich die Einordnung der Arten in ein biologisches System, dieser Gruppe von Wimpertieren überarbeitete.

"Ziel der Arbeit war es, die bisherigen Daten zu den Urostyliden zu prüfen und zusammenzufassen, neue Informationen einzuarbeiten und bislang unveröffentlichte Arten und Gruppen zu dokumentieren", erklärt Berger das vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderte Projekt.
Von 1758 bis heute
Die Monographie umfasst alle Arten die im Zeitraum 1758, also dem Beginn der zoologischen Nomenklatur, bis 2003 beschrieben wurden. Das Problem: Bislang ist nur der mitteleuropäische Raum wirklich gut untersucht. Vermutlich sind erst etwa 10 Prozent der weltweit existierenden Arten bekannt.

Außerdem sind die Daten in etwa 1500 Einzelarbeiten verstreut und zum Teil schwer veraltet. Die letzte umfasse Revision dieser Gruppe der Wimpertiere stammt aus dem Jahr 1932.
Verschollene Art wiederentdeckt
Ein kleiner zusätzlicher Erfolg: Im Zuge der Arbeiten hat Berger im Frühjahr 2002 in der nördlichen Adria eine seit über 70 Jahren verschollene Urostyliden-Art wieder entdeckt.

"Charakterisiert werden die Urostyliden durch das Zickzackmuster einiger sogenannter Zirren, das sind kompakte Bündel von Wimpern, die in verschiedener Weise angeordnet sind", so der Zoologe. Diese Muster bilden die Grundlage für die Einteilung der hypotrichen Ciliaten.

Weitere taxonomische Merkmale sind unter anderem der Kernapparat und die "corticalen Granula", winzige, verschiedenfarbige Strukturen in unterschiedlicher Anordnung in der äußeren Schicht der Zelle.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
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Band drei ab Herbst erhältlich
Der erste Teil der mehrere tausend Seiten umfassenden Monographie wurde 1999 veröffentlicht, der vom FWF geförderte zweite Teil wird 2005 im Buchhandel erhältlich sein. Im September 2004 sollen die Arbeiten zum dritten Band beginnen.
->   Monographie der Urostyliden
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->   Technisches Büro für Ökologie
->   Wissenschaftsfonds (FWF)
->   Universum Magazin
->   Das Stichwort Einzeller im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010