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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Leben .  Gesellschaft 
 
Internationale Standards für Klima, Gesellschaft und Artenvielfalt  
  Klimawandel, Rückgang der Artenvielfalt, global zunehmende Armut: Drei der vordringlichsten Probleme unserer Zeit möchte ein internationales Konsortium nun mit konkreten Richtlinien begegnen. Die "Climate, Community & Biodiversity Alliance" (CCBA) hat daher auf ihrer Website Standards für gesellschaftlich und ökologisch wertvolle Umwelt-Projekte veröffentlicht, die nun eine Phase der öffentlichen Diskussion durchlaufen werden.  
Die aus Forschungs- und Umweltschutzorganisationen wie auch international tätigen Firmen bestehende Allianz hofft auf diese Weise ein international konzertiertes Vorgehen zu den globalen Problemen unserer Zeit zu erreichen.
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Die "Climate, Community & Biodiversity Standards" wurden auf der Website der CCBA veröffentlicht. Zur öffentlichen Diskussion sind nicht nur Fachleute aus Forschung oder Wirtschaft, sondern alle Personen der Bevölkerung aufgerufen. Die Kommentarphase des ersten Entwurfs dauert vom 7.-15. Juni 2004, die Endversion wird voraussichtlich Ende des Jahres 2004 online veröffentlicht.
->   www.climate-standards.org
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Klimawandel durch Treibhausgase
Mittlerweile ist es fast schon eine Binsenweisheit: Der ungehinderte Ausstoß von Treibhausgasen - insbesondere CO2 - bewirkt eine Erhöhung der Atmosphärentemperatur.

Die Konsequenzen des menschlichen Einflusses auf das Klima werden zwar erst in einigen Jahrzehnten in vollem Umfang zu spüren sein, nichtsdestotrotz zeigen sich jetzt schon Vorboten eines globalen Klimawandels.

Nur wenige Forscher zweifeln daran, dass etwa die europäischen Hitzerekorde im Sommer Ausdruck eines globalen Trends zu höheren Temperaturen seien.
->   Europa erlebt wärmste Zeit seit 500 Jahren (5.3.04)
->   Rekordsommer könnten in Europa zur Regel werden (12.1.04)
Erwärmung bedingt Artensterben
Zudem zeitigt die Klimaerwärmung auch auf ökologischer Ebene massive Auswirkungen.

Modellrechnungen sagen das Aussterben kälteliebender Pflanzen- und Tierarten auf Bergen voraus. "Klimakatastrophen" wie El Nino häufen sich und führen zu ungewöhnlichen Trockenheiten und Bränden in Regenwaldgebieten - zu allem Überfluss gelten gerade diese Regionen als "hot spots" der Biodiversität.

Das Ausbleichen von Korallen ("coral bleaching") ist ebenfalls auf Temperaturänderungen, nämlich die Überwärmung des Meerwassers um nur wenige Grad zurückzuführen.
->   Mehr zu El Nino im science.ORF.at-Archiv
Problematische Wechselwirkung
Der Ausstoß von Treibhausgasen beeinflusst daher nicht nur das Klima, sondern auch die Artenvielfalt und - wie die CCBA in einer Aussendung betont - auch die Armut in vielen Ländern dieser Welt. Verschärfend komme hinzu, dass die drei Probleme einander wechselweise verstärken.

Denn Armut fördere allzu oft nicht-nachhaltiges Wirtschaften, die Zerstörung der Umwelt führe im Gegenzug zu ökonomischer und ökologischer Verarmung.
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Armut in Zahlen
Fast die Hälfte der Weltbevölkerung ist nach Angaben des UN-Bevölkerungsfonds UNFPA jünger als 25 Jahre, 87 Prozent leben in Entwicklungsländern. Allein 1,2 Milliarden seien Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren, von denen 238 Millionen von extremer Armut betroffen seien.
->   Mehr dazu: Aufklärung im Kampf gegen Armut (8.10.3)
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Integrierte Projekte als Lösung
Die Lösung dieser Misere besteht nach Ansicht der CCBA in der Etablierung integrierter Projekte, die nicht nur einen, sondern alle drei Problembereiche umfassen:

"Integrierte Projekte sind die realistischsten und am schnellsten wirksamen Antworten auf diese globalen Probleme", meint CCBA-Projektmanager John-O Niles.

Die nun veröffentlichten Standards sollen Regierungen und privaten Fonds die Möglichkeit geben, jene Konzepte zur Förderung auszuwählen, die einen mehrfachen Nutzen versprechen.
CCB-Standards: Klimawandel, Biodiversität und Gesellschaft
Die CCB-Standards beruhen auf den drei Säulen Klimawandel, Biodiversität und Gesellschaft: Damit ein Projekt ein Zertifikat erwerben kann, muss es in jedem Bereich mindestens 50 von 100 möglichen Punkten erreichen.

Mithilfe dieses Systems will man eine Vergleichbarkeit der verschiedenen Anstrengungen gewährleisten. Der inhaltliche Schwerpunkt der Projekte wird vor allem die Bereiche Emissionsreduktion, Aufforstung sowie Alternativen zu fossilen Brennstoffen betreffen.
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Die CCBA-Mitglieder
CCBA-Mitglieder sind: BP, Conservation International, GFA Terra Systems, das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv, Intel, The Nature Conservancy, Pelangi und SC Johnson.

An der Entwicklung der Standards sind u.a. das World Agroforestry Center (früher ICRAF) in Kenia, das Centro Agronomico Tropical de Investigacion y Ensanansa (CATIE) in Costa Rica und das Center for International Forestry Research in Indonesien beteiligt.
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Keine akademische Übung
"Die Standards sollen nicht nur eine akademische Übung sein, sondern auch Ergebnisse für Umwelt und die Gesellschaft erzielen", betont Michael Totten von Conservation International. Wie schlechtes Umweltmanagement aussieht, wisse man aus leidvoller Erfahrung, so die CCBA in einer Aussendung:

Ein extremes Beispiel dafür sei etwa die Anpflanzung von nicht-heimischen Arten, welche die Wanderrouten von Schlüsselarten unterbreche und zudem die einheimische Bevölkerung in illegaler Weise vertreibe.

Die nun publizierten Standards sollen solche Entwicklungen in Zukunft verhindern. Die neuen Richtlinien sollen nach einer ersten Begutachtungsphase auch im Freiland gestestet werden. Die Endversion steht dann voraussichtlich Ende des Jahres 2004 zur Verfügung.
->   Conservation International
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Klimawandel bedroht eine Million Tier- und Pflanzenarten (8.1.04)
->   Klimaerwärmung schädigt Tiere aus Warmgebieten (3.7.03)
->   Mangroven gegen Klimaerwärmung und Hunger (7.5.03)
 
 
 
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01.01.2010