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Innsbrucker forschen an MS-Frühdiagnose  
  Einer Innsbrucker Forschergruppe ist ein wichtiger Schritt zur Frühdiagnose bei Multipler Sklerose gelungen: Der Nachweis bestimmter Antikörper könnte die Behandlungschancen der Betroffenen verbessern.  
Thomas Berger von der Neurologischen Universitätsklinik in Innsbruck wurde jetzt mit dem vom Pharmakonzern Aventis gestifteten Otto-Kraupp-Preis für die beste medizinische Habilitationsarbeit Österreichs im vergangenen Jahr ausgezeichnet.
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MS: Eine Reihe verschiedener Krankheitsformen
"In den vergangenen Jahren haben sich völlig neue Erkenntnisse über die Krankheitsmechanismen der Multiplen Sklerose ergeben. So hat zum Beispiel mein erster Lehrer, Hans Lassmann vom Institut für Hirnforschung in Wien, vier verschiedene neuropathologische Subtypen der MS charakterisieren können", sagte der Innsbrucker Wissenschafter. Unter dem "Titel" MS sei eine Reihe verschiedener Krankheitsformen subsumierend zu verstehen, hieß es in einer Aussendung anlässlich der Verleihung des Preises.
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Rund 8.500 Erkrankte in Österreich
In Österreich leiden etwa 8.500 Menschen an der Multiplen Sklerose (MS). Sie ist die häufigste chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems. Die Krankheit bricht zumeist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren aus.

Es handelt sich dabei um eine entzündliche Autoimmunreaktion gegen jene "Markscheiden", welche die Nervenbahnen in Gehirn und Rückenmark "isolieren". Diese werden abgebaut, unter anderem sind Sehstörungen oder Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen die Folge.

85 Prozent der einmal Erkrankten leiden zunächst an wiederkehrenden Schüben des Leidens. Es gibt aber auch sofort sich ständig verschlechternde Krankheitsverläufe.
Entzündungen via Antikörper
Die bei der MS im Gehirn und Rückenmark auftretenden Entzündungen - sie können mittlerweile durch immunmodulierende Therapien wie die Einnahme von Glatirameracetat oder Beta-Interferon gebremst werden - werden teilweise über bestimmte Antikörper vermittelt:

Zum Beispiel MOG- (gegen das Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein) und MBP- (Myelin Basisches Protein) Antikörper.
Antikörper beim Erstschub: Hohes Risiko
Berger hat jahrelang die Auswirkung der Bildung solcher Antikörper bezüglich der Entstehung und des Verlaufs der Multiplen Sklerose untersucht. Das wichtigste Resultat: Patienten mit einem Erstschub einer MS, die solche Antikörper aufweisen, haben ein extrem hohes Risiko, an einer klinisch definitiven MS zu erkranken.
MS-Patienten mit typischen Frühsymptomen
90 Prozent der späteren MS-Patienten haben zunächst beispielsweise eine vorüber gehende Entzündung des Sehnervs mit Sehstörungen als erstes Symptom. 30 Prozent von ihnen erleben innerhalb von zwölf Monaten einen weiteren Krankheitsschub und werden damit zu definitiven MS-Patienten.

Der Nachweis von Erstsymptomen und den MOG- bzw. MBP-Antikörpern ist laut den Forschungsresultaten von Berger der beste Hinweis auf einen bevorstehenden "echten" Ausbruch der Erkrankung.
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"90 bis 95 Prozent dieser Patienten bekommen binnen durchschnittlich 7,5 Monaten einen neuen Schub. Bei Feststellung von Anti-MOG- und Anti-MBP-Antikörpern ist das Risiko eines weiteren Schubes um das 76-Fache erhöht, beim Vorliegen von Anti-MOG-Antikörpern allein um das 32-Fache", so der Neurologe.
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Frühe Prognose - bessere Therapie?
Diese Arbeiten könnten erstmals die Möglichkeit für eine frühe und individuelle Prognose der MS eröffnen. Hinzu kommt, dass eine möglichst schnell einsetzende immunmodulatorische Therapie eventuell besser das Fortschreiten der Erkrankung verhindern könne.
Weitere Preisträger
Im Rahmen der Auszeichnung erhielt Richard Moriggl vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien den zweiten Preis. Er hat den Wirkmechanismus und die Funktion der Aktivierung von Transkriptionsfaktoren untersucht, die auch an der Entstehung von Krebs oder Allergien beteiligt sind.

An dritter Stelle landete schließlich Johannes Stöckl vom Institut für Immunologie in Wien. Er hat in seinen für die Habilitation eingereichten Arbeiten unter anderem die Auswirkung von Rhinoviren-Infektionen (Schnupfen-Viren) auf das Immunsystem untersucht. Diese dürften ihren "Erfolg" dadurch erzielen, dass sie das körpereigene Abwehrsystem hemmen.
->   Otto-Kraupp-Preis (www.aventis.at)
->   Neurologische Universitätsklinik Innsbruck
->   Institut für Molekulare Pathologie (IMP)
->   Institut für Immunologie (Medizinische Universität Wien)
 
 
 
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01.01.2010