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Geburt des Kosmos: Urzischen statt Urknalls  
  Das Universum begann nach herkömmlicher Ansicht mit einem "Urknall". Ein amerikanischer Astronom ist zumindest im akustischen Sinne anderer Ansicht. Ihm zufolge verlief die Geburt unseres Kosmos in absoluter Stille, die dann von einem Donnergrollen abgelöst wurde und schließlich in ein Zischen überging.  
Üblicherweise denken Astronomen nicht in Begriffen der Akustik, meinte Mark Whittle von der Universität Virginia, in der Wissenschaftszeitschrift "New Scientist". Sie könnten aber ein gutes Bild dafür liefern, wie das Universum entstanden sei.
Von Dur zu Moll
Whittle stellte eine Hörprobe des Urknalls vergangene Woche beim Treffen der American Astronomical Society in Denver vor. Im Gegensatz zu seinem Namen begann der Urknall demzufolge in absoluter Stille.

Doch sehr bald machte sie einem Donnergrollen Platz, ehe sich - nach rund 400.000 Jahren - ein lautes Zischen entwickelte. In musikalischen Worten: Innerhalb der ersten Million Jahre verwandelte sich die Musik des Kosmos von angenehmen Dur-Akkorden zu etwas düsteren Moll-Klängen.
->   wav-Datei des "Ursounds" (die fünf Sekunden entsprechen der ersten Million Jahre)
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Beruht auf kosmischer Hintergrundstrahlung
Whittle hat den "Ursound des Universums" durch die Auswertung von Daten zur kosmischen Hintergrundstrahlung der NASA-Sonde WMAP (Wilkinson Microwave Anisotropy Probe) gewonnen. Seine einfache Methode: Er wandelte die Mikrowellenstrahlung in für den Menschen hörbare Töne, rund 50 Oktaven höher, um. Die Lautstärke des kosmischen Klangs beträgt rund 110 Dezibel - was ungefähr einem Rockkonzert entspricht.
->   WMAP, NASA
...
In der Frühzeit konnten sich Schallwellen ausbreiten

Wer sich nun fragt, wie es überhaupt so etwas wie Geräusche im Weltall geben könne: Heutzutage können sich darin keine Schallwellen mehr ausbreiten, schließlich ist es ein beinahe absolutes Vakuum.

Doch während der ersten Millionen Jahre war das Universum noch vergleichsweise klein und dicht genug, sodass sich Schallwellen ausbreiten konnten - und zwar ungefähr in halber Lichtgeschwindigkeit, wie Whittle ausführt.

Die akustische Rekonstruktion des Urknalls liefert keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, betont der Wissenschaftler. Aber wie jedes gute Diagramm oder Visualisierung könne es dazu beitragen, komplexe Ideen besser zu verstehen. Auf der Tagung in Denver seien die anwesenden Fachkollegen jedenfalls begeistert gewesen.
->   Big Bang Acoustics: Movie and Sound Files
->   Mark Whittle, University of Virginia
->   "New Scientist"
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01.01.2010