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Herzschrittmacher gegen Linksherzinsuffizienz  
  Man kennt verschiedene Formen der Herzinsuffizienz. Gegen eine unzureichende Leistung der linken Herzkammer gibt es nun einen speziell entwickelten Herzschrittmacher, der Symptome lindern und die Lebenserwartung der Betroffenen erhöhen soll.  
Herzinsuffizienz oder Herzmuskelschwäche ist das Endstadium aller Herzerkrankungen - von Herzkreislauf- und Herzklappenerkrankungen ebenso wie von Herzmuskelentzündungen.
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Die Folgen der Herzinsuffizienz
Bei Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr imstande, eine den Anforderungen entsprechende Förderleistung zu erbringen. Stauungszeichen im großen und kleinen Kreislauf (Lungenödem, periphere Ödeme, Stauungen aller Organe), Verminderung der Blutversorgung der Kreislaufperipherie, Herzvergrößerung, erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie), Atemnot - das sind die wichtigsten Symptome einer Herzschwäche.
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Verschiedene Formen der Herzschwäche
Nach dem betroffenen Herzabschnitt unterscheidet man Rechtsherzinsuffizienz, Linksherzinsuffizienz oder beidseitige Insuffizienz.

Rechtsherzinsuffizienz mit unzureichender Leistung der rechten Kammer führt zu einem Rückstau des Blutes im großen Kreislauf und zu einem Anstieg des Venendrucks.

Linksherzinsuffizienz mit unzureichender Leistung des linken Ventrikels führt hingegen zu einer Volumenüberlastung des kleinen Kreislaufes.
->   Großer und kleiner Blutkreislauf (www.biologieausbildung.de)
Medikamente gegen Herzschwäche
Zur Behandlung der Herzschwäche stehen heute eine Reihe von Medikamenten wie Digitalis ( Fingerhutextrakte), ACE-Hemmer, Diuretika (Entwässerungsmittel) oder Beta-Blocker zur Verfügung.
Neu: Spezieller Herzschrittmacher
Neuerdings gibt es zudem einen speziell für die Linksherzinsuffizienz entwickelten Herzschrittmacher, der nicht nur die rechte, sondern auch die linke Herzkammer über eine Elektrode stimuliert.
Synchrones Schlagen für bessere Leistung
Hier wird ein Schrittmacher erstmals nicht eingesetzt, um "ein defektes Strom- bzw. Reizleitungssystem" zu ersetzen, damit das Herz nicht stehen bleibt, erklärt der Kardiologe Heinz Weber vom Wiener Donauspital, dem SMZ-OST.

Dieser Schrittmacher, eine elektronische Sonde, wird vielmehr eingesetzt, um die linke Herzkammer wieder synchron schlagen zu lassen und die dadurch die Pumpleistung zu verbessern.
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Gegen massive Beschwerden bei geringer Belastung
Mit diesem Schrittmacher kann man vor allem jenen Patienten helfen, die schon bei sehr geringer Belastung massive Beschwerden haben - für den Kardiologen Heinz Weber insgesamt ein wesentlicher Fortschritt in der Behandlung der Herzschwäche. Doch diese elektronische Sonde, die über den venöse Abfluss der Herzgefäße gelegt wird, ist nicht so leicht zu implantieren, sodass dies nur an einigen wenigen, ausgewählten Zentren in Österreich gemacht wird.
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Hinweise auf Linderung der Symptome
Obwohl diese neue Generation an Herzschrittmachern noch nicht sehr lange im Einsatz ist, gibt es erste Hinweise, dass es zu einer Linderung der Symptome kommt.
Höhere Lebenserwartung, weniger Transplantationen
Darüber hinaus dürfte durch einen solchen Schrittmacher auch die bei Herzschwäche erhöhte Sterblichkeitsrate gesenkt werden und einer Reihe von Patienten laut Heinz Weber durch die Implantation einer Schrittmacher-Elektrode in der linken Herzkammer eine Organtransplantation erspart bleiben.
Studie belegt Wirksamkeit von Weißdorn
Dass Herzschwäche - vor allem, wenn sie noch nicht so weit fortgeschritten ist, dass schon bei der geringsten Anstrengung Beschwerden auftreten - sich auch mit Weißdorn wirkungsvoll behandeln lässt, das belegt bereits eine Vielzahl von Studien.

Nun wurde von Kardiologen des Virchow-Klinikums an der Humboldt-Universität Berlin in einer weiteren Studien untersucht, inwieweit Weißdorn speziell bei Linksherzinsuffizienz symptomlindernd wirkt und die Herzleistung verbessert.

Man hat 80 Patienten, die an einer von der linken Kammer ausgehenden Herzschwäche litten, täglich drei mal zwei Kapseln a 80 mg Weißdornextrakt verabreicht - und bereits nach vier Wochen eine signifikante Erhöhung der Auswurfleistung gesehen.
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Heilwirkung schon im 1. Jh. nach Christus beschrieben
Weißdorn gehört zu den ältesten einheimischen Arzneipflanzen. So beschrieb schon der römische Militärarzt Dioskurides im 1. Jahrhundert nach Christus seine Heilwirkungen. Heute werden vor allem die Extrakte der Weißdornblätter mit Blüten bei Herzinsuffizienz eingesetzt.
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Pflanzenextrakt ohne Nebenwirkungen
Nach Wolfgang Kubelka vom Institut für Pharmakognosie der Universität Wien hat Weißdorn im Vergleich zu den anderen zur Behandlung der Herzinsuffizienz eingesetzten, synthetischen Medikamente den Vorteil, dass die Pflanzenextrakte keinerlei Nebenwirkungen zu haben scheinen.

Jedenfalls sind bisher keine registriert worden. Dass es keine Nebenwirkungen gibt, das hat auch die jüngste, am Virchow-Klinikum der Humboldt Universität durchgeführte Studie gezeigt.
Flavonoide und phenolische Verbindungen
Von den Inhaltsstoffen sind es vor allem die gelben Farbstoffe, die Flavonoide, die im Weißdorn eine ganz spezielle Struktur aufweisen und phenolische Verbindungen, die die Wirkung auf den Herzmuskel ausmachen.
Keine Empfehlung zur Selbstmedikation
Bei Verdacht auf Herzschwäche ist aber auf jeden Fall ein Arzt zu konsultieren, so Wolfgang Kubelka. Einfach in Selbstmedikation nur Weißdorn zu nehmen, kann nicht empfohlen werden.

"Es gibt aber viele Menschen, die beim Stiegensteigen, beim rascher bergauf Gehen, merken, dass sie kurzatmig werden und das Herz schneller zu klopfen beginnt. Da kann man durchaus Weißdorn-Präparate vorbeugend nehmen", so der Experte.

Jedenfalls wird heute eine breite Palette an Weißdorn-Präparaten angeboten: von der Teedroge, die dem Europäischen Arzneibuch entsprechen muss, bis hin zu Spezialextrakten, die klinisch geprüft und auf einen bestimmten Gehalt an Wirkstoffen normiert sind.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Sozialmedizinisches Zentrum Ost - Donauspital
->   Virchow-Klinikum der Humboldt-Universität Berlin
->   Institut für Pharmakognosie der Universität Wien
->   Mehr zum Stichwort Herz in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010