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Gen macht aus Mäuse-Casanovas treue "Ehemänner"  
  Mit Hilfe eines einzelnen Gens haben US- Forscher notorische Mäuse-Casanovas in treue Partner verwandelt. Die Männchen der nordamerikanischen Wiesenwühlmaus, die sich normalerweise mit zahlreichen Weibchen paaren, wurden durch den Transfer eines Gens der eng verwandten Präriewühlmaus monogam und häuslich.  
Mit dem Gentransfer hatte ein Forscherteam um Larry Young von der Emory University in Atlanta die Zahl bestimmter Hormonrezeptoren in einem Belohnungszentrum des Gehirns von Wiesenwühlmäusen erhöht.
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Die Studie "Enhanced partner preference in a promiscuous species by manipulating the expression of a single gene" von Miranda M. Lim et al. ist im britischen Fachjournal "Nature" (Bd. 429, S. 754, Ausgabe vom 17.6.04; doi:10.1038/nature02539) erschienen.
->   Zum Original-Abstract
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Einblicke in Neurobiologie der Liebe
Die Ergebnisse könnten neue Einblicke in die Neurobiologie der Liebe geben, meint das Team um Larry Young von der Emory-University.

Darüber hinaus sei bekannt, dass dieselben neuronalen Prozesse wie in der Liebe bei der Drogenabhängigkeit eine Rolle spielten, ergänzte Youngs Kollegin Miranda Lim:

"Der Hirnprozess bei der Bindung an einen Partner ähnelt möglicherweise der Entstehung einer Drogenabhängigkeit: Beide aktivieren Belohnungsschaltkreise im Gehirn."
Treue: Eine Frage der Gehirn-Rezeptoren?
Die Wissenschaftler hatten das Paarungsverhalten der promiskuitiven Wiesenwühlmaus Microtus pennsylvanicus mit dem der Präriewühlmaus Microtus ochrogaster verglichen, die eine lebenslange Bindung mit einem einzigen Partner eingeht.

Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass Präriewühlmäuse in einer Belohnungszone des Hirns mehr Rezeptoren für das Hormon Vasopressin besitzen. Die Forscher erhöhten daher künstlich die Zahl der Vasopressin-Rezeptoren bei den Wiesenwühlmäusen.
->   Lexikalisches über Vasopressin (wissenschaft-online.de)
Sozialverhalten ist (auch) von Genen abhängig
Die Studie zeige, dass einzelne Genveränderungen tief in das Sozialverhalten von Tieren eingreifen könnten, betont Young. Bei Menschen seien an der Bildung von Partnerschaften zwar vermutlich zahlreiche Gene beteiligt.

"Es ist jedoch ein faszinierender Gedanke, dass individuelle Unterschiede bei den Vasopressin-Rezeptoren möglicherweise eine Rolle in der unterschiedlichen Bildung von Beziehungen spielen."

Früheren Forschungen zufolge seien Vasopressin- Rezeptoren möglicherweise auch mit Störungen der Sozialbeziehungen wie etwa Autismus verknüpft.
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Literatur-Tipp
Zu diesem Thema erschien der Begleitartikel "Neurobiology: Why voles stick together" von Evan Balaban in "Nature" (Bd. 429, S.711-2, Ausgabe vom 17.6.04; doi:10.1038/429711a).
->   Zum Original-Artikel (kostenpflichtig)
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->   The Young Lab (Emory University)
->   Das Stichwort Sozialverhalten im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010