News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Grazer Theologe erforscht "Ersatzreligion Fußball"  
  Während Europa im Fußball-Fieber liegt, hat sich ein Grazer Theologe seiner ethischen Aspekte angenommen. In seinem Sammelband zeigt sich, dass der Kampf ums runde Leder tatsächlich mehr ist als ein Spiel.  
Leopold Neuhold vom Institut für Ethik und Gesellschaftslehre der Universität - selbst begeisterter GAK-Fan - hat den Band herausgegeben. Die WM 2002 war für ihn der Anlass, sich mit dem Massenphänomen aus der Sicht der Theologie und Ethik zu befassen.

Neuhold hat 26 weitere Autoren und Interviewpartner eingeladen (darunter Max Haller, Franzobel, Ingo Peyker, Hans Krankl und Ivica Osim), sich mit verschiedensten Aspekten und Perspektiven des Spiels auseinander zu setzen.
...
Das Buch
"Fußball und mehr - Ethische Aspekte eines Massenphänomens", Hrsg.: Leopold Neuhold, Tyrolia-Verlag 2003. Reihe: Theologie im kulturellen Dialog, der Kat. theol. Fak. der Univ. Graz, Bd 11. 334 Seiten.

Das Buch ist laut Verlagshomepage derzeit nicht lieferbar.
->   Tyrolia-Verlag
...
Sportliche Werte sind soziale Werte
Der Sport mobilisiert die Massen laut Neuhold im positiven wie im negativen Sinn: "Der Fußball als Spiel, Sport und gesellschaftliches Phänomen baut auf ein Gerüst aus sozialen Werten und Idealen, wie Teamgeist, Fairplay und Toleranz", so der Ethiker. Die Spieler müssten eine Gemeinschaft bilden, andere respektieren und Niederlagen akzeptieren.

"Das Ideal der Ethik auf den Fußball übertragen bedeutet, dass nicht nur die sportlichen, sondern auch die sozialen Regeln beherrscht werden müssen", so der Theologe, der überzeugt ist, dass Spieler mit einem Fundament an gemeinschaftlichen Werten ihre Sache besser machen als jene, die nur am Ball stark sind.
Ausdrücken von Emotionen
Die positive Funktion des Fußballsports sei auch, dass er Menschen aller Altersstufen und sozialer Schichten, ja sogar Völker in ihrer Begeisterung verbinde, so Neuhold. Weiters erlaubt er den Einzelnen, Emotionen auszudrücken, kurz: "Dampf abzulassen".

Darin lauere aber andererseits die Gefahr gewalttätiger Ausschreitungen. Fanatismus und ideologische Überhöhung lassen die gegnerische Mannschaft und deren Fans zum Feindbild werden.
Kritik an Ökonomisierung und Personenkult
"Zu den negativen Aspekten zählt auch die ungehemmte Ökonomisierung des Fußball-Sports, die den spielerischen Charakter zunehmend in den Hintergrund drängt", bedauert Neuhold den Umstand, dass das Geld derzeit allzu bestimmend sei.

Weiters sieht der Ethiker den Personenkult um Fußball-Idole sehr kritisch und würde sich eine realistischere Beurteilung der Stars durch die Öffentlichkeit wünschen.
->   Institut für Ethik und Gesellschaftslehre, Uni Graz
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Fußball
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010