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Genforschung und Medizin: Was habe ich davon?  
  In Graz fand diese Woche der zweite Diskurstag der Plattform GEN-AU statt. Er stand unter dem Motto: "Genomforschung und Medizin - was habe ich davon?". Ein Thema war etwa die so genannte Pränatal- sowie die umstrittene Präimplantationsdiagnostik.  
Im Vorfeld war zur Abgabe von Diskussionspapieren zu einzelnen Themen der Genomforschung eingeladen worden. Eines der besonders intensiv diskutierten Themen dabei: Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik.
"Verpflichtung" zur Pränataldiagnose
In einem schriftlichen Diskussionsbeitrag schildert eine 38-jährige Mutter ihr Dilemma: Einerseits die Absicht, das Kind auf die Welt zu bringen, egal ob es behindert ist oder nicht.

Andererseits der - innere und äußere - Druck und Wunsch, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen und die Aussichten darauf mittels Pränataldiagnostik abzuschätzen. Mittels einer Untersuchung also, die ihrerseits wiederum gefährlich für das Kind sein kann.

"Eine werdende Mutter ab 35 wird heute von außen immer stärker unter Druck gesetzt, eine Pränataldiagnose durchführen zu lassen und gegebenenfalls ein Kind abtreiben zu lassen", schreibt die Autorin.
->   Der Diskussionsbeitrag als pdf-Dokument (www.gen-au.at)
Reine Selektionsinstrumente?
Brigitte Steingruber vom Frauengesundheitszentrum Graz erstellt folgende Thesen: Die Mehrzahl der pränatalen Tests dient nur der gezielten Suche nach Normabweichungen. Der vorgeburtliche Check-up droht zu einer neuen sozialen Verpflichtung der Frauen zu werden. Vorgeburtliche Diagnostik verstärkt die Tendenz, sozialpolitische Probleme technisch lösen zu wollen.

Das gelte in noch viel stärkerem Maße für die - in Österreich nicht erlaubte - Präimplantationsdiagnostik (PID), meinen etwa Vertreterinnen der Lebenshilfe in der Diskussion in Graz.
Experte verweist auf Vorteile
Der Grazer Pathologe Kurt Zatloukal weist allerdings darauf hin, dass PID auch positive Aspekte haben kann. Etwa den, überhaupt die Lebensfähigkeit eines in vitro entstandenen Embryos festzustellen, ohne ihn erst einpflanzen zu müssen.
Keine allgemein gültigen Lösungen
Aus dem ersten GEN-AU Diskurstag vor zwei Jahren hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die Gedankenanstöße zur Präimplantationsdiagnostik und Empfehlungen zur Pränataldiagnostik entwickelt hat.

Und auch die Bioethikkommission diskutiert diese Themen zur Zeit sehr intensiv. Aber eine für alle gültige Antwort gibt es wohl nicht, das war klar nach diesem Diskurstag in Graz.

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
->   GEN-AU Genomforschung in Österreich
->   Frauengesundheitszentrum Graz
Mehr zum Diskurstag in science.ORF.at:
->   Psychoedukation für Familien mit erblicher Belastung (16.6.04)
->   Epigenetik: Vom molekularen Modell zum Krankenbett (14.6.04)
Weitere Beiträge zum Thema in science.ORF.at:
->   Artikel zur Pränataldiagnostik in science.ORF.at
->   Mehr zum Thema PID im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010