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Vetmed-Wien: Professoren wollen Rektor absetzen  
  An der Veterinärmedizinischen Universität (VUW) Wien gärt es. Stein des Anstoßes sind in zweiter Linie das Universitätsgesetz (UG) 2002 und in erster Linie Rektor Wolf-Dietrich Freiherr von Fircks.  
Wie Pharmokologie-Ordinarius Hans Nohl gegenüber der APA bekannt gab, laufe derzeit eine Unterschriftenaktion zur Absetzung des Rektors. Die Kritiker werfen Fircks "selbstherrliche Machtausübung", ein Überhandnehmen der Verwaltung und Freunderlwirtschaft vor. Dieser wehrt sich indes im Gespräch mit der APA gegen die erhobenen Vorwürfe.
"Willkürliche und selbstherrliche Machtausübung"
"Ich kenne niemanden an der Universität, der angesichts der willkürlichen und selbstherrlichen Machtausübung des Rektors und seiner Vizerektoren nicht frustriert ist", so Nohl.

Dass es bisher zu keinen Protestmaßnahmen gekommen ist, führt der Professor darauf zurück, dass die Betroffenen Repressalien - etwa bei der Zuteilung von Ressourcen bis hin zu Entlassungen - befürchten.
Kritik: Zu viel Verwaltung, wenig Geld für Forschung
Als konkrete Anschuldigungen gegen von Fircks nennt Nohl das Überhandnehmen der Verwaltung an der VUW. Eine der kleinsten Universitäten in Österreich mit lediglich 30 Universitätsprofessoren leiste sich auf Wunsch des Rektors vier Vizerektoren, bemängelte der Wissenschaftler.

Umgekehrt stehe für die eigentlichen Aufgaben der Universität, nämlich Forschung und Lehre, immer weniger Geld zur Verfügung.

Speziell neu zu besetzende Assistentenstellen würden vom Rektorat nur minimal budgetiert, die Aufstockung des üblichen Gehalts soll laut Auftrag der Uni-Führung von Drittmitteln bestritten werden. Dies ist nach Ansicht von Nohl nicht rechtens, weil Drittmittel zweckgebunden seien.
Nepotismus-Vorwurf
Ein weiterer Vorwurf an den VUW-Rektor ist Freunderlwirtschaft. "Wohl dem, der ein Freund des Rektors und seiner Vizerektoren ist. Der kann nämlich mit zusätzlichem Einkommen durch Kollegiengelder rechnen", so der Pharmakologe.

Er, Nohl, habe beispielsweise seit zwei Jahren als berufener Ordinarius keine Pflichtvorlesung mehr für Pharmakologie, auf der anderen Seite seien Laboranten mit Pflichtlehre beauftragt. Fircks greife damit "widerrechtlich in das Gehaltsschema eines Ordinarius" ein.
Erster Abwahlantrag abgelehnt
Er, Nohl, habe gemeinsam mit Kollegen, die größtenteils aus Angst vor Repressalien nicht namentlich genannt werden wollen, einen Antrag auf Absetzung des Rektors im Senat einbringen wollen, dieser sei jedoch abgeschmettert worden.

Derzeit laufe eine Unterschriftenaktion gegen der Rektor, es werde einen neuerlichen Versuch eines Abwahlantrages über den Umweg des Universitätsrates geben. "15 Unterschriften haben wir schon, wir rechnen auf jeden Fall mit einer Mehrheit unter den Professoren", sagte Nohl.
Rektor wehrt sich
Der Rektor der Veterinärmedizinischen Universität Wien wehrt sich gegen die durch Pharmakologie-Ordinarius Hans Nohl erhobene Vorwürfe. Von Fircks ortet gegenüber der APA "ein persönliches Problem" des Kritikers Nohl und sieht angekündigten Absetzungsversuchen "einigermaßen gelassen" entgegen.

Fircks räumte ein, dass an der VUW, wie auch an anderen Unis, eine "schwierige Stimmung" herrsche. Hauptursache dafür sei allerdings die angespannte finanzielle Lage der Universitäten. Dass die Verwaltung an der VUW überhand nehme, sei unrichtig, betonte der Rektor.

Ganz im Gegenteil, seien acht Stellen von der Verwaltung in die Fachbereiche - Departments - der Universität übersiedelt. Die Bestellung von vier Vizerektoren sei mit der Abschaffung des Universitätsdirektors einhergegangen, das vergesse Nohl bei seinen Anschuldigungen.
"Pflicht, aber kein Recht auf Lehre"
Dass Nohl derzeit keinen Auftrag für Pflichtlehre innehat, ist für Fircks völlig rechtens. "Es gibt für Professoren eine Pflicht zur Lehre, aber kein Recht auf Lehre", sagte er.

Die Vorlesungen von Nohl hätten bei Evaluierungen in der Vergangenheit schlecht abgeschnitten, daher habe zwischenzeitlich ein Kollege die Veranstaltung bekommen. Nohls Vorlesung war dagegen ein Wahlgegenstand und wurde von den Studenten nicht angenommen.
Fircks sieht Absetzungsversuch gelassen entegegen
Auch den Vorwurf, dass ein Praktikant in die Pflichtlehre eingebunden sei, weist von Fircks zurück. Der betreffende Praktikant sei nämlich ausgebildeter Lehrer und leite als solcher eine Didaktik-Veranstaltung im Rahmen der Ausbildung.

Den angekündigten Absetzungs-Versuchen sieht der VUW-Rektor deshalb gelassen entgegen, weil sich die Causa mit Klagen von Nohl schon über eineinhalb Jahr hinziehe. Tatsache sei, dass er, von Fircks, bei seiner Wiederwahl vor rund einem Jahr einstimmig - auch mit Zustimmung der Professoren - gewählt worden sei.
->   Veterinärmedizinische Universität Wien
 
 
 
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01.01.2010