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"Digital Communities" beim Prix Ars Electronica  
  In New York wurden die Gewinner der neuen Kategorie "Digital Communities" des Prix Ars Electronica 2004 mit der Goldenen Nica ausgezeichnet. Einer der Preisträger ist die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia.  
Erste freie Online-Enzyklopädie
Wikipedia wurde vom Amerikaner Jimmy Wales vor drei Jahren gegründet, die Website umfasst heute rund 500.000 Artikel über aktuelle Wissensgebiete in mehr als 50 Sprachen.

Der größte Teil, nämlich 270.000 Artikel, ist in englischer Sprache verfasst. Der zweitgrößte Teil fällt mit 100.000 auf Artikel in deutscher Sprache. Zum Vergleich: Die deutschsprachigen Artikel haben einen Umfang, der etwa halb so groß ist wie die Brockhaus-Enzyklopädie. Französische und japanische Artikel liegen anteilsmäßig auf Rang drei und vier.
->   Wikipedia
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Die Preisträger des "Prix Ars Electronica 2004" wurden am 24.6.04 im ORF KulturCafe vorgestellt. Der vollständige Mitschnitt der Veranstaltung ist auf der Ö1-Website zum Download verfügbar.
->   Mehr dazu bei oe1.ORF.at
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"Wiki" steht für "quick"
"Wiki bedeutet quick", sagt der Gründer der Online-Enzyklopädie Wikipedia Jimmy Wales. Software-Entwickler unterschiedlicher Nationalitäten haben die Wiki-Software gemeinsam so einfach gestaltet, dass die Website schnell für jeden benutzbar ist.

Wikipedia ist ein offenes Projekt, das durch seine einfache Technologie für jeden zugänglich ist. Nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Verfassen von Artikeln.

Viele Weltbilder aus der ganzen Welt sind in Wikipedia repräsentiert. Das Ziel der Online-Enzyklopädie ist es, so viele Sichtweisen wie möglich zu präsentieren.
Urheberrecht: Spezielles Modell
Jimmy Wales hat Wikipedia mit eigenem Geld finanziert. Die Kosten der Website können gering gehalten werden, weil die Urheberrecht-Abgeltungen auf einem Copyright-Lizenz-Modell aufgebaut sind, das den Konsumenten große Freiheiten gestattet und die Gestalter nicht verarmen lässt.

Das Modell hat der Amerikaner Lawrence Lessig entwickelt. Seine Internet Plattform "Creativecommons" wurde ebenfalls mit einer Goldenen Nica ausgezeichnet, und zwar in der Kategorie "Net Vision".
->   Creative Commons Austria
Einfache Technologie - große Auswirkungen
Jimmy Wales ist der Ansicht, dass Wikipedia dazu beitragen kann, die Kluft zwischen Arm und Reich, Nord und Süd zu überbrücken:

"Ich glaube, dass wir die Inhalte zu immer geringeren Kosten ins Netz stellen können. Die Menschen sind sehr interessiert und begeistert. Sogar in den Slums von New Delhi nutzen die Menschen bereits Wikipedia."

"Sie müssen dazu keine besonderen technischen Fähigkeiten haben.", so Wales weiter: "Vor allem die jungen Menschen lernen sehr schnell. Auch wenn sie nur mit einem Finger tippen können. Ich bin sehr optimistisch, was die Zukunft der digitalen Umgebung bringen wird."
"The World Starts With Me"
Die goldene Nica bekam auch das niederländisch-ugandische Projekt "The World Starts With Me". Eine Website, die Jugendliche über Sex und AIDS aufklärt.

Es begann mit einem kleinen, aber erfolgreichen Projekt mit Jugendlichen in den Slums von Nairobi, geleitet von der Holländerin Emma Beamer Cronin. Die "World Population Foundation" fragte Cronin, ob sie ein HIV-Projekt in Uganda machen könne. Und das tat sie.
->   The World Starts With Me
Internet-Technologie und AIDS-Prävention
Emma Beamer Cronin: "Wir haben gesehen, wie einfach es ist, mit jungen Leuten zu arbeiten. Wir in unserem Projekt Internet-Technologie mit AIDS-Prävention und arbeiteten mit Lehrern, Studenten, Künstlern und Gesundheitstrainern."

"Wir hatten zwanzig Konzepte und verwendeten jenes Konzept, das den Bedürfnissen jener Menschen am besten entgegenkam, die damit arbeiten sollten. Wir setzten es mit geringem technischen Aufwand um, der möglichst einfache Benützung ermöglicht."
HIV und Sex
Durch die Website "TheWorldStartsWithMe" bekommen die Jugendlichen in Uganda Informationen über physische Vorgänge und sexuelle Gesundheit, HIV-Prävention und Abtreibung. In 52 Schulen arbeiten junge Menschen damit.

Sie lernen, mit dem Computer umzugehen und die Website selbst zu gestalten. Studenten gestalten zum Beispiel ein Storyboard über HIV-Infektionen und Prävention.

"Das ist wichtig, weil die meisten Menschen in Uganda nicht wissen, wie sich die Krankheit ausbreitet und wie sie sich davor schützen können", sagt eine der Studentinnen.

Das Projekt soll den Jugendlichen Selbstvertrauen und Kontrolle über ihr eigenes Leben geben. Das Projekt soll nun auch auf die Nachbarstaaten Kenya und Tansania ausgeweitet werden.
Selbsthilfe durch Digital Communities
"Die Digital Communities sind nicht dazu da, dem Zauber der Technologie zu erliegen, sondern die Menschen nützen das Medium, um ihren eigenen Zauber zu verbreiten", sagt Virtual-Communities-Guru Howard Rheingold:

"Bürger nehmen ihr politisches leben in die eigene Hand. Leute schaffen Wissen und geben es frei weiter. Menschen, die Krankheiten haben, helfen sich gegenseitig statt passive Opfer zu sein."

"Menschen nutzen die Technologie, um eigene Kultur zu schaffen anstatt nur passive Objekte oktruierter Politik zu sein", so Rheingold weiter: "Die Ars Electronica hat große Aufmerksamkeit in der Welt erregt. Die Menschen nutzen die Online-Technologie, um eine Welt zu schaffen, die ihr Leben verbessern kann."

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
->   Prix Ars Electronica
 
 
 
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01.01.2010