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AIDS: Immer tödlicher für Frauen und Jugendliche  
  AIDS ist weiterhin nicht zu stoppen. Die Seuche wird zunehmend "weiblich". Und: Jugendliche und junge Erwachsene machen fast die Hälfte der weltweit rund 38 Millionen Infizierten aus. Das sind drei der Hauptaussagen des am Dienstag erschienenen AIDS-Berichts der UN-Organisation UNAIDS.  
Bisher starben etwa 20 Millionen Menschen an der Immunschwächekrankheit, 20 Mrd. US-Dollar wären im Jahr 2007 notwendig, um für sechs Millionen Kranke in den ärmsten Ländern eine Behandlung zu ermöglichen.

Erstmals werden in dem Report nicht eindeutige Zahlen, sondern Bandbreiten bezüglich der HIV-Infizierten publiziert. Sie sind auch etwas niedriger als die bisherigen Schätzungen. Dafür sollen die Daten nun genauer sein.
->   "2004 Report on the global AIDS epidemic"
20 Millionen Todesfälle, 38 Millionen Infizierte
Grafik: APA, Quelle: UNAIDS
Der UN-AIDS-Bericht: "Mehr als 20 Jahre nach der ersten AIDS-Diagnose im Jahr 1981 und nach 20 Millionen Todesfällen leben heute fast 38 Millionen Menschen mit HIV (34,6 bis 42,3 Millionen)."

Im Jahr 2001 gab es rund 35 Millionen Infizierte, vergangenes Jahr waren es schließlich um die 38 Millionen.

Besonders in Osteuropa (Russland) und in Asien (Indien, China) sind mittlerweile neue AIDS-Epidemien entstanden, die - ohne Gegenmaßnahmen - ähnlich desaströs wie im südlichen Afrika enden könnten.
Immer mehr Frauen und Junge infiziert
Grafik: APA, Quelle: UNAIDS
Doch AIDS hat laut dem neuen Report noch zwei weitere verheerende Aspekte:

"Vor allem die Frauen stehen Angesicht zu Angesicht mit der Epidemie. (...) Im Dezember 2003 waren fast die Hälfte der weltweit mit HIV-Infizierten Frauen, in Afrika südlich der Sahara machten sie 57 Prozent der HIV-Positiven aus."

"Junge Menschen - 15 bis 24 Jahre alt - sind weltweit mittlerweile von fast der Hälfte aller neuen AIDS-Infektionen betroffen." Im südlichen Afrika leben zwölf Millionen Kinder, die durch AIDS zu Halb- oder Vollwaisen geworden sind.
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"Stabilisierung" der Zahlen in der Subsahara
Grässliches "Detail": Zwar gibt es im südlichen Afrika sechs Länder, wo schon mehr als 20 Prozent der Menschen infiziert sind (Botswana und Swaziland: 35 Prozent), doch trotz 25 Millionen HIV-Infizierten südlich der Sahara könnte sich die Zunahme der Zahl der Betroffenen "stabilisieren".

Die wahrscheinliche Ursache: Das große Sterben, das dort in Folge von AIDS eingesetzt hat und die HIV-Positiven ähnlich schnell dahin rafft, wie sich neue Menschen infizieren.
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Asien: Ähnliche Katastrophe wie in Afrika?
Dafür könnte die Seuche in Asien (Indien, China) zu einer ähnlichen Katastrophe wie in Afrika führen. Der UNAIDS-Report: "In Asien breitet sich die Epidemie schnell aus. Das wird deutlich anhand des starken Anstiegs der HIV-Infektionen in China, Indonesien und Vietnam. Dort leben geschätzte 7,4 Millionen HIV-Positive. Vergangenes Jahr gab es dort 1,1 Millionen Neuinfizierte - mehr als je zuvor."

In Indien leben derzeit schon 5,1 Millionen HIV-Positive. Das ist die größte Anzahl Betroffener in einem Staat außer Südafrika, wo bei rund 43 Millionen Einwohnern etwas mehr als 20 Prozent AIDS-infiziert sind.
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15. Internationale AIDS-Konferenz
In Bangkok findet vom 11. bis 16. Juli 2004 die 15. Internationale AIDS-Konferenz statt. Das Motto lautet "Access for all" ("Zufang für alle"). Thema ist der verbesserte Zugang zu Prävention und Behandlung von HIV-Infektionen - vor allem für Frauen und Jugendliche bzw. Kinder.
->   AIDS-Konferenz 2004 in Bangkok
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Nur sieben Prozent der Kranken bekommen Therapie
Hilfe wäre - wie in allen Bereichen des Lebens - vor allem für die ärmsten Staaten der Welt notwendig, um die AIDS-Krise unter Kontrolle zu bringen.

Der UNAIDS-Bericht: "Obwohl sich die finanziellen Mittel zur Bekämpfung von AIDS weltweit seit 1996 von 300 Millionen US-Dollar auf etwas unter fünf Milliarden US-Dollar im Jahr 2003 um den Faktor 15 erhöht haben, ist das noch immer die Hälfte dessen, was die Entwicklungsländer im Jahr 2005 benötigen würden."

Nur sieben Prozent der Menschen, die in den Entwicklungsländern im Jahr 2003 eine Therapie benötigten, erhielten auch die notwendigen Medikamente. Das waren nur 400.000 Menschen.
20 Milliarden US-Dollar wären nötig
So müssten im kommenden Jahr bereits zwölf Mrd. US-Dollar aufgebracht werden, im Jahr 2007 dann 20 Milliarden US-Dollar: Um sechs Millionen AIDS-Kranke in den Entwicklungsländern behandeln zu können (vier Millionen davon im südlichen Afrika), für die Unterstützung von 22 Millionen AIDS-Waisen und Beratung und HIV-Tests für 100 Millionen Menschen.
AIDS weltweit: Die regionalen Daten
 
Grafik: APA, Quelle: UNAIDS

Afrika südlich der Sahara hat nur zehn Prozent der Weltbevölkerung, aber 70 Prozent der HIV-Infizierten (zwischen 23,1 und 27,9 Millionen). 2003 starben 2,2 Millionen Menschen an AIDS.

In Asien verbreitet sich AIDS derzeit am schnellsten. Zwischen fünf und 10,5 Millionen Menschen sind bereits infiziert. Vergangenes Jahr gab es 1,1 Millionen neue HIV-Infektionen (rund 500.000 Tote).

In Osteuropa/Zentralasien dürfte es bereits 1,3 Millionen HIV-Positive geben (860.000 bis 1,9 Millionen). Die Epidemie wird vor allem über Drogensucht (Spritzentausch) weiter verbreitet.

Die Zahl der HIV-Infizierten nimmt in USA/Australien/Japan/Westeuropa zu. Das ist - Gott sei Dank - der Effekt der wirksamen modernen antiretroviralen Therapie. Die Zahl der Todesopfer nimmt dadurch ab. Doch bei rund 1,6 Millionen Infizierten (zwischen 1,1 und 2,2 Millionen) haben sich allein im vergangenen Jahr 64.000 Menschen mit AIDS angesteckt.
->   UNAIDS
Aktuelles zu AIDS in science.ORF.at:
->   AIDS in Österreich: Keine Entwarnung (29.6.04)
->   AIDS in Uganda auf dem Rückzug (30.4.04)
->   13,4 Millionen AIDS-Waisen weltweit
->   Archiv zum Thema
 
 
 
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01.01.2010