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Tanztalent von Honigbienen ist genetisch vorbestimmt  
  Honigbienen verständigen sich unter anderem mithilfe ihres berühmten "Schwänzeltanzes". Doch nicht jede Honigbiene hat das gleiche Tanztalent. Diese Begabung wird vielmehr durch Vererbung vorherbestimmt, wie Bochumer Biologen herausgefunden haben.  
Daher ist nicht jede Arbeiterin gleichermaßen in der Lage, Nestgenossinnen per Schwänzeltanz zu neuen Futterquellen zu lenken. Die Studie stellt das Magazin "Rubin" der Bochumer Ruhr-Universität in seiner aktuellen Ausgabe vor.
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Der Artikel des Bochumer Verhaltensbiologen Wolfgang H. Kirchner ist unter dem Titel "Mit Bienen im Gespräch" im Wissenschaftsmagazin "Rubin" der Universität Bochum (Ausgabe vom Juli 2004, Seiten 6-11) erschienen.
->   Artikel im Volltext (pdf-Dokument)
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Hoch entwickelte "Tanzsprache"
Kann man sich mit Bienen unterhalten? Die Bochumer Biologen haben genau dies versucht - und mithilfe von Geräuschen, Attrappen, Düften und gar "Roboterbienen" die Kommunikation der sozial lebenden Insekten untersucht.

Gerade die Honigbiene ist nämlich dank ihres hoch entwickelten Verständigungssystems für solche Forschungen interessant. Ihre "Tanzsprache" vermittelt den Weg zu einem gerade entdeckten Futterplatz an die Stockgenossinnen.
Unterschiedlich begabte Tänzerinnen
Die Forscher haben nun herausgefunden, dass sich das den Bienen eigene System der Arbeitsteilung auch beim Kommunikationssystem findet. Demnach gibt es unterschiedlich begabte "Tänzerinnen" bzw. Spezialistinnen für unterschiedliche Tänze.
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Die Tänze der Bienensprache
Die "Tanzsprache" der Bienen wurde bereits 1946 von dem österreichischen Biologen Karl von Frisch beschrieben. Durch ihre Tanzfiguren können Honigbienen ihren Kolleginnen mitteilen, wo sich eine Futterquelle befindet, wie weit es dorthin und wie ergiebig die Quelle ist. Man kennt verschiedene Formen dieser Kommunikationsmethode - etwa den "Rundtanz" (dabei befindet sich die Futterquelle relativ nah am Stock) oder den "Schwänzeltanz" (für Futterquellen in größerer Entfernung). Bei letzterem spielt der Winkel zwischen Sonne und Futterquelle - für die Angabe der Richtung - eine wichtige Rolle. Die Entfernung wiederum wird durch schnellere oder langsamerer Tanzbewegungen kommuniziert. Der vibrierende "Zittertanz" wiederum wird eingesetzt, wenn die Arbeitsteilung offensichtlich neu geordnet werden muss. Etwa wenn zu viele Sammlerinnen mit ihrer Ausbeute ankommen und sich im Stock nicht genügend Arbeiterinnen um den eingegangenen Nektar kümmern können.
->   Interaktiver Bienen-Sprachkurs (www.eduvinet.de)
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Tanzbegabung wird vererbt
Bild: Ruhr-Universität Bochum
Die Grundlagen für jene Begabungen liegen bei den Bienen offensichtlich in den Genen. Die Biologen verglichen Erbgut und Verhalten einzelner Tiere - und stellten dabei fest, dass das Tanztalent der Insekten vererbt wird.

Zwar stammen alle Arbeiterinnen von der selben Mutter - der Königin - ab, aber diese paart sich mit bis zu 20 verschiedenen Männchen. Daher gibt es im Bienenstock Geschwister ebenso wie Halbgeschwister.

Im Bild rechts: Solche hochvariablen DNA-Sequenzen erlauben die Rekonstruktion von Verwandtschaftsgraden. Jede Spur gehört zu einer Arbeiterin desselben Volkes.
Väterliches Erbgut ist entscheidend
 
Bild: Ruhr-Universität Bochum

Die relative Häufigkeit, mit der sich Angehörige von 17 Vaterschaftslinien in einem Bienenvolk an der Animierung durch Schwänzeltänze (rote Balken) bzw. am Zittertanz (grüne Balken) beteiligen. Die Nachkommen des Vaters mit Nummer 11 z.B. sind ausgeprägte Spezialistinnen für den Schwänzeltanz.

Die "Bienentanz-Talente" werden demnach über das väterliche Erbgut mitgegeben. Beispielsweise gibt es "ausgeprägte genetische Spezialistinnen" für den Schwänzeltanz, wie der Bochumer Biologe Wolfgang Kirchner in seinem Artikel schreibt.
Keine Vetternwirtschaft im Bienenvolk
Ein Einfluss der Gene bzw. des jeweiligen Verwandtschaftsverhältnisses auf die Beziehung der einzelnen Bienen zu ihren verschiedenen Artgenossen ließ sich im Übrigen nicht nachweisen.

Laut den Bochumer Biologen behandeln die Bienen - entgegen früherer Beobachtungen - alle Artgenossen gleich.
->   "Rubin" - Wissenschaftsmagazin der Universität Bochum
Mehr zur Honigbiene im science.ORF.at-Archiv:
->   Bienenwärme statt Geometrie für perfekte Waben (29.6.04)
->   Ursprung der Bienensprache: Spionageabwehr? (16.6.04)
->   Bienen steuern Gehirnentwicklung durch Brutwärme (22.3.04)
 
 
 
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01.01.2010