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Walfang-Kommission: Tauziehen um Moratorium  
  Bis Freitag tagt die Internationale Walfang-Kommission (IWC) im italienischen Sorrent. Vertreter von derzeit 57 Staaten debattieren über Themen wie z.B. den Fortbestand des Walschutzgebietes in der Antarktis. Japan wiederum will die Aufhebung des langjährigen Walfang-Moratoriums erreichen. Im Vorfeld hat - wie jedes Jahr - das Tauziehen um die Pro- und Contra-Stimmen einzelner Staaten begonnen.  
Trotz Verbot: Jagd auf Wale
Es ist verboten, es ist verpönt und doch wird auf Wale Jagd gemacht. Seit 1986 untersagt ein Moratorium den Walfang zu kommerziellen Zwecken. Japan und Island nützen das Schlupfloch, dass der wissenschaftliche Fang erlaubt ist. Und so gibt Japan heuer z.B. 450 Zwergwale, zehn Pottwale, 50 Brydewale und 50 Seiwale zum Abschuss frei.

Norwegen hat das Moratorium ohnehin nie anerkannt. Und indigene Völker in Alaska, Grönland und Russland jagen Wale mit internationaler Billigung und in geringem Ausmaß.
Japan fängt zu "wissenschaftlichen Zwecken"
Japan fängt Wale zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken. Nach Auffassung Japans sollte der Mensch Wale so wie andere Tiere schlichtweg nutzen, solange sie nicht vom Aussterben bedroht sind - dieser Argumentationslinie folgend seien z.B. Zwergwale nicht gefährdet.
Moratorium "abgeschwächt"?
Die Gefahr, dass bei der 56. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission die Jagd auf Wale grundsätzlich frei gegeben wird, sei gering, meint die Meeresbiologin Antje Helms von Greenpeace, doch einige Anträge könnten das Moratorium abschwächen. Antje Helms begleitet als NGO-Vertreterin die österreichische Delegation zur Tagung der Walfangkommission in Sorrent/ Italien.

Ihre Einschätzung im ORF-Radio: "Das Moratorium braucht eine Dreiviertel-Mehrheit, um abgeschafft zu werden, und die haben die Walfang-Länder zum Glück nicht. Aber es gibt einige Entscheidungen, die mit einfacher Mehrheit entschieden werden können. Das sind z.B. Anträge für wissenschaftlichen Walfang im Walschutzgebiet im Südpolarmeer."
Vielfältige Gefahren: Ozon, Lärm, Netze
Die Jagd auf Wale ist nur ein Problem: Im Vorjahr wurde die so genannte "Berlin Initiative" als Erfolg der Walschützer gewertet: Die Initiative kümmert sich auch um andere Gefahren für Wale wie Fischereinetze, Meeresverschmutzung oder Unterwasserlärm. Doch das zuständige Komitee steht und fällt mit der Zustimmung Japans.

Antje Helms von Greenpeace gegenüber Radio "Österreich 1": "Es wird sehr schwierig, sich gegen die Blockade von Japan um die dringend anstehenden Themen zu kümmern. Als die IWC gegründet wurde, gab es die ganzen Umweltgefahren noch nicht - z.B. den Beifang in der Fischerei: Es sterben pro Jahr geschätzte 300.000 Wale und Delfine als 'Beifang' in Fischereinetzen."
Vorwurf des Stimmenkaufs
Zwei Blöcke drängen andere Staaten der Internationalen Walfangkommission beizutreten: Auf der einen Seite jene Staaten, die Wale fangen (wie z.B. Japan, Norwegen und Island), und auf der anderen Seite jene Staaten, die Wale schützen wollen.

Umweltorganisationen sind vor allem die Methoden Japans ein Dorn im Auge: Japan wird immer wieder der Stimmenkauf nachgesagt - also dass Japan z.B. seine Entwicklungshilfegelder für ärmere Staaten an gewünschtes Abstimmungsverhalten bei der Walfangkommission knüpfe.

In den vergangen Tagen haben sich stetig neue Mitgliedstaaten angemeldet und noch während der Tagung in dieser Woche können Staaten der Kommission beitreten.
Schutzgebiete für Wale
Auch heuer haben Australien und Neuseeland wieder beantragt, im Südpazifik ein Walschutzgebiet einzurichten. Brasilien und Argentinien fordern laut Greenpeace zudem ein Schutzgebiet im Südatlantik. Und die internationale Umweltorganisation Greenpeace verlangt ein Schutzgebiet für die Nord- und die Ostsee.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   IWC
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Walfang
 
 
 
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01.01.2010