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Hans Tuppy feiert 80. Geburtstag  
  Von "Magnifizenz" über "Ordinarius" und "Präsident" bis hin sogar zum "Minister": Der Biochemiker Hans Tuppy trug viele Titel. Am 22. Juli feiert er seinen 80. Geburtstag.  
Gutbürgerliche Herkunft
Tuppy, am 22. Juli 1924 in Wien geboren, wuchs in einer gutbürgerlichen Familie auf. Sein politisches Leben begann 1945, ein Jahr, das er "als Befreiung" empfand.

Nach dem Ende des Nazi-Regimes, das seinem Vater das Leben kostete - der Staatsanwalt wurde als Ankläger im Dollfuß-Prozess erschlagen -, konnte er "endlich etwas tun". So gründete der Chemiestudent die Katholische Hochschulgemeinde und die "Freie österreichische Studentenschaft" mit.
Biochemiker in Cambridge
Schon damals regte sich sein Interesse an der Hochschul-Politik, doch die Wissenschaft hat ihn noch mehr gefesselt: Nach seiner Promotion im Jahre 1948 ging er - über Vermittlung des gebürtigen Österreichers und späteren Nobelpreisträgers Max Perutz - an die Uni Cambridge (Großbritannien), wo er erstmals mit biochemischen Fragestellungen in Berührung kam.

Unter Fred Sänger war er an der Ausarbeitung von Methoden der Proteinchemie sowie an der erstmaligen Aufklärung der Aminosäuresequenz eines Proteins, des Insulins, beteiligt, eine Arbeit, für die Sänger 1958 den Nobelpreis erhielt.
Rückkehr nach Wien, Arbeit zu Blutgruppensubstanzen
Nach weiteren Ausbildungen am Carlsberg Laboratorium in Kopenhagen (Dänemark) kehrte Tuppy als Assistent an das Institut für Organische Chemie der Universität Wien zurück.

1958 wurde er auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Biochemie berufen und Tuppy konnte sich vor allem mit seinen Arbeiten über die Biochemie der Blutgruppensubstanzen internationale Anerkennung verschaffen.
Politik und Hochschulpolitik
In den sechziger Jahren engagierte sich Tuppy wieder vermehrt in hochschulpolitischen Fragen. In der vom damaligen ÖVP-Parteiobmann Josef Klaus initiierten Vordenkerorganisation "Aktion 20" leitete er den Bereich Bildung und Wissenschaft.

1969 war er einer der Kandidaten für das Amt des Unterrichtsministers im Kabinett Klaus, der sich damals jedoch für Alois Mock entschied.
Medizin-Dekan und FWF-Präsident
Anfang der siebziger Jahre begann Hans Tuppy Stufe um Stufe die akademische Karriereleiter hinaufzuklettern. Von 1970 bis 1972 war er Dekan der Medizinischen Fakultät der Uni Wien. 1974 wurde er zum Präsidenten des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gewählt, eine Funktion, die er bis 1982 innehatte.

Es gelang Tuppy, in der Projektförderung des Fonds internationale Standards einzuführen, konkret die Begutachtung von Förderungsanträgen durch ausländische hoch qualifizierte Gutachter im Rahmen so genannter Peer-review-Verfahren.
Von der ÖAW zum Wissenschaftsminister
1983 wurde Tuppy für zwei Jahre zum Rektor der Universität Wien gewählt, gleichzeitig stand er der Österreichischen Rektorenkonferenz vor. 1985 folgte die Wahl zum Präsidenten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), eine Funktion, die er 1987 frühzeitig aufgab, um dem Ruf der ÖVP für den Posten des Wissenschaftsministers zu folgen.

Bereits im April 1989 musste Tuppy im Zuge der ÖVP-Regierungsumbildung den Ministersessel für seinen Nachfolger Erhard Busek räumen.
Emeritiert, aber kein Kulturpessimist
Tuppy zog sich wieder in den universitären Alltag zurück, bis er im Alter von 70 Jahren emeritierte. Zur Ruhe gesetzt hat er sich dennoch nicht und bietet weiterhin Vorlesungen und Prüfungen in Chemie und Biochemie an.

Dass er nach wie vor aktiv ist, führt er auf seine "positive Einstellung" zurück. Er gehöre zu denen, "die den deutschsprachigen Kulturpessimismus für ein Verhängnis halten".
->   Hans Tuppy (Österreich-Lexikon AEIOU)
 
 
 
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01.01.2010