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Rechts- oder Linkshänder schon vor der Geburt  
  Mozart, Goethe und Napoleon hatten eines gemeinsam - sie waren alle Linkshänder. Und das vermutlich schon seit der Zeit vor ihrer Geburt, wie eine aktuelle Studie schließt. Laut den dabei ausgewerteten Ultraschallaufnahmen nuckeln neun von zehn Föten in der 15. Schwangerschaftswoche am rechten Daumen - Rechts- oder Linkshändigkeit ist demnach schon weit vor der Geburt vorgegeben.  
Zu diesem Schluss gelangte ein Forscherteam um den Mediziner Peter Hepper von der Universität Queens in Belfast, wie das Wissenschaftsmagazin "New Scientist" unter Berufung auf eine entsprechende Studie berichtet.
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Der Artikel "Signalling right from the womb" ist im "New Scientist" (Nr. 2457, S. 13, Ausgabe vom 24. Juli 2004) erschienen.
->   "New Scientist"
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Zwei Drittel der Links-Lutscher wurden Linkshänder
Hepper wertete die Ultraschallberichte von insgesamt 1.000 Föten aus. Anschließend begab er sich auf die Spur von 75 dieser Föten nach deren Geburt.

Alle 60 der mittlerweile zehn bis zwölf Jahren alten Kinder, die schon im Mutterleib dem rechten Daumen den Vorzug gegeben hatten, waren Rechtshänder. Zehn der 15 ehemaligen Links-Daumenlutscher wurden letztlich Linkshänder.
Schnellere Entwicklung der rechten Körperhälfte?
In einer weiteren Untersuchung stellten die Mediziner außerdem fest, dass bereits zehn Wochen alte Föten lieber den rechten als den linken Arm hin und her bewegen.

Hepper weist darauf hin, dass die beobachteten Föten auf Grund ihrer biologischen Entwicklungsstufe noch keinerlei Kontrolle über ihre Bewegungen haben können. "Vermutlich handelt es sich um einen lokalen Reflex, unter Beteiligung des Rückenmarks", so Hepper.

Er stellt deshalb die These auf, dass der jeweilige Fötus derjenigen Körperhälfte den Vorzug gibt, die sich schneller entwickelt.
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Die Gesundheitsfolgen von Umschulungen
Obwohl Linkshänder in unserer Gesellschaft längst nicht mehr als abnormal gelten, werden aus vielen bereits in Kindertagen Pseudo-Rechtshänder. Über die etwaigen gesundheitlichen Schäden, die eine derartige Umschulung im Kindergarten oder in der Schule auslösen kann, berichtete science.ORF.at anlässlich des internationalen Linkshändertag am 13. August 2002.
->   Mehr dazu in: Linkshänder - "Vergewaltigung des Gehirns"
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Stellt bisherige Theorien in Frage
Bisherige Theorien gehen davon aus, dass die Hirnentwicklung bestimmend dafür ist, ob man Rechts- oder Linkshänder ist. Nervenverbindungen zwischen Hirn und Körper entwickeln sich allerdings erst ab der 20. Woche.

Hepper spekuliert deshalb, dass die Körperbewegungen des Fötus zur Entwicklung eines asymmetrischen Gehirns führen. Ein möglicher physiologischer Beweis dafür: Die Nervenverbindungen vom Körper zum Hirn entwickeln sich früher als jene, die es dem Gehirn erlauben, die Körperbewegungen zu kontrollieren. Das letzte Wort ist dabei aber noch lange nicht gesprochen.
->   Homepage Peter Hepper (Universität Queens in Belfast)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Studie: Walrosse sind Rechtsflosser (23.10.03)
->   Welt-Linkshänder-Tag 2003 (13.8.03)
 
 
 
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01.01.2010