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Hawking: Schwarze Löcher zerstören nicht alles  
  Schwarze Löcher im All zerstören nicht alles, was sie sie in sich aufsaugen, sondern sie stoßen Energie und Materie in veränderter Form wieder aus. Dies erklärte am Mittwoch der Astrophysiker Stephen Hawking auf einer Konferenz in Dublin. Er revidierte damit seine eigene, vor drei Jahrzehnten aufgestellte Theorie - und hatte auch eine schlechte Nachricht für Science-Fiction Fans: Parallel-Universen existieren nicht.  
Hawking präsentierte seine neuen Thesen auf der 17. Internationalen Konferenz über Allgemeine Relativitätstheorie und Gravitation in Dublin.
->   "International Conference on General Relativity and Gravitation"
Widerspruch zwischen Zerstörung und Quantenmechanik
Er versucht damit, einen bisher scheinbar unlösbar Widerspruch zu erklären: Wie kann ein Schwarzes Loch alle Spuren der Materie und Energie, die es aufsaugt, zerstören - wie er bisher selbst dachte -, wenn in der Quantenmechanik diese Teile in irgendeiner Form weiter existieren.

Bisher versuchte Hawking das angebliche Verschwinden von Materie und Energie in den Schwarzen Löchern mit der Möglichkeit von Paralleluniversen zu erklären.
Doch keine Parallel-Universen
"Es gibt kein Baby-Universum (innerhalb eines Schwarzen Lochs), wie ich einst dachte", hieß es in dem kurz vor Hawkings Rede verteilten Manuskript. Alles bleibe in unserem Universum. Er bedauere sehr, dass er die Science-Fiction-Gemeinde enttäuschen müsse.
Materie und Energie verschwinden nicht
Aber seinen Erkenntnissen zufolge gebe es keine Möglichkeit, durch Schwarze Löcher in andere Universen zu reisen. Hawking erklärte, die Schwarzen Löcher sammelten über Äonen alle Materie und Energie, um sie bei ihrem Zerfall in veränderter Form wieder auszustoßen.
Neue, unerkennbare Form von Information
"Wenn Sie in ein Schwarzes Loch springen, dann kommt Ihre Massenenergie wieder zurück ins Universum, aber in veränderter Form, die zwar die Informationen über Sie enthält, wie Sie einst waren, aber in unerkennbarer Form," sagte er grinsend, was die anwesende Physikergemeinde zum Lachen anregte.

Er fügte hinzu, es sei großartig, ein Problem zu lösen, das ihn schon seit 30 Jahren beschäftigt habe, auch wenn die Antwort weniger aufregend sei als die ursprünglichen Alternativen.
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Ähnliche Theorien auch von anderen Physikern
Zu einem ähnlichen Schluss wie Hawking kamen schon im März 2004 US-Physiker um Samir Mathur von der Ohio State University. Ihnen zufolge kann Materie in allen erdenklichen Ausformungen für immer in Schwarzen Löchern verschwinden. Informationen über die jeweilige Art dieser Teilchen bleiben jedoch in der inneren Struktur der kosmischen Objekte erhalten. Und zwar in Form so genannter Strings - elementarer Bausteine, die als der Grundstoff sämtlicher Materie angesehen werden.
->   Mehr dazu: Schwarze Löcher sind keine "Informationsfresser" (3.3.04)
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Wette mit Astrophysiker John Preskill verloren
Bild: EPA
Hawking hat Preskill
die Baseball-Enzyklopädie überreicht
Hawking löste auch eine Wette ein, die er vor 29 Jahren mit dem Astrophysiker John Preskill eingegangen war, der schon damals darauf beharrt hatte, dass Materie in einem Schwarzen Loch nicht zerstört werden könne.

Beide hatten um eine Enzyklopädie gewettet. Hawking übergab Preskill das Referenzwerk "Total Baseball, The Ultimate Baseball Encyclopedia", die er extra aus den USA hatte einfliegen lassen. Er hätte ihm ja auch eine Enzyklopädie über Cricket angeboten, aber Preskill sei von der Überlegenheit der Sportart nicht zu überzeugen gewesen.
Hawkings Rede nicht verstanden, warten auf Details
Preskill dankte Hawking höflich, fügte aber hinzu: "Um ehrlich zu sein, die Rede habe ich nicht verstanden." Er sehe jetzt gespannt dem detaillierten Text der Forschungen Hawkings entgegen, die im kommenden Monat veröffentlicht werden sollen.

Schwarze Löcher können beim Zusammenbruch von Sternen entstehen. Ihre Anziehungskraft wird dann so stark, dass selbst das Licht nicht entweichen kann.
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Stephen Hawking wird 60 (7.1.02)
->   Stephen Hawkings "Universum in der Nussschale" (16.10.01)
->   Archiv zu Schwarzen Löchern
 
 
 
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01.01.2010