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>node< (III): Männerdomäne Verkehrspolitik  
  Während Männer eher das Auto wählen, steigen Frauen eher auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad um, meint eine Grazer Pädagogin. Sie leitet ein Projekt im Rahmen des Forschungsprogramms >node<.  
Das gesellschaftswissenschaftliche Forschungsprogramm >node< des österreichischen Bildungsministeriums widmet sich Demokratiefragen in Europa. Ein Projekt von 18 widmet sich der Verkehrsplanung und der Verkehrspolitik unter Berücksichtigung der Geschlechterperspektive.
Männer drei Mal am Tag unterwegs, Frauen neun Mal
Die Pädagogin Cosima Pilz leitet das Teilprojekt "Gendersensitive Governance im Bereich Verkehr und Mobilität". Sie schildert die Forschungsarbeit im ORF-Radio folgendermaßen:

"Wir haben 20 Interviews durchgeführt. Die ersten Auswertungsergebnisse zeigen, dass Frauen einen anderen Zugang zum Thema Verkehr haben als Männer. Während ein männlicher Verkehrsteilnehmer pro Tag drei bis vier Wege zurücklegt, legt eine berufstätige Frau mit Kindern bis zu neun Wege pro Tag zurück."
->   Projektdetails
Männer sitzen im PKW, Frauen nutzen Öffis
Grundsätzlich zeige sich, dass Männer eher das Auto wählen, während Frauen auf öffentliche Verkehrsmittel und Fahrrad umsteigen oder schlicht zu Fuß gehen, so die Grazer Pädagogin Cosima Pilz gegenüber Radio "Österreich 1".
Verkehrsplanung ist Männersache?!
Verkehrsplanung und Verkehrspolitik seien in Österreich und Europa eine Männerdomäne, so Cosima Pilz. Maßnahmen und Entscheidungen würden von männlichen Theorien geprägt und gingen auf die Erfahrungen von gesunden 20-60jährige Männern zurück, meint Cosima Pilz, weibliche Erfahrungen würden dabei kaum berücksichtigt. Obwohl, ergänzt sie, mehrfach nachgewiesen worden sei, dass Frauen ein anderes Mobilitätsverhalten hätten als Männer.
Stadt Wien als Positivbeispiel
Zum Beispiel sei der österreichische Bundesverkehrswegeplan ausschließlich von Männern herausgegeben worden, ähnlich das Bild auf Landesebene. Ausnahme sei die Stadt Wien, so die Grazer Pädagogin im ORF-Radio:

"Die MA 18 [Anm. Magistratsabteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung] hat eine stark weibliche Besetzung von Spitzen- und Schlüsselpositionen. Die Stelle hat auch eine ganz andere Art der Festlegung von Richtlinien, d.h. sie haben ein sehr starkes Partizipationsverfahren: Sie binden Bürgerinnen und Bürger viel stärker in die Organisation und Planung ein."
Weibliche Erfahrungen berücksichtigen
Das Verkehrssystem würde anders aussehen, würden weibliche Erfahrungen stärker berücksichtigt, ist die Pädagogin Cosima Pilz überzeugt, da öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad und Fußwege stärker eingebunden würden.

"Im Forschungsprojekt geht es darum, bestehende Partizipationsverfahren, die in der Verkehrsplanung und in der Verkehrspolitik durchgeführt werden, auf Gender-Gerechtigkeit zu analysieren und neuartige Beteiligungsmethoden zu entwickeln, die besonderes Augenmerk auf weibliche Zusammenhänge legen."

Ziel des Grazer Projektes ist eine Internetplattform und eine CD-Rom. Die Forschungsarbeit mit Partnern aus Deutschland, Italien und Großbritannien läuft bis Ende 2005.
Zu >node<
>node< steht als Kürzel für "new orientations for democracy in europe". Die 18 verschiedenen Forschungsarbeiten im Bereich der Gesellschaftswissenschaften widmen sich z.B. den Trend des e-government, der Gesetzgebung vor dem Hintergrund von EU-Richtlinien oder den Beziehungen zwischen öffentlichen Institutionen.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   >node<
Bisher zu >node< in science.ORF.at:
->   >node< (II): Wie demokratisch ist e-government? (27.7.04)
->   >node< (I): Die Europäisierung der Gesetzgebung (26.7.04)
->   >node< beleuchtet Zukunft europäischer Demokratien (4.6.04)
 
 
 
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01.01.2010