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Renee Schroeder kritisiert Greenpeace-Plakate  
  Die aktuelle Plakat-Kampagne von Greenpeace gegen Gentechnik muss sich nun prominente Kritik aus der Wissenschaft gefallen lassen. Sie verbreite Angst, aber keine Information, so die Wiener Mikrobiologin Renee Schroeder. Die Umweltschutz-Organisation kann indes die geäußerte Kritik nicht nachvollziehen.  
"Greenpeace Plakate können ihr Hrin gefährden"
In einem offenen Brief an Greenpeace unter dem Titel "Greenpeace Plakate können ihr Hrin gefährden" (sic) wirft Renee Schroeder, Wittgenstein-Preisträgerin des Jahres 2003 und Wissenschafterin des Jahres 2002, der Umweltschutzorganisation vor, mit ihrer Kampagne "nicht zum Wohle der BürgerInnen zu arbeiten, sondern Panikmache und Volksverblödung zu betreiben".
Unterstützung für Greenpeace aufgekündigt
Schroeder erklärte in dem Mittwoch Nachmittag veröffentlichten Brief, seit vielen Jahren regelmäßige Unterstützerin von Greenpeace gewesen zu sein und die Arbeit von Umweltorganisationen für eine grundsätzlich wichtige Sache zu halten.

"Ich habe seit Jahren an meiner Wohnungstür ein Greenpeace-Plakat hängen", sagte die Wissenschafterin vom Institut für Mikrobiologie und Genetik am Wiener Biocenter gegenüber der APA. Auf Grund der aktuellen Plakat-Kampagne sehe sie sich aber endgültig gezwungen, "Greenpeace meine Unterstützung aufzukündigen".
Slogan "Gentechnik kann ihre Mlich verändern"
Bild: Greenpeace
Das inkriminierte Sujet
Mit Plakaten und Fernsehspots mit Slogans wie "Gentechnik kann ihre Mlich verändern" machen die Umweltschützer derzeit Stimmung gegen die Gentechnik. Schroeder bezeichnet diese Slogans als "Null-Aussagen, die Angst, aber keine Information verbreiten".

Die Verdrehung von "Milch" auf "Mlich" würden riesige Veränderungen in der Zusammensetzung und Qualität symbolisieren, was werbetechnisch geschickt, inhaltlich aber falsch sei, so die Forscherin, die von den Umweltschützern Beweise für ihre Behauptungen einfordert.

"Von wissenschaftlicher Seite her gibt es jedenfalls keine Argumente dafür, dass Lebensmittel von Tieren, die gentechnisch veränderte Futtermittel erhielten, dadurch verändert sind - und schon gar nicht gefährlich verändert", erklärte Schroeder.

Kritik übt sie auch an dem aus Teller und Besteck geformten Totenkopf-Symbol im Rahmen der Kampagne. Schroeder: "Es gibt weltweit keinen einzigen dokumentierten Fall von Krankheit, geschweige denn einen Todesfall, der mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln in Verbindung gebracht wird."
Lebensgefährlichkeit unterstellt
Man könne über Gentechnik denken, wie man wolle - "ihr (Lebens-)gefährlichkeit zu unterstellen ist jedenfalls völlig unseriös. Die Gentechnik rettet täglich viele Menschenleben", so Schroeder, die Greenpeace eine "leicht durchschaubare Taktik" unterstellt, "Angst zu erzeugen, um letztlich Spendengelder zu lukrieren".

Ihr Vertrauen habe die Umweltschutzorganisation damit jedenfalls verspielt - und auch das Plakat an ihrer Wohnungstür habe sie bereits entfernt.
Greenpeace-Replik: "Wo wird Angst erzeugt?"
Greenpeace reagierte am Mittwochabend in einem offenen Brief an Renee Schröder auf deren Kritik an der umstrittenen Plakat-Kampagne der Umweltschutzorganisation. "Ihren Vorwurf der Panikmache können wir nicht nachvollziehen.

Die stilisierte Darstellung eines Tellers als Piratenflagge ist selbstverständlich mit Augenzwinkern zu verstehen. Bitte helfen Sie uns weiter: Wo wird auf unseren Plakaten Angst erzeugt?", heißt es in dem Schreiben.
Nicht gegen medizinischen Einsatz der Gentechnik
Greenpeace stellte auch klar, dass man keine Angst vor dem Einsatz von Gentechnik habe: "Mit Ausnahme der Auswüchse im Bereich des Patentwesens werden Sie kein Statement von uns gegen den Einsatz von Gentechnik in der Medizin finden."

Allerdings sei es "unseriös", pauschal zu behaupten, dass der Einsatz von Gentechnik ungefährlich sei, was Schröder nach Ansicht der Umweltorganisation in ihrem Schreiben getan habe.
->   Greenpeace
->   Website von Schroeders Arbeitsgruppe (Vienna Biocenter)
 
 
 
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01.01.2010