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Gentechnik-Pionier Francis Crick gestorben  
  Der Gentechnik-Pionier und Nobelpreisträger Francis Crick ist tot. Der Brite, der gemeinsam mit dem Forscherkollegen James Watson die menschliche DNA-Struktur entschlüsselte, starb am Mittwoch (28. Juli 2004) im Alter von 88 Jahren im Universitätsklinikum von San Diego an Darmkrebs.  
Crick hatte zuletzt im kalifornischen La Jolla gelebt und am dortigen Salk-Institut gearbeitet. Dessen Präsident Richard Murphy würdigte am Donnerstag den Verstorbenen als einen der großartigsten und einflussreichsten Wissenschaftler aller Zeiten. Als solcher werde er unvergessen bleiben.
Geheimnis des Lebens in der DNA
Die Entdeckung der räumlichen Anordnung der DNA-Bausteine im Jahr 1953 gilt bis heute als Revolution in der Molekularbiologie. Mehr als 18 Monate lang hatten Crick und Watson versucht, die dreidimensionale Struktur der Desoxyribonukleinsäure zu entschlüsseln.

Zu dieser Zeit waren Wissenschaftler weltweit noch nicht völlig davon überzeugt, dass dieses Molekül Träger der genetischen Information des Menschen ist. Aber Crick und Watson glaubten daran: "Es erschien uns so, als ob es das Geheimnis des Lebens sei und das wichtigste zu lösende Problem für einen Biologen", erinnerte sich Watson vor einiger Zeit.
Entdeckung der Doppelhelix
Die beiden Forscher entdeckten, was heute jedem Schüler bekannt ist: Das DNA-Molekül ist eine Doppelhelix. Sie besteht aus zwei Molekülreihen, die sich, einander gegenüber liegend, zu einem Doppelstrang verwinden. Im April 1953 veröffentlichten die Cambridge-Forscher ihr Ergebnis in der Fachzeitschrift "Nature".

Der Bericht endet mit den berühmten Sätzen: "Es ist uns nicht entgangen, dass die spezifische Paarung, die wir postuliert haben, einen möglichen Kopiermechanismus für das genetische Material unmittelbar nahe legt."
->   DNA-Doppel-Helix: Ein Draht-Modell feiert Geburtstag (25.2.03)
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Nobelpreis 1962
Es ist ein aufregendes Vermächtnis eines Forscherpaares, das wenig über Chemie wusste und nie selbst experimentierte. 1962 wurden die beiden gemeinsam mit Maurice Wilkins, der die Wissenschaftler mit der Messmethode der Röntgenkristallographie vertraut gemacht hatte, mit dem Medizin-Nobelpreis belohnt. Die Biochemikerin Rosalind Franklin, deren Arbeiten mit der Röntgenkristallographie den Entwurf des Helixmodells erst ermöglichten, ging leer aus.
->   Medizin Nobelpreis 1962 (nobel.se)
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Hirn Crick, Gefühl Watson
"Nicht nur unsere Interessen deckten sich", schrieb der 1916 in Northampton geborene Crick später über Watson, "auch unsere jugendliche Arroganz, unsere Rücksichtslosigkeit und unsere Ungeduld mit schlampiger Denkweise verband uns." Watson beschrieb das Verhältnis in einem Interview später mit den Worten: "Francis war das Gehirn..., ich war das Gefühl."
Betroffenheit des Weggefährten
Watson reagierte am Donnerstag betroffen auf die Todesnachricht. Der 76-Jährige würdigte vor allem die außerordentlich scharfe Intelligenz und die Liebenswürdigkeit seines Forscherkollegen: "Er behandelte mich wie ein Familienmitglied."
Enorme Fortschritte in den vergangenen 50 Jahren
Auf die Grundlage der Entdeckung von Crick und Watson stützte sich das gesamte weitere Vorgehen in der Gentechnik. Die industrielle Produktion von Insulin aus gentechnisch veränderten Bakterien wurde möglich. Erste außerhalb des Mutterleibes gezeugte Kinder wurden geboren.

Die erste Gentherapie an Menschen konnte durchgeführt werden, und im Februar 2001 gaben das Human Genome Project (HUGO) und die Firma Celera Genomics bekannt, dass sie das menschliche Genom nunmehr zu 99 Prozent identifiziert hätten.
->   Francis Ford Crick (Salk Institute)
->   Watson und Crick ("Time")
->   DNA-Double Helix 1953-2003
->   "Nature"-Schwerpunkt 50 Jahre Doppelhelix
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Ikone Doppelhelix: Imagepolitur für Human-Genomprojekt? (23.4.03)
->   DNA-Pionier Crick: Umstrittene Gehirn-Thesen (31.1.03)
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01.01.2010