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Studie: Unis bedienen primär lokale Märkte  
  Die österreichischen Universitäten bedienen primär lokale Märkte, die Konkurrenz um Studierende ist auf Grund deren geringer Mobilität sehr gering. Im Durchschnitt studieren die Studenten nur 68 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt.  
Das geht aus einer Studie der Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien über die "Märkte der österreichischen Universitäten" hervor.
Untersucht wurde dazu die Herkunft der Studienanfänger der Jahre 1990, 1995 und 2000.

"Bisher war kaum bekannt, ob Universitäten wie regionale Monopolisten ihre Studierenden in nur einem begrenzten lokalen Markt rekrutieren oder landesweit über ihre Qualität bzw. ihr Studienangebot um Studenten konkurrieren", erklärte Studienautor Gunther Maier gegenüber der APA.
->   Homepage Gunther Maier (WU Wien)
Als Fast-Monopolisten mehr Risiko bei Profilbildung?
Der Unterschied sei aber gerade für ein System entscheidend, das durch die Uni-Reform von einer stark regulierten in eine kompetitive autonome Struktur wechselt, in der sich die Hochschulen durch Profilbildung zunehmend voneinander unterscheiden und auch gegenseitig in Konkurrenz treten sollen.

So könnten die Hochschulen als Fast-Monopolisten mit einem begrenzten, aber sicheren Markt bei der Schwerpunktsetzung mehr Risiken eingehen, während sie andererseits in einer Wettbewerbssituation sehr sensibel vorgehen müssten, wenn sie ihr Profil anpassen, um sich von anderen Unis zu unterscheiden.
Indikator für Marktgebiet: Einzugsbereiche ...
Von einem Wettbewerb um Studierende sind die Unis aber noch weit weg, wie die Studie zeigt. Nur die hochspezialisierten Hochschulen, konkret die Universität für Bodenkultur (Boku) und die Veterinärmedizinische Universität (VMU), beide in Wien, haben mit einer durchschnittlichen Entfernung zum Wohnort der Studienanfänger von rund 111 Kilometer einen etwas größeren Einzugsbereich.
... etwas größer nur bei Spezial-Unis
Diese Entfernung wird von Maier als Indikator für das Marktgebiet der jeweiligen Uni angesehen. Auf der anderen Seite bedienen die Unis Graz (52 Kilometer durchschnittliche Distanz), Linz (36) und Salzburg (50) primär Studenten aus der Region, die Uni Innsbruck (74) hat in den westlichen Bundesländern praktisch eine Monopolstellung.
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Die meisten Studienanfänger kommen aus Wien
Im Zuge seiner Studie hat Maier auch erhoben, welchen Anteil die einzelnen 99 politischen Bezirke Österreichs an der Zahl der Gesamt-Studienanfänger haben. Wenig überraschend liegt Wien mit 22,4 Prozent an erster Stelle. Weit abgeschlagen folgen Graz (5,4 Prozent), Linz (drei Prozent), Salzburg und Innsbruck-Land (jeweils 2,3) und Mödling (2,1). Der Anteil aller anderen Bezirke liegt unter zwei Prozent.

Der Studenten-Anteil gemessen an der Bevölkerung zwischen null und 19 Jahren ist klarerweise in Bezirken mit Universitäten besonders hoch, Spitzenreiter sind Graz und Klagenfurt. Viele Studierende gibt auch in den Bezirken rund um Uni-Städte, etwa Mödling (Platz 3), Wien-Umgebung (Platz 10) und Klagenfurt-Land (13), aber auch in urbanen Bezirken ohne Uni, etwa Eisenstadt (Platz 4), Villach (8) und Wels (11). Wien selbst liegt erst auf Platz neun. Die niedrigsten Studenten-Anteile gibt es in den ländlichen Bezirken im Osten Österreichs, etwa Zwettl, Scheibbs, Hartberg, Gmünd, Rohrbach und Horn.
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Kleinster Markt an Uni Klagenfurt
Den kleinsten Markt weist die Uni Klagenfurt mit einer durchschnittlichen Entfernung des Wohnorts ihrer Studierenden von 25 Kilometern auf.

Im Mittelfeld liegen die Technischen Universitäten Wien (79) und Graz (84), die Wirtschaftsuni Wien (65) und die Montanuni Leoben (88). Selbst die größte Hochschule des Landes, die Uni Wien, hat mit einem Durchschnitt von 76 Kilometern nur ein begrenztes Einzugsgebiet.
Demographie wichtiger als Profilbildung
"Mit Profilbildung ist offenbar in direkter Konkurrenz nur wenig zu holen, weil man nur an den Rändern des Einzugsbereichs um Studenten konkurrieren kann", betont Maier.

Starke Veränderungen der Studierendenzahl seien eher durch demographische Faktoren und geänderte Attraktivität von bestimmten Regionen zu erwarten als durch eine Veränderung der Reputation einer Uni auf Grund neuer Studienprogramme oder Marketingmaßnahmen, meint der WU-Professor.
Keine Änderung in Sicht
Solange der Arbeitsmarkt primär auf den Studienabschluss Wert legt und nicht so sehr darauf, an welcher Uni dieser Abschluss erreicht wurde, werde sich an der Situation auch wenig ändern. Dies sei aber kein spezifisch österreichisches Phänomen, sondern in vielen europäischen Ländern ähnlich - im Unterschied zur "dramatisch anderen Situation in den USA".
->   Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung (WU Wien)
 
 
 
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01.01.2010