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Rechtschreibreform mit "sanfter Gangart"  
  Für Schulen und Ämter in Österreich, Deutschland und in der Schweiz ist die Rechtschreibreform seit 1. August 1998 verbindlich. Doch der ursprünglich erwartete große Durchbruch ist ausgeblieben. So sind etwa die Befürworter der Kleinschreibung mit ihrem Anliegen auf politischer Ebene nicht durchgekommen.  
Das neue Regelwerk brachte eine "modifizierte Großschreibung": Alle Wörter, die als Hauptwörter gebraucht werden, schreibt man künftig groß, wobei nach wie vor eine Fülle von Ausnahmeregelungen gilt.
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Sieben Jahre als Zeitrahmen für die Umstellung
Als Zeitrahmen für die Umstellung wurden international sieben Jahre vereinbart - bis dahin gelten die bisherigen Schreibweisen als überholt, werden in den Schulen aber nicht als Fehler gewertet. Medien, Verlage, Autoren, Firmen und Private konnten dagegen freiwillig entscheiden, ob sie die neue Schreibung wählen oder bei der alten bleiben.
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Eindeutschung von Fremdwörtern
Auch bei der Eindeutschung von Fremdwörtern haben sich die Reformer auf eine "sanfte Gangart" geeinigt.

Der Thron oder das Theater haben das h nach langem Tauziehen ebenso behalten wie der Rhabarber. Das ph im Alphabet oder in der Katastrophe siegte über das f. Übrig geblieben ist eine "behutsame Eindeutschung" von Fremdwörtern.
Panter, Känguru und Co
Die Stämme phon und phot können durch f ersetzt werden, was meistens ohnedies schon jetzt geschieht. Man kann auch wahlweise Panter, Tunfisch oder Delfin schreiben, auch das Känguru kann am Ende künftig auf sein h verzichten. Einfacher als bisher können auch die Spagetti geschrieben werden.
Scharfes ß und Silbentrennung
Das scharfe ß kommt grundsätzlich nur mehr nach einem langen Vokal (Maß, Fuß) nach einem kurzen Selbstlaut heißt es nun Kuss, muss oder Fass. "Daß" wird generell nur mehr "dass" geschrieben.

Die Silbentrennung erfolgt nach Sprechsilben (Kas-ten, Wes-te, Zu-cker), das Stammprinzip wird verstärkt betont (Stängel statt Stengel, schnäuzen statt schneuzen usw.), und die Beistrichregeln wurden reduziert. Oft kann man sogar auf Beistriche verzichten.
Deutlich mehr Getrenntschreibung
Noch eine wichtige Neuerung: Es wird künftig mehr getrennt- als zusammengeschrieben.

So werden zwei aufeinander folgende Zeitwörter künftig getrennt, wie "sitzen bleiben", "liegen lassen", "spazieren gehen". Aber auch in diesem Bereich bleiben viele Ausnahmen bestehen, es empfiehlt sich im neuen Österreichischen Wörterbuch oder im neuen Duden nachzulesen.
Fast alle Medien haben umgestellt
Mittlerweile haben praktisch alle Medien auf die neue Schreibweise umgestellt. Den Anfang machten am 31. Juli 1999 die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen, darunter auch die APA - Austria Presse Agentur.

Zahlreiche Zeitungen, Zeitschriften und weitere Medien stellten in der Folge ebenfalls um, das neue Regelwerk hielt damit Einzug in den Alltag.

Allerdings wurden die neuen Regeln in den Medien meist nicht eins zu eins übernommen: In den Agenturtexten werden etwa weiterhin Fremdwörter aus lebenden Sprachen - wie etwa "Mayonnaise" und "Spaghetti" - nicht eingedeutscht. Auch viele Tageszeitungen und Zeitschriften haben "Hausregeln" etabliert.
Weitere Liberalisierung beschlossen
Im Frühjahr beschlossen die deutschen Kultusminister eine Liberalisierung der Regeln in einigen wenigen Fällen ab 1. August 2005.

Die meisten Änderungen betreffen die Getrennt- und Zusammenschreibung sowie die Groß- und Kleinschreibung. Sämtliche Reformschreibweisen bleiben aufrecht, in Streitfällen soll es für den Anwender aber eine Ausweitung der Wahlmöglichkeiten geben.

Auch Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) hat angekündigt, dass Österreich dabei mitziehen wird.
->   Zwischenstaatliche Kommission für Deutsche Rechtschreibung
->   Alles zur Rechtschreibreform im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010