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Genetik: "RNA-Editing" häufiger als gedacht  
  Das so genannte RNA-Editing, das möglicherweise auch bei der Entstehung von Krankheiten eine Rolle spielt, ist in menschlichen Zellen weiter verbreitet als bisher angenommen. Wiener Forscher haben festgestellt, dass dieses enzymbedingtes Umschreiben von Basen auf der RNA (Ribonukleinsäure) in rund 1.600 der insgesamt rund 30.000 Gene im menschlichen Genom vorkommt.  
Die Untersuchungen von Wissenschaftlern am Institut für Botanik der Universität Wien um Michael Jantsch gemeinsam mit israelischen Kollegen wurden vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützt.
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Die Studie "Systematic identification of abundant A-to-I editing sites in the human transcriptome" ist in "Nature Biotechnology" (Bd. 22, S. 1001, August 2004) erschienen.
->   "Nature Biotechnology"
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Genetik und Epigenetik
Lange galt die Abfolge der Basen - die kleinsten Bausteine der Erbinformation - auf der Erbsubstanz (DNA) gleichsam als direkte Vorlage für Aufbau und Betrieb von Organismen. Mehr und mehr stellt sich aber heraus, dass die Sache viel komplexer ist. Wann und wie Gene abgelesen und aus dieser Information Proteine gebaut werden (Gen-Expression) ist eine eigene Wissenschaft geworden, nämlich die so genannte Epigenetik.

So stellte sich etwa heraus, dass viele Genabschnitte auf die unterschiedlichste Weise kombiniert werden können und so auch zu unterschiedlichsten Produkten - letztendlich Proteine (Eiweißstoffe) - führen.
RNA-Editing: Umschreiben von Basen
Im Falle des RNA-Editing werden effektiv Basen umgeschrieben. Allerdings werden sie nicht dauerhaft auf dem eigentlichen Träger der Information, der DNA, sondern auf der RNA verändert.
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RNA
Die RNA (Ribonukleinsäure) dient generell gleichsam als Übertragungsvehikel der DNA-Information in die Proteinfabriken der Zelle, der so genannten Ribosomen. Im Gegensatz zur DNA befinden sich die Ribosomen nämlich außerhalb des Zellkerns.
->   Renee Schroeder: Die RNA-Welt (5.2.01)
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ADAR: Auslösendes Enzym
Als Auslöser der Umschreibung funktioniert ein Enzym namens ADAR. In Anwesenheit von ADAR produziert ein und derselbe Abschnitt der DNA über die Veränderungen in der RNA zwei verschiedene Protein-Komplexe.
"Grund" für massives Editing unklar
Warum die Natur die Möglichkeit eingerichtet hat, dass ein Gen als Grundlage für unterschiedliche Produkte dienen kann, ist nicht ganz klar. Möglicherweise mache es die ganze Sache flexibler, erklärte Jantsch gegenüber der APA.

Derzeit sieht es so aus, dass exzessives Editing auf Menschen bzw. Primaten begrenzt ist. Etwa bei der Maus tritt das Phänomen um den Faktor zehn seltener auf.
Zusammenhänge mit Krankheiten
Es gibt Hinweise, dass Gen-Editing auch bei verschiedenen Krankheiten eine Rolle spielen dürfte. So ist bekannt, dass das Umschreiben von A zu I bei Rezeptoren im Gehirn eine Rolle spielt, die unter anderem Erinnerungsvermögen und emotionales Verhalten beeinflussen.

Aber auch ganz generell in Tumoren haben Wissenschaftler schon veränderte Raten von Gen-Editing aufgespürt. "Dabei ist derzeit aber völlig unklar, ob dies Symptom oder Ursache ist", so der Wissenschaftler. Von einer medizinischen Anwendung sei man jedenfalls noch weit entfernt.
->   Institut für Botanik der Universität Wien
->   Michael Jantsch Group
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Binäre RNA - Urform des Lebens? (18.12.02)
->   Ein biochemisches Fossil aus der "RNA-Welt" (22.10.02)
 
 
 
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01.01.2010