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Historiker Wolfgang Mommsen gestorben  
  Wolfgang Mommsen, einer der bekanntesten deutschen Historiker, ist tot. Der Geschichtsprofessor starb am Mittwoch bei einem Badeunfall in der Ostsee. Der Urenkel von Theodor Mommsen wurde 73 Jahre alt.  
Mommsen, Zwillingsbruder des Historikers Hans Mommsen und Urenkel von Theodor Mommsen ("Römische Geschichte"), gehörte über Jahrzehnte zu den renommiertesten Vertretern der Geschichtswissenschaft in Deutschland.

Mit engagierten Stellungnahmen und Urteilen aus einer sozial-liberalen Grundhaltung heraus trug Wolfgang Mommsen zum Selbstverständnis der Bundesrepublik bei. Über das Versagen führender deutscher Historiker in der NS-Zeit fand er klare Worte.
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Forschungsschwerpunkte: Kaiserreich und Imperialismus
Seine Schwerpunkte waren die Geschichte des deutschen Kaiserreichs und das Thema Imperialismus, das er in zahlreichen Standardwerken behandelte. In der renommierten Propyläen Geschichte Deutschlands ist Wolfgang mit den Bänden von 1850 bis 1918 vertreten. Zeit seines Lebens beschäftigte er sich mit dem Soziologen Max Weber und war einer der Herausgeber der Max-Weber-Gesamtausgabe.
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Beruflicher Werdegang
Bild: EPA
Wolfgang Mommsen
Wolfgang Mommsen, am 5. November 1930 in Marburg geboren, lehrte viele Jahre als Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Düsseldorf.

Darüber hinaus war er von 1977 bis 1985 Direktor des Deutschen Historischen Instituts in London sowie Gastprofessor an zahlreichen renommierten Hochschulen im In- und Ausland. In der Wendezeit - von 1988 bis 1992 - war er Vorsitzender des Verbandes der Historiker Deutschlands.

Beim Historikertag 1990 in Bochum widersprach er entschieden dem Vorwurf, die deutschen Historiker hätten nach 1945 die nationale Tradition vernachlässigt und zu einer Schwächung des nationalen Gedankens beigetragen. Er verwies darauf, dass ohne ihre kritische Haltung zur deutschen Vergangenheit die Einheit nicht möglich gewesen wäre.
"Polemische Deutlichkeit"
"Gemeinsam ist den Mommsens eine an ihren Urgroßvater erinnernde polemische Deutlichkeit, eine liberale Konfliktfreudigkeit, die in der - jedenfalls vor dem Historikerstreit - eher leisetreterischen historischen Zunft erfrischend auffiel", hieß es in einer Würdigung.

In einem Fragebogen bezeichnete Wolfgang Mommsen Bismarcks Sozialversicherungsgesetze 1881-1885 als die von ihm am meisten bewunderte Reform in der Geschichte.
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Parallelen in der akademischen Karriere
Die akademischen Karrieren der Brüder Hans und Wolfgang Mommsen weisen viele Parallelen auf. Beide promovierten 1959, Hans in Tübingen, Wolfgang in Köln, sie habilitierten sich 1967 und beide erhielten 1968 ihren ersten Ruf als ordentliche Professoren, Hans nach Bochum, Wolfgang nach Düsseldorf. Beide emeritierten 1996.

Zu den Anekdoten über die sich sehr ähnlich sehenden Zwillinge gehört, dass der eine den anderen bei Krankheit in der Vorlesung vertreten haben soll. Niemand soll es bemerkt haben.
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Badeunfall auf Usedom
Hans Mommsen sagte am Abend der dpa, die Polizei habe ihn über den Tod seines Bruders informiert. Damit bestätigte er einen Bericht der "Bild"-Zeitung vom Donnerstag.

Die zuständige Polizei in Anklam teilte mit, der Unfall habe sich im Ostseebad Bansin auf der Insel Usedom (Mecklenburg-Vorpommern) ereignet. Badegäste hätten ihn im Wasser treibend entdeckt und an Land gebracht.

Der Notarzt habe nur noch den Tod feststellen können. Als Todesursache gelte Herzinfarkt, so "Bild".
->   Kurzbiografie von Wolfgang Mommsen (Uni Erfurt)
->   Informationen zu Wolfgang Mommsen (wikipedia.org)
->   Ein Interview mit Wolfgang Mommsen (HU Berlin)
 
 
 
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01.01.2010