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"Knopfloch"-Leberoperation in Graz durchgeführt  
  Ohne "großen Schnitt" kommen nun auch Mediziner der Chirurgischen Universitätsklinik in Graz bei Leberoperationen aus: Erstmals wurde ein lateraler Leberlappen laparoskopisch entfernt.  
Dabei bekommen Patienten drei Hohlnadeln durch die Bauchdecke eingeführt, durch die chirurgische Geräte an den Operationsort gebracht werden. Unter Video-Sicht (Laparoskopie) wird der Eingriff durchgeführt.

Das Ergebnis: raschere Erholung und dadurch verkürzter Spitalaufenthalt sowie geringere Schmerzbelastung.
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Derzeit vorrangig Entfernung gutartiger Tumore
Im deutschsprachigen Raum wurden solche Eingriffe an der Leber erst wenige Male durchgeführt, so Wolfgang Schweiger, Leiter der Chirurgischen Endoskopie an der Universitätsklinik in Graz, im Gespräch mit der APA. Vorerst werden in Graz laparoskopische Resektionen am Leberlappen und am vorderen Rand der Leber durchgeführt. Schweiger rechnet künftig mit 25 derartigen Operationen pro Jahr. Derzeit werden vorrangig gutartige Tumore mit dieser Operationsmethode entfernt. Für die Zukunft sei aber auch die Entfernung verschiedener Lebertumore und -metastasen denkbar.
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13 Zentimeter große Zyste entfernt
Die in Graz erstmals durchgeführte Entfernung eines lateralen Leberlappens mit minimal-invasiver Operationstechnik erfolgte an einer 47-jährigen Patientin. Sie hatte eine 13 Zentimeter große Zyste auf dem linken Leberlappen.

Bisher wurden lediglich Teilresektionen von Zysten laparoskopisch durchgeführt - mit dem Nachteil eines möglichen Rückfalls durch neuerliche Zystenbildung. Durch eine komplette Resektion ist eine Neubildung auszuschließen. Die Patientin konnte bereits sechs Tage nach der Operation entlassen werden.
Lebereingriffe generell heikel
Lebereingriffe sind generell heikel, weil es sich dabei um ein stark durchblutetes Organ handelt und immer größere bedrohliche Blutungen auftreten können, erklärte Wolfgang Schweiger, Leiter der Chirurgischen Endoskopie an der Universitätsklinik in Graz.

Die laparoskopische Operationstechnik reduziere deutlich das Operationstrauma an der Bauchdecke, da nur mehr kleine Einstiche von fünf bis zehn Millimeter notwendig seien. Bisher war für klassische Leberoperationen ein rund 25 bis 30 Zentimeter großer, winkelförmiger Schnitt im rechten Oberbauch notwendig, der die Bauchdecke erheblich in Mitleidenschaft zog.

Die Gefahr eines späteren Narbenbruches sei durch die minimale Schnittlänge weitaus geringer.
Videokamera und Stabform
Durch die kleinen Einstiche der "Knopflochchirurgie" werden eine stabförmige, einen Zentimeter breite Videokamera und die feinen Operationsinstrumente eingeführt. Der Chirurg sieht den Operationsbereich direkt am Monitor.
Blutgerinnung via Ultraschallscheren
Die Blutung wird mit speziellen Blut stillenden Ultraschallscheren unter Kontrolle gehalten. "Die Scherenblätter schwingen mit einer Frequenz von 40.000 Herz, dadurch entsteht eine Wärme von rund 60 Grad, durch die das Blut koaguliert, also gerinnt", erklärte der Chirurg.
->   Universitätsklinik für Chirurgie in Graz
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01.01.2010