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Gen-Chips: Neue Wege der Dopingjäger  
  Neue Wege bei der Doping-Kontrolle wollen Wissenschaftler von Seibersdorf Research beschreiten. Über offiziellen Auftrag der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) wird im Doping-Labor des Forschungszentrums derzeit eine Machbarkeitsstudie vorbereitet, inwieweit so genannte Gen-Chips zur Kontrolle von möglichen Dopingsündern eingesetzt werden können.  
Forschungs-Staatssekretär Eduard Mainoni (FPÖ), der sich vom Schaffen der Seibersdorfer Wissenschaftler am Donnerstag selbst ein Bild machte, gab sich überzeugt, dass man am Forschungszentrum auch gegen neue Entwicklungen auf dem Doping-Sektor "eindrucksvoll gerüstet" ist.
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Offizielles Olympia-Labor
Das Dopinglabor in Seibersdorf gehört zu den weltweit rund 30 Dopinganalysestellen, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zugelassen sind. Mehr als 2.500 Sportler pro Jahr werden hier getestet.
->   Österreichs erstes Dopingkontroll-Labor eröffnet (19.6.02)
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Unterscheidung von natürlichem und künstlichem EPO
Bereits jetzt arbeiten die Experten um den Leiter des Doping-Labors, Günther Gmeiner, im Auftrag der WADA an der Kontrolle von Doping-Proben bei den Olympischen Spiele in Athen. Mit einer neuen Methode werden Proben auf künstlich zugeführtes Erythropoietin (EPO) untersucht. EPO regt die Bildung von roten Blutkörperchen an und kann so zur Leistungssteigerung herangezogen werden.

Das Problem war bisher, dass EPO auch natürlich vom Körper gebildet wird. Durch die Untersuchung so genannter Isomerer Formen kann in Seibersdorf nun zwischen natürlichem und künstlichem EPO unterschieden werden. Erste Proben im Vorfeld von Olympia sind bereits in Seibersdorf in Arbeit.
->   Mehr dazu: Kamera entlarvt Doping-Sünder (12.12.03)
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EPO vermehrt rote Blutkörperchen
Das Dopingmittel Erythropoietin (EPO) ist vor allem im Ausdauersport sehr beliebt, da es die Zahl der roten Blutkörperchen vermehrt, die den Sauerstoff in die Muskeln transportieren. Das erhöht die Ausdauerleistung um acht bis zehn Prozent bei relativ geringem Gesundheitsrisiko. Nur bei extremer Überdosierung wird das Blut zu dick und kann die Adern verstopfen.
->   Mehr über EPO (Wikipedia)
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Chips zur Messung der Gen-Aktivität ...
Durch neue Gen-Analysen würden die Wissenschaftler und später auch die Doping-Labors erstmals nicht mehr nach den verbotenen Substanzen selbst fahnden müssen. Etwa Wachstumshormone aktivieren Gene, und genau dort will man ansetzen.

Genaktivität ist nämlich mittels so genannter Gen-Chips messbar. Im Detail führen aktive Gene zu einer Vermehrung der entsprechenden RNA in den Zellen. RNA ist ein der Erbsubstanz (DNA) ähnliches Molekül, das gleichsam die Informationen der DNA in die Proteinfabriken der Zelle, die Ribosomen, transportiert.
... eine weitere Methode zur Doping-Bekämpfung
Auf Gen-Chips kann RNA, die von einem bestimmten Gen stammt, spezifisch aufgespürt werden. So kann die Aktivität von bis zu 19.000 Genen auf einem Chip überwacht werden. Im Falle von Doping wären allerdings lediglich 20 bis 100 Gene interessant, entsprechend klein und vergleichsweise einfach könnte der spezielle Doping-Chip aussehen.

Mittels der Methode könnten auch unerlaubte, leistungssteigernde Machenschaften aufgespürt werden, wenn die verbotene Substanz im Blut nicht mehr nachweisbar ist.
Eine neue Herausforderung
Die Wissenschaftler denken aber auch schon weiter. In absehbarer Zeit könnte nämlich so genanntes Gen-Doping die Analytiker vor Probleme stellen. Dabei werden lokal - etwa in einen Muskel - Gene eingeschleust, die dann eine Leistungssteigerung bewirken. Chemische Substanzen wie Hormone müssten dabei nicht mehr zugeführt werden.

Mit dem Antidoping-Gen-Chip wäre aber auch derartiges aufspürbar. Erklärtes Ziel von Seibersdorf Research ist mittelfristig die Entwicklung eines derartigen Chips, der dann auch verkauft werden soll.
Mainoni unterstreicht Bedeutung des Labors
Mainoni zeigte sich während seines Besuchs in den Labors überzeugt, dass Genmanipulationen auch im Sport die Zukunft sein könnten. "Es könnte in Zukunft genmanipulierte Sportler geben", so der Staatssekretär.

Allerdings verfüge man in Österreich mit dem Forschungszentrum in Seibersdorf über eine weltweit höchst angesehene Einrichtung, wie solchen Strömungen entgegengewirkt werden könnte. Der neuerliche Auftrag der WADA an Seibersdorf sei jedenfalls ein Beweis für die Bedeutung des Zentrums.
->   www.antidoping.at
->   Chemische Analytik, Seibersdorf Research
->   WADA
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Zusammenhang von Leistungsdichte und Doping (5.8.04)
->   Olympia: Software hilft Dopingsünder überführen (3.8.04)
->   Muskel-Doping dank Gentechnik (17.2.04)
->   Forscher warnt vor "Gen-Doping" im Sport (29.10.03)
 
 
 
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01.01.2010