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Asexuelle Vermehrung bei Trüffeln entdeckt  
  Trüffel vermehren sich nach neuen Erkenntnissen von heimischen Forschern nicht nur über die bei Gourmets beliebten, schmackhaften Fruchtkörper. Es gibt auch eine unspektakuläre Methode - über asexuelle Sporen.  
Bei den neu entdeckten Vermehrungsstadien handelt es sich um einen dünnen, weißlichen Flaum, den die Wissenschaftler der Universitäten Wien und Innsbruck in naturnahen Wäldern des Waldviertels und des Wienerwaldes aufspürten.
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Asexuelle Vermehrung, wenn es rasch gehen soll
Asexuelle Vermehrung wird von Pilzen meist dann praktiziert, wenn es sehr rasch gehen soll. Das beste Beispiel sind Schimmelpilze, deren Lebensgrundlage - etwa ein Stück feuchtes Brot - nur wenige Tage zur Verfügung steht. Die Ausbildung komplizierter Strukturen für sexuelle Fortpflanzung würde da zu lange dauern. Mehr Zeit haben da schon unsere typischen Schwammerln im Wald.
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Im Kochtopf landet der Fruchtkörper
Das was letztendlich im Kochtopf landet, also der Fruchtkörper, ist der Ort, an dem sich die sexuelle Fortpflanzung der Pilze abspielt. Im Gegensatz zu vielen anderen Speisepilzen entstehen die Fruchtkörper der Trüffelarten unterirdisch.

Sie sind darauf angewiesen, dass Tiere - vornehmlich Schweine - auf Grund des intensiven Geruchs den Boden durchwühlen. Mit dem Fruchtkörper fressen die Tiere auch die sexuell entstandenen Sporen und verbreiten diese.
Neu: Flaum statt Fruchtkörper
Ganz anders verhält es sich mit den neu entdeckten, asexuellen Sporen. Es werden keinerlei Fruchtkörper ausgebildet, vielmehr knospen die Enden von Hyphen einfach aus und bilden den Flaum an der Oberfläche.

Verbreitet werden diese Sporen vermutlich mit dem Wind, daher haben sie auch nichts vom typischen Trüffelgeruch.
DNA-Analyse erbrachte Nachweis
Entdeckt habe man die asexuellen Trüffel-Sporen eigentlich zufällig, berichtete Alexander Urban vom Institut für Botanik der Uni Wien. Erst nach einer Analyse der Erbsubstanz (DNA) war klar, dass es sich um Trüffelarten handelt.

Mittlerweise steht für zwei Arten fest, dass asexuelle Vermehrung möglich ist, nämlich für die Weißliche Trüffel (Tuber borchii) und die Wenigsporige Trüffel (Tuber oligospermum).
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Zugleich Erstnachweis der Wenigsporige Trüffel in Österreich
"Der Fund von Sporenträgern der Wenigsporigen Trüffel Tuber ist zugleich auch der Erstnachweis dieser im Mittelmeerraum beheimateten Art in Österreich", so Urban. Jetzt gehen die Forscher der Frage nach, ob diese Trüffel bei uns auch zur Reife kommt, oder ob sich das Vorkommen auf die asexuelle Vermehrung beschränkt. Möglicherweise erobert der Pilz gerade unser Land, gefördert durch den Klimawandel.
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Ausblicke für Trüffelliebhaber?
Für die Praxis der Trüffelkultur eröffnet der Nachweis asexueller Vermehrung neue Perspektiven, ist der Pilzforscher überzeugt. Es muss vor allem geklärt werden, ob diese Art der Fortpflanzung auch bei den besonders begehrten Arten Burgundertrüffel (Tuber aestivum var. uncinatum), schwarzer Perigord Trüffel (Tuber melanosporum) und weiße Alba-Trüffel (Tuber magnatum) vorkommt.
->   Institut für Botanik der Universität Wien
->   Institut für Botanik der Universität Innsbruck
 
 
 
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01.01.2010