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Schneller, höher, weiter: Grenzen der Leistung  
  Olympische Spiele sind die Zeit der Rekorde und man fragt sich oft, ob Spitzenleistungen noch übertroffen werden können. Sind für den menschlichen Körper weitere sportliche Rekorde möglich? Wie schnell kann ein Mensch maximal laufen? Wie viel kann er im Extremfall stemmen? Noch sind die Grenzen der körperlichen Leistung nicht erreicht, sagt ein Wiener Sportwissenschaftler.  
Schneller, höher, weiter - doch alles hat seine Grenzen. Der Mensch stößt in seiner sportlichen Leistungsfähigkeit an Grenzen der Ausdauer, der Kraft oder der Psyche.

Weltrekorde spiegeln diese Grenzen wider: Nach wie vor erfolgen leichte Verbesserungen, meint Norbert Bachl, Leiter des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport in Wien, doch die Trendkurve flache ab.
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"Es wird immer schwieriger, Leistungen zu verbessern"
Bachl im Ö1-Mittagsjournal: "Das führt zu dem Schluss, dass wir die Grenzen der Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht haben, dass es aber immer schwieriger wird, Leistungen zu verbessern."
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Ausdauer ausgereizt
Im Herzkreislauf-Bereich, sprich in der Ausdauer, sei der Mensch aus biologischen Gründen an gewisse Grenzen gestoßen, sagt Norbert Bachl.

Punkte oder Hundertstel seien wahrscheinlich eher noch im Bereich der Muskulatur herauszuholen - durch ausgeklügeltes Zusammenspiel von Training und Regeneration, so der Sportwissenschaftler.
Rolle der Psyche und der Ausrüstung
Dazu komme, dass auch eine starke psychische Komponente für die sportliche Höchstleistung maßgeblich sei.

"Wenn es Menschen gibt, die unendlich willensstark sind und die im Wettkampf mehr mobilisieren können als ihre Gegner, dann sind auch von dieser Seite Möglichkeiten für Verbesserungen von Rekordleistungen drin", erklärt Bachl.

Auch ohne Doping, ergänzt der Sportwissenschaftler. Norbert Bachl hält z.B. eine Leistungssteigerung im Marathon für möglich. Und natürlich (weniger puristisch) in Sportarten, in denen die Ausrüstung eine Rolle spielt.
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"Errechnete" Grenzen als theoretische Bestleistung
Gewisse Grenzen der körperlichen Leistung wurden auch "errechnet". So wurde vor einigen Jahren die theoretische Bestleistung für 100 Meter ermittelt: 9,6 Sekunden (Herren). Derzeit liegt der Weltrekord der Männer bei 9,78. Auch für den Marathon der Frauen gibt es Berechnungen, so der Wiener Sportwissenschaftler. Demnach könnten in 30 Jahren Zeiten von zwei Stunden und elf Minuten möglich sein, heute liege der Rekord bei zwei Stunden 15 Minuten und 25 Sekunden. Doch das seien lediglich Berechnungen, nicht die absoluten Leistungsgrenzen des Menschen.
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Der kleine Unterschied als Grenze
Und dann gibt es noch den kleinen Unterschied: die sportliche Leistung von Frauen im Vergleich zu jener der Männer.

Der Gender-Gap im Spitzensport wird bleiben, lautet die Einschätzung des Sportwissenschaftlers: Es gebe schlichtweg physiologische und biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die man nicht wegtrainieren könne.

"Das Herz einer Frau ist z.B. kleiner, die Lunge ist anders, es gibt Unterschiede bei Muskel- und Fettmasse oder Unterschiede im Skelett. Diese Unterschiede ergeben einfach, dass für gewisse Disziplinen Frauen Nachteile gegenüber den Männern haben", so Norbert Bachl.
Sportlicher Gender-Gap im Spiegel der Jahrzehnte
Dem Thema hat sich unlängst auch das US-amerikanische Wissenschaftsmagazin "Science" gewidmet.

Vor zehn Jahren war vom Ende der Geschlechterdifferenz die Rede - Frauen haben nämlich im vergangenen Jahrhundert ihre Zeiten in Sprintbewerben doppelt so schnell verbessert wie Männer, bei den Langstrecken sogar noch schneller. Mittlerweile gehe die Leistungs- und Rekordschere wieder auseinander, so das Fachblatt.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Institut für Sportwissenschaften der Uni Wien
Mehr zu diesen Themen in science.ORF.at:
->   Ewiger Geschlechterunterschied im Sport? (30.7.04)
->   Alles zum Stichwort Doping im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010