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Auch antike Sportfans gerieten in Rage  
  Fanatismus bei Sportveranstaltungen ist kein Phänomen unserer Zeit: Am Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde der Universität Graz geht man der Frage nach, was die Gemüter antiker Sportfans erhitzte.  
Dabei zeigt sich, dass die Fans von damals jenen von heute in nichts nachstanden: Zuschauer gerieten bei Sportveranstaltungen aneinander und Tumulte im Publikum waren nicht selten.
Verhalten von Zuschauern im Blickpunkt
Der Grazer Altertumskundler Heribert Aigner und sein Team erforschen u.a. mit Hilfe literarischer und inschriftlicher Zeugnisse, antiker Münzen und Scherbenfragmenten im Rahmen eines FWF-Forschungsprojekts das Verhalten von Zuschauer bei sportlichen Aktivitäten im Altertum.

Der zeitliche und örtliche Rahmen umfasst die griechisch-römische Antike vom 8. Jh. v. Chr. bis zum 7. Jh. n. Chr.
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Ausschreitungen im Amphitheater: Zehn Jahre geschlossen
"In Pompeji wurde etwa das Amphitheater unter der Regierungszeit von Kaiser Nero auf Grund der Ausschreitungen für zehn Jahre geschlossen", schildert Aigner. Einen Eindruck über Vorsichtsmaßnahmen gegen Eskalationen gibt auch der römische Geschichtsschreiber P. Cornelius Tacitus (55-115 n. Chr.): Seine Schilderungen über die Verteidigung befestigter Plätze und über die Sicherheitsmaßnahmen bei den Dionysien in Chios lesen sich wie der Einsatzplan eines heutigen Polizeipräsidenten für sportliche Großveranstaltungen.
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Wenn Emotionen - und Kleider - hochgingen
Die Zuschaueremotionen konnten wahrlich hochgehen: Wie an einem Scherbenfragment aus dem 7. Jh. v. Chr. zu erkennen ist, warfen enthusiastische Zuschauer auch ihre Kleider in die Höhe.
Motive nicht sehr verändert
Die Motive für den Besuch von Sportveranstaltungen haben sich laut Aigner nicht sehr verändert: Das Publikum wollte "seine" Athleten gewinnen sehen.

Sport spielte im öffentlichen Leben eine große Rolle und Sportereignisse waren gesellschaftliche Anlässe: Sehen und gesehen werden - dieses Motto galt schon damals. Kein Wunder, dass diese Massenveranstaltungen für Kundgebungen aller Art herangezogen wurden, so Aigner.
Wenig über Olympia bekannt
Vom Treiben der Massen, die nach Olympia strömten, weiß man relativ wenig. Nicht nur die Geschichtsschreiber blendeten die Zuschauer weitgehend aus ihren Darstellungen aus, sondern auch die bildende Kunst.

"Die antiken Künstler hatten einfach kein Interesse daran. Sie konzentrierten sich ganz auf die Wettkämpfer, die ja als Helden im Mittelpunkt standen", so Aigner.
Monographie zum Thema
Die in Graz entstehende Monographie soll letztlich als Ausgangsbasis für Forschungen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen (Historiker, Soziologen, Anthropologen, Sporthistoriker etc.), aber auch einem breiteren Interessentenkreis dienen.

Am Institut wurden bereits sieben Quellendokumentationen zum Sport im Altertum (Diskus, Weitsprung, Speerwurf, Pankration, Boxen, Ringen, Laufen) publiziert.
->   Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde der Universität Graz
->   Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
->   Alles zum Stichwort Olympia in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010