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Tumorzellen im Blut für Brustkrebs-Prognose  
  Die Bestimmung der Zahl der im Blutstrom zirkulierenden Tumorzellen kann laut aktuellen Studien Hinweise auf die Bösartigkeit einer Mammakarzinom-Erkrankung geben.  
Das schreiben Massimo Cristofanilli vom Anderson Krebszentrum in Houston/Texas und Co-Autoren in der neuesten Ausgabe des "New England Journal of Medicine" (NEJM). Zwei Innsbrucker Experten haben dazu einen Kommentar in derselben Ausgabe der Fachzeitschrift verfasst, der zu Vorsicht mahnt.

Die gleiche Technik wird auch vom Wiener Biotech-Unternehmen Igeneon bei Studien über die Wirksamkeit von Krebs-Impfstoffen eingesetzt.
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Die Studie "Circulating Tumor Cells, Disease Progression, and Survival in Metastatic Breast Cancer" ist im "NEJM" (Bd. 351, S. 781, Ausgabe vom 19. August 2004) erschienen.
->   Original-Abstract der Studie im "NEJM"
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Mehr Krebszellen im Blut, höheres Geschwulstrisiko?
"Wir prüften die Hypothese, dass die Menge der zirkulierenden Tumorzellen das Überleben bei metastasiertem Mammakarzinom vorhersagen kann", schreiben die Forscher im "NEJM".

Die Hypothese liegt darin, dass vermehrte mit dem Blutstrom schwimmende Krebszellen auch auf ein größeres Risiko für die Neuentstehung von Tochtergeschwülsten bzw. auf eine aggressiver verlaufende Erkrankung hindeuten könnten.
Messungen bestätigten Theorie
Die Wissenschaftler bestimmten deshalb die Zahl der Tumorzellen im Blut bei 177 Brustkrebspatientinnen. Dies erfolgte vor einem neuen Behandlungszyklus (Chemotherapie) bzw. bei der ersten Kontrolle des Verlaufes der Erkrankung nach der Therapie.

Die Hauptergebnisse: Hatten die Frauen fünf oder mehr Krebszellen pro 7,5 Milliliter Blut, vergingen nur 2,7 Monate bis zum Fortschreiten der Erkrankung. Weniger Tumorzellen hingegen waren mit einem Stillstand des Leidens von sieben Monaten verbunden (durchschnittliche Überlebenszeit: 10,1 bzw. 18 Monate).
Mögliche Auswirkungen auf Therapie
Ähnlich deutlich war der Unterschied bei Messung der Zahl der Tumorzellen in der Behandlungspause: Bei wenigen bösartigen Zellen betrug die durchschnittliche Überlebensdauer mehr als 18 Monate, bei mehr Tumorzellen hingegen 8,2 Monate.

Eine mögliche Anwendung dieser Resultate könnte darin liegen, dass man Frauen mit Brustkrebs und vielen Tumorzellen im Blut besonders intensiv behandelt, andere "sanfter".
Österreichische Kollegen mahnen zu Vorsicht
Doch in einem Kommentar zu der Studie äußern sich der Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Innsbruck, Christian Marth, und sein Kollege Stephan Braun, noch vorsichtig: "Wir müssen zum Beispiel erst wissen, ob eine Veränderung der Art der Behandlung auf der Basis der Zahl der zirkulierenden Tumorzellen allein sich in eine Verbesserung des Zeitraums mit einem Stillstand der Erkrankung umsetzen lässt."
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Der Kommentar "Circulating Tumor Cells in Metastatic Breast Cancer - Toward Individualized Treatment?" ist im "NEJM" (Bd. 351, S. 824, Ausgabe vom 19. August 2004) erschienen.
->   Beginn des Kommentars im "NEJM"
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Technik von Igeneon in Österreich eingesetzt
Die Technik wird in der derzeit in Graz, Wien und Salzburg ablaufenden Wirksamkeitsstudie (Phase III) des Igeneon Krebsvakzins IGN101 mit 600 Brustkrebspatientinnen bereits eingesetzt. Das Vakzin soll Mikrometastasen bzw. "schlafende Krebszellen" bekämpfen helfen.

Die Wissenschaftler um Michael Gnant von der Universitätsklinik für Chirurgie in Wien untersuchen dabei auch, ob im Blut bzw. im Knochenmark der mit IGN101 Geimpften seltener oder weniger Tumorzellen festgestellt werden können.

Solche bösartigen Zellen sind bei Patientinnen mit Brustkrebs und einem hohen Rückfallrisiko bei 20 bis 25 Prozent im Blut und bei bis zu 30 Prozent im Knochenmark nachweisbar. Diese Werte könnten allerdings einen "Surrogat-Parameter" für den Zustand der Patientinnen bzw. den Effekt des Impfstoffs darstellen.
->   Mehr über IGN101 (Igeneon)
->   Anderson Krebszentrum in Houston
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Brustkrebs
 
 
 
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01.01.2010