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Rechtschreibung: Beamten-Treffen ohne Ergebnis  
  Wie erwartet ohne konkretes Ergebnis ist am Montag das Gespräch von Spitzenbeamten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zur Rechtschreibreform in Wien verlaufen. Mitglieder riefen zur Gelassenheit in der Diskussion auf.  
Rat statt Kommission?
Diskutiert habe man den deutschen Vorschlag, als Nachfolger für die im kommenden Jahr auslaufende Zwischenstaatliche Kommission einen Rat für deutsche Rechtschreibung einzurichten, betonte die im Bildungsministerium für die Reform zuständige Sektionschefin Heidrun Strohmeyer nach der Sitzung vor Journalisten.

Die Ergebnisse dieses Gesprächs würden in einen Entwurf einfließen, der von deutscher Seite vorgelegt werde. Von den deutschen und Schweizer Vertretern gab es keinen Kommentar.
"Österreich steht zu Reform"
Besprochen worden seien die Aufgaben des künftigen Rats und der Geltungsbereich der Rechtschreibregeln in der Schule und der Verwaltung, so Strohmeyer. Gesprächsinhalt sei ferner die Zusammensetzung des Rats gewesen.

Über die Zukunft der Rechtschreibreform nach den jüngsten Entwicklungen habe man hingegen nicht gesprochen. Österreich stehe aber weiter zu den neuen Schreibregeln, betonte Strohmeyer: Dazu gebe es eine politische Entscheidung, an der festgehalten werde.
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Die Teilnehmer
An der Sitzung nahmen neben Strohmeyer der Generalsekretär der deutschen Kultusministerkonferenz, Erich Thies, der Generalsekretär der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, Hans Ambühl, der Vorsitzende der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung, Karl Blüml, und der im Bildungsministerium mit der Umsetzung der Reform betraute Beamte Fritz Rosenberger teil.
->   Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung
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Blüml: "Ganzes nicht so tiefernst nehmen"
Verwundert über das Ausmaß der Diskussion um die Rechtschreibreform zeigte sich Karl Blüml im Anschluss an die Sitzung vor Journalisten. "Man soll das Ganze nicht so tiefernst nehmen. Es geht doch nur um die Schreibung, nicht um die Sprache."

Er wundere sich, dass die Reform noch Jahre nach der Einführung so viele Wellen schlage. Eine Rücknahme wäre gegenüber den Schülern "absolut unverantwortlich".
Rechtschreibung entwickelt sich weiter
Die Rechtschreibung entwickle sich ständig weiter, meinte Blüml zu den Aufgaben eines künftigen Rates - und das müsse beobachtet werden. Auch Änderungen zur ursprünglichen Reform habe es schon gegeben, verwies er auf den vierten Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission, der in einigen Bereichen eine Liberalisierung der Regeln vorsieht.

Seit der letzten großen Rechtschreibreform 1901 habe es immer wieder additive Änderungen und Einzelfallentscheidungen gegeben - mit der jüngsten Reform habe man wieder zusammengefasst und Regeln erarbeitet.
->   Mehr dazu: Neue Liberalisierungen der Rechtschreibreform (29.1.04)
Verlage brauche immer lange
Zur angekündigten Rückkehr einiger deutscher Medienhäuser und Verlage zur alten Rechtschreibung meinte Blüml, dass es bei allen Rechtschreibreformen rund 20 bis 30 Jahre gedauert habe, bis tatsächlich alle umgestellt hätten.

Außerdem stelle sich natürlich die Frage, zu welchen Schreibweisen man zurückkehren wolle: Vor der jüngsten Reform 1996 sei die Schreibung auch nicht einheitlich gewesen.
"Österreichisch" keine eigene Sprache
Wenig Gefallen fand Blüml an der Initiative einiger österreichischer Autoren, "Österreichisch" als eigene Sprache zu etablieren: "Österreichisch ist doch eine deutsche Sprache, und das soll es auch bleiben." Mittlerweile habe man endlich eine Übereinstimmung zwischen den Wörterbüchern der einzelnen Staaten geschafft.

Die derzeitige Diskussion um mögliche Alleingänge bei der Rechtschreibung wollte Blüml nicht überbewerten. So komme etwa die Schweiz seit den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts ohne "ß" aus und habe sich trotzdem nicht aus dem deutschen Sprachraum verabschiedet.
Aufruf zur Gelassenheit
Auch das gegenseitige Austauschen von unlogischen Schreibweisen zwischen Gegnern und Befürwortern der Reform sieht Blüml kritisch. Eine der Intentionen der Kommission sei es nicht zuletzt gewesen, der Rechtschreibung die derzeit überragende Wichtigkeit für den Schulunterricht zu nehmen.

So habe sich die Schweiz im Basisunterricht etwa bereits von der Vermittlung der Feinheiten der Getrennt- und Zusammenschreibung verabschiedet. Und: "Wer hat sich eigentlich vor der Diskussion um die Rechtschreibreform schon mit Getrennt- und Zusammenschreibung befasst?"
->   Archiv zum Thema in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010