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Wissenschafts-"Festival": EuroScience Open Forum  
  Die Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science (AAAS) ist derzeit unangefochten der größte Wissenschaftskongress der Welt. Doch in Zukunft soll das Spektakel ernste Konkurrenz bekommen: Seit Mittwoch findet in Stockholm das erste pan-europäische "EuroScience Open Forum" statt. Nach AAAS-Vorbild will die Tagung die europäische Wissenschaft ins Rampenlicht rücken - und dabei auch neue Wege gehen.  
Rund 3.000 Wissenschaftler aus mehr als dreißig Ländern treffen sich vom 25. bis 28. August 2004 in Stockholm zum allerersten "EuroScience Open Forum". Verläuft alles nach Plan, wird das ESOF künftig alle zwei Jahre stattfinden.

Man will ein Forum bieten für einen europaweiten interdisziplinären Austausch, aber auch für den Dialog mit einer breiten Öffentlichkeit und nicht zuletzt für Fragen der europäischen Wissenschaftsförderung.
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Eine Bottom-up-Initiative als Organisator
Organisiert wird die ESOF 2004 von Euroscience, einer europäischen Wissenschaftsinitiative mit rund 1.500 Mitgliedern aus vierzig Ländern. Laut Selbstbeschreibung handelt es sich um eine "pan-europäische Vereinigung von Einzelpersonen, die sich der Bottom-up-Gestaltung eines wissenschaftlichen Europas" verschrieben haben. Gegründet wurde Euroscience bereits 1997. Vertreten sind Wissenschaftler aller Disziplinen, also auch der Geistes- und Sozialwissenschaften.
->   Euroscience
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Die ehrgeizigen Pläne der EU
Die Europäische Union hat große Pläne, wie man weiß: Im Jahr 2000 setzte sich ein EU-Sondergipfel in Lissabon das Ziel, Europa binnen zehn Jahren zum "dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum" der Welt zu machen.

Bei dieser ehrgeizigen Vorgabe spielen natürlich auch Wissenschaft und Forschung eine entscheidende Rolle.
ESOF 2004 als erste große Leistungsschau
Die erste große Leistungsschau der europäischen Wissenschaft hat nun eine Bottom-up-Initiative namens Euroscience initiiert - wenn auch schlussendlich mit dem Segen der EU-Forschungskommission versehen. Das große Vorbild ist der jährliche Kongress der AAAS in den USA.
Offener Dialog und "Science in the City"
Die breite Wirkung der AAAS-Tagung auf Politik und Medien (und damit auf die Gesellschaft) hat die Gründer inspiriert. Eine Kopie will man dennoch nicht liefern - denn das US-Vorbild erschien den Organisatoren zu hermetisch.

Vielmehr soll gerade auch die Öffentlichkeit mit einbezogen werden. Statt abgeschotteter Expertentreffen sucht man den offenen Dialog mit allen Interessierten.

Eine Palette an speziellen Veranstaltungen und Aktionen richtet sich beispielsweise an Schüler und Schulen. Und unter dem Motto "Science in the City" sind auch zahlreiche Veranstaltungen wie Filme und Theaterstücke geplant, die die Forschung mitten in die Straßen der schwedischen Hauptstadt tragen sollen.
Globale Themen im europäischen Blickpunkt
Im Blickpunkt des ESOF steht naturgemäß Wissenschaft und Forschung "made in Europe". Das Themenspektrum ist weit gefasst: Klimawandel, Astrophysik, Neurologie, Evolutionsbiologie und Medizin sind ebenso vertreten wie etwa europäische Wissenschaftspolitik, Bioethik, der demografische Wandel und Wissenschaftskommunikation.

In seinen interdisziplinären Ansatz schließt das ESOF auch dezidiert die gerne vernachlässigten Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften mit ein. Und statt nationaler Rahmen für Forschung und Wissenschaft setzt man auf die gesamteuropäische Ebene.
->   Die Themen der "Scientific Sessions" im Überblick
Anton Zeilinger - "How to write a best seller"
Beim ersten Treffen 2004 in Stockholm werden im Rahmen des Programms mehr als 80 wissenschaftliche Sessions angeboten, zahlreiche Seminare sowie Plenarvorträge mit mehr als 250 Vortragenden aus 33 Ländern.

Zu diesen zählt auch der österreichische Experimentalphysiker Anton Zeilinger. Er spricht im Rahmen einer Session zum Thema "How to write a best seller". Mit der Vermittlung von harter wissenschaftlicher Kost - in seinem Fall die Quantenteleportation - hat der Wissenschaftler schließlich einige Erfahrung, die auch in Buchform bereits vorliegt.
Eine echte "Graswurzel-Aktion"
Unterstützt wird die ESOF2004 unter anderem von der deutschen Robert-Bosch-Stiftung, vom britischen Fachmagazin "Nature" und - allerdings erst nach sehr langen Verhandlungen - von der Europäischen Kommission.

Die ESOF ist eine echte "Graswurzel-Aktion", denn vor allem einzelne Wissenschaftler und einige Stiftungen sind an dem Projekt beteiligt. Die großen Wissenschaftsorganisationen wie etwa der britische "Wellcome Trust" fehlen.

Die European Science Foundation (ESF), in der wiederum große europäische Organisationen wie etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft oder die Österreichische Akademie der Wissenschaften vertreten sind, war allerdings an der Planung beteiligt.
Die ESOF2004 als Test: Ist Europa reif dafür?
Dennoch, viele potenzielle Förderer haben sich noch zurück gehalten. Wie der ESOF-Mitbegründer Ekkehard Winter vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Mitte Juli in einem Interview in der "Zeit" erklärte, ist die erste Tagung in Stockholm nun ein wichtiger Test:

"Entweder es gelingt, und aus dem ESOF wird eine regelmäßige Veranstaltung - oder es zeigt sich, dass Europa dafür noch nicht reif ist."
->   Homepage der ESOF2004
->   Das Interview mit Ekkehard Winter in der "Zeit"
->   Forschungshomepage der EU-Kommission
->   AAAS
Mehr zu diesen Themen in science.ORF.at:
->   Ausblick auf einen European Research Council (6.8.04)
->   Die Zukunft der Forschung und ihrer Grundlagen (2.10.03)
->   Gegen Barrieren: Der EU-Forschungsraum (26.9.03)
 
 
 
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01.01.2010